Erster Adventsonntag (Lesejahr C)
Erster Adventsonntag (Lesejahr C) Predigt in Rettersheim am 01. Dezember 2024 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Die Bibel ist widersprüchlich. Das Dogma ist alt. Der Glaube ist für Menschen, die nicht denken wollen. Die Leute werden immer verrückter. Und wir wissen nicht wann, nicht wie und nicht warum. Was bleibt da noch? Was genau bleibt Ihnen in so wirren, schwierigen Zeiten? Blicken Sie noch durch? Oder haben Sie im Gegenteil alles gecheckt und wissen, wer schuld ist? Was gibt Ihnen heute Halt? „Siehe, Tage werden kommen…“ Reicht Ihnen das? Mir schon. Vielleicht auch nur, weil es reichen muss; weil wir wirklich nicht mehr haben als eine Verheißung. Der Glaube ist: Verheißung und Vertrauen. Alles andere ist Beiwerk. Natürlich ist die Bibel voller Widersprüche und Dunkelheiten. Weil nicht die KI sie geschrieben hat, sondern viele ganz unterschiedliche Menschen, die Dinge ausdrücken mussten, die kaum in Worte zu fassen sind. Natürlich ist das Dogma, die Lehre der Kirche alt. Aber nicht tot und nicht dumm. Natürlich werden die Leute immer narrischer, aber war das nicht immer wieder so? Wenn ich in den alten Filmen sehe, wie begeistert die Leute dem Hitler zujubeln, kann ich nur denken: alle verrückt. Und natürlich wissen wir nicht, was wird. Keiner von uns kennt die Zukunft. Wir kennen noch nicht einmal den Abend dieses Tages. Ja, und? Was genau ist daran so schlimm? Gerade in schwierigen Zeiten muss man klarkriegen, worauf man sich verlässt. Soll ich mich auf Bernd Höcke verlassen? Auf mein Konto? Auf die Ärzte? Auf Sandra Maischberger oder lieber Carmen Miosga? Oder auf meine Familie? Überlegen Sie in diesem Advent: Worauf baue ich? Was macht mich ruhig und fest? Worauf bauen Christen? Auf Christus. Und worauf baut Jesus Christus? Auf den Vater. Die Texte dieses Sonntags sind klar: Der Gott Israels ist das Fundament. Was ist Ihr Fundament? Der Vater im Himmel? Seit es die Kirche gibt, seit es die Welt gibt, erleben Menschen schwierige, schwere, unsichere Zeiten; wer die Bibel liest, weiß das, wer Geschichtsbücher liest, weiß es erst recht. „Nehmt euch in Acht, dass Rausch, Trunkenheit und die Sorgen des Alltags euch nicht verwirren“, hieß es in der zweiten Lesung. Meinen Sie ernstlich, mit Rausch sei nur der Alkohol gemeint? Es gibt auch den Rausch der Karriere, des Geldes, den lärmenden Rausch der Medien, alles, was das ruhige Nachdenken verhindert. Vergnügungen ohne jedes Maß, Süchte aller Art, Sorgen, die in Wahrheit blinde Panik sind, verhindern diese Klarheit, machen wirre Zeiten. „Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt euer Haupt; denn eure Erlösung ist nahe.“ Dieses Wort macht mich ruhig, fast heiter. Das Evangelium macht ruhig und gleichzeitig lebendig. Die beste Mischung, die es gibt. Man muss halt hinhören. „Eure Erlösung ist nahe.“ Vertrauen also. Vertrauen ist aber nicht steril, sondern fruchtbar. Vertrauen verändert die Welt. Gewalt auch, stimmt. Für was sind Sie? Mehr Gewalt oder mehr Vertrauen? „Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander.“ So beschreibt Paulus, wie das Vertrauen wirkt. Das Kennzeichen für den echten Glauben ist eine Gemeinde, die immer mehr von der Liebe geprägt ist. Die, wie Paulus es nennt, „Gott gefällt“. Es geht um Ihre innere Ausrichtung auf Gott. Klar, dass man damit nie fertig ist, sondern immer am Üben, um „noch vollkommener zu werden“, wieder Paulus. Konkret geht es darum, den Alltag zu heiligen. Mehr Liebe, mehr Frömmigkeit. Das Gegenteil davon ist Resignation. Ein echter Christ kann nicht resignieren. Christen warten auf die Wiederkunft Jesu. – Sie wissen hoffentlich, dass der Advent für Christen weniger mit Geschenken, viel zu süßem Gebäck, Weihnachtsfeiern und Weihnachtsmärkten zu tun hat, sondern mit der Wiederkunft Christi. Das ist das echte Hauptthema des Advents: Warten auf Christus, gleich ob er in ein einzelnes Herz kommt oder in eine ganze Welt. Sie könnten in diesem Advent einfach mal warten. Christen sind Menschen, die warten. Wenn die anderen spüren, dass Sie in Erwartung sind, kann das die Perspektive ändern. Das ist eine echte Chance in dieser Zeit. Sie können dazu beitragen, dass die einen Dinge an Bedeutung verlieren – „ist das wirklich wichtig?“ – und die anderen an Bedeutung gewinnen. Zehn Minuten wirklich zuhören sind wichtiger als zehn Minuten Basteln. Eine echte Verzeihung ist noch wichtiger als ein Familienessen. Wenn Sie es so angehen, sind Sie am Ende der Adventszeit nicht fix und alle, sondern klarer, ruhiger, ein besserer Mensch. „Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt euer Haupt.“ Wer einem guten Menschen begegnet, der kann sein Haupt erheben. Der hat wieder Hoffnung. „Eure Erlösung ist nahe.“ „In jenen Tagen“ wird der Vater alle Tränen von ihren Augen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine dumpfe Trauer, keine Schreie der Verzweiflung und keinen peinigenden Schmerz. Denn alles, was früher war, ist vorbei. FÜRBITTEN Gott ist keine „höhere Macht“, sondern unser Vater im Himmel. Gib uns Hoffnung! – Wir beten in Stille. Manchmal verstehen wir Gott nicht. Aber wir wissen immer: Gott will uns gut. Gib uns Hoffnung! – Wir beten in Stille… Jesus ist von den Toten auferstanden. Gib uns Hoffnung! Das Reich Gottes breitet sich aus mit jeder liebevollen Tat. Gib uns Hoffnung! Gib uns Liebe zu einander. Gib uns Liebe zu denen, die uns in dieser Woche begegnen. Gib uns den Wunsch, Gott zu gefallen. Lass unsere Beziehung zu Gott stärker werden. Heilige unsere erste Adventwoche: unsere Beziehungen, unseren Arbeitsplatz, unsere Freizeit, unseren Schlaf. So viele Kranke zählen auf unser Gebet. Befreie die Welt von Männern und Frauen, die über die Leichen von Kindern gehen. Gib den Ländern, die im Krieg sind, Frieden. Wir geben unsere Toten in deine Hände, Vater. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören