Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Weihnachten 2024

24/12/2024 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Weihnachten: Glaube gegen Unglauben. Sie kennen das aus Ihrer Familie: Der eine glaubt, die andere nicht. Nicht immer geht das gut.

Man sagt ja, Glaube sei etwas für Leute, die nicht denken wollen; die Halt brauchen, also für Weicheier. Glaube hat viel Schaden angerichtet. Hexenverfolgungen! Daran hat man mich erst letzte Woche wieder erinnert. Am Postschalter. Wissenschaftler glauben nicht, sie wissen, sie haben Beweise. Ein leeres Grab oder ein kleines Kind in der Krippe ist kein Beweis! Und so weiter.

Wir müssen mal was klarstellen: Jeder Mensch glaubt. Irgend etwas. Sie überprüfen vielleicht ein paar Ihrer Überzeugungen, aber in den meisten Bereichen des Lebens vertrauen Sie anderen. Sie glauben also. Sogar Einstein glaubte. Er glaubte, die Trambahn werde verlässlich kommen. Beweisen konnte er’s nicht. Hitler war gläubig. Er glaubte: SS-Männer sind gut und alle Juden sind böse. Trump glaubt, die Amerikaner seien die tollsten Menschen der Welt. Das glaubt Putin nicht. Uli Höness glaubt, der FC sei fast so toll wie er selbst. Jeder glaubt; die Frage ist halt, was. Es ist offenkundig möglich, blanken Stuss zu glauben. – An Weihnachten wird auch allerhand geglaubt. Zum Bespiel: Weihnachten sei das Fest der Familie. Wirklich? Wo steht das? Im Evangelium sicher nicht. Dort ist Weihnachten das Fest der Erlösung.

Wenn sich diese Welt zum Guten wendet, dann an Weihnachten.

An Weihnachten gibt es diverse Gruppen. Die komplett Ahnungslosen. Viele, viele Menschen stehen vor einem geschmückten Baum, sogar in Dubai, aber sie wissen nicht, warum.

Es gibt an Weihnachten Gleichgültige, echte Gegner und die üblichen Gonzos. Geschenke und zwei Glühwein zu viel, ist das schon Weihnachten feiern?

Es gibt an Weihnachten auch die, die sich Gedanken machen; die sich Mühe geben, gute Menschen zu sein. Das sind gar nicht so wenige. Frauen und Männer, die ahnen, dass die schönen alten Traditionen das Land zusammenhalten, dass Familie und Gemeinschaft wichtig sind, wenn alles zerfällt; dass man anderen helfen soll, statt sie auszunehmen (anderen helfen, statt ständig über sich selbst nachzudenken, ist übrigens das Mittel gegen Krisen aller Art).

Die, die wirklich glauben, mit allem Drum und Dran, mit Herz, mit Verstand und Tun, die sind wenige. – Man kann glauben wollen. Heute bitte ich Sie alle: Gehören Sie zu denen, die wirklich glauben. Die die Welt retten. Ja. Die Welt braucht die Gläubigen, die echten, weil diese Welt die Hoffnung verliert. Die Welt braucht Zuversicht, und Zuversicht bringen die Penner nicht hin, die Menschen guten Willens nur so halb. Aber die echten Christen, die können Zuversicht verbreiten.

Denn sehen Sie: Es ist Weihnachten, und die Leute haben Angst. Angst, dass der Wohlstand vergeht, dass sie den Job, das Ansehen und das unbezahlte Haus verlieren. Angst vor einer Zukunft, die nicht gut ist. Dazu noch Parteien, die die Angst schüren und in Hass verwandeln. Ihre Führer*innen wissen, dass Hass den Menschen Sicherheit gibt. – Mit allem Ernst: Zorn tötet die Seele. Und die Beziehung zu Gott. Deswegen ist der Zorn eine Todsünde. Ich spreche nicht vom Ärger, der gwieder verraucht, sondern von dem Zorn, der in Deutschland geweckt und gepflegt und erhalten wird, vor allem im Netz. Bloß keine Nachsicht!

Jeder weiß, dass man ein Mail nicht im Zorn abschicken soll; dass eine Familie zerbricht, wenn alle zornig sind auf einander, aber in der Politik soll die Wut funktionieren? Sie können sich ärgern, kritisch sein, aber nicht zornig, nicht spalterisch. Vergeben! Zorn macht die Welt nicht besser. Vergebung macht Hoffnung.

Was hilft? Das fromme Gerede der Berufskatholik*innen, die tun, als gäbe es keine Konflikte, hilft sicher nicht. Das Ich-mach‘-das-schon á la Kanzler und Söder auch nicht. Verdrängung hilft nicht. Wenn Sie verdrängen wollen, gehen Sie Glühwein kippen. Wo Jesus ist, da ist Wahrheit, nicht Verdrängung.

Mich kostet die Wahrheit Kraft, aber ich bin sicher: Es muss sein. Die Furcht kann nur bezwingen, wer sie anschaut und aushält. Zugeben ich habe Angst: Wer diesen Mut hat, der kann Hoffnung schaffen. Was soll aus der Kirche und aus Deutschland werden ohne Hoffnung? Und ich meine nicht die Hoffnung, andere zu besiegen. Die sehe ich an der Krippe nirgendwo. Ich meine die Hoffnung, dass es gut wird. – Im kirchlichen Milieu setzt man „erlöst“ gleich mit bunten Regenbögen. Quatsch. Erlöst sein, das bedeutet nicht säuseln, sondern Festigkeit, Klarheit, eine ganz neue Art von Freude. Man kann hoffen wollen. Wir Christen haben die Pflicht zu hoffen für die Welt.

Und warum hoffen wir? Wegen all dessen, was auf diese Nacht folgt.

Merken Sie sich die Große Geschichte von Weihnachten gut, erzählen Sie sie den Kindern weiter. Sie geht so: Menschen geht es schlecht, sie haben Angst vor den anderen, vor dem Leben, vor sich selbst. Über Generationen hin. Dann kommen welche, die den anderen sagen: Es gibt Rettung. Es wird einer kommen, der uns rettet. Und dann liegt da ein kleines Kind. Draußen vor dem Stall geht der Irrsinn weiter, aber das Kind ist da und geht nicht mehr weg. Es wird groß werden und wird leiden, aber es wird leben. Das Kind, Der Sohn wird auf seinen Vater schauen, auf Gott. Der weit, weit weg ist und ganz, ganz nah.

Nur dieses Kind zählt. Schauen Sie es an, ganz ruhig. Maria ist nicht wichtig, Joseph ist nicht wichtig, Zimtsterne sind nicht wichtig, die Schwiegermutter ist nicht wichtig. Nur der Erlöser. Er ist da.

In der Heiligen Nacht ist alles, wie es immer ist – und zugleich ganz anders. Die Menschen und Dinge sehen aus wie immer, aber irgendwie sind sie wertvoller, sie leuchten. Die Welt ist, als würde sie viel mehr wiegen als sonst und zugleich ganz leicht. Weihnachten bedeutet: Es wird ganz anders. Das ist die Zuversicht der Christen.

FÜRBITTEN

Gebet für eine Fremde oder einen Fremden.
Ich bete, dass dein Kind nie elend hinter Stacheldraht eingesperrt sein wird. Stille.
Ich bete, dass deine Enkel nie einen Winter im Dreck in einem Zelt verbringen müssen, einen halben Kilometer vom Gemeinschaftsklo entfernt, mit Skorpionen unter der Bettdecke. Stille.
Ich bete, dass dein Zuhause nicht in Schutt und Asche gelegt wird. Stille.
Ich bete, dass nicht das Handy dein einziger Kontakt zu deiner Familie ist. Stille.

In der Taufe wurden wir auf geheimnisvolle Weise wiedergeboren: durch denselben Heiligen Geist, der das Kind in Maria erschaffen hat. Deswegen heißt es im Evangelium von uns Getauften: „Die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“
Beten Sie jetzt für den Menschen neben sich: Dass er leben kann aus der Taufe. Stille.

Die Festtage: einen Moment anhalten, weg vom Druck der letzten Wochen.
Das offene Herz entdecken. Freundlichkeit, Verzeihung, Hilfsbereitschaft.
Und verstehen: Liebe ist das schönste Geschenk, das man bekommen kann. Stille.

Weihnachten ist der Neubeginn, den Gott macht.
Wir Menschen können die Initiative ergreifen und Neues in Bewegung setzen.
Wir beten in Stille.
„Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler. Sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt“ (Is 40).
Wir beten für unsere vier Großeltern, für unsere acht Urgroßeltern. Stille.
Wir beten für die toten Priester dieser Kirche. Stille.
Wir beten für… (Namen aus den Intentionen). Stille.

Wir beten um Frieden. Stille.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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