Freitag der 34. Woche im Jahreskreis
Freitag der 34. Woche im Jahreskreis (Offb 20 u. 21, Lk 21) Predigt am 29. November 2024 in Oberndorf Herz-Mariä Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Dunkle, ernste Worte in der Lesung. – Es gibt nicht wenige Christinnen, die der Meinung sind, diese Seiten der Bibel hätten im Gottesdienst nichts mehr verloren. Solche Leute sind auch der Meinung, man solle Kinder nicht zu Beerdigungen mitnehmen und am Grab wollen sie keine Trauerkleidung sehen. Politiker (und auch Priester) werden nicht danach beurteilt, ob sie mit Ernst bei der Sache sind, sondern danach, ob sie gut ankommen. Die hl. Kommunion soll kein ernster Moment sein, sondern… ja, was? Albern? Leicht? Harmlos? Dabei wissen Sie alle, dass es ernste Zeiten gibt. Sie alle wünschen sich, dass der Chirurg, der Sie operiert, mit Ernst bei der Sache ist, dass der Mann, der Ihnen sagt „Ich liebe dich“, es ernst meint. Der Jesus, den uns die Evangelien zeigen, ist ein ernster Mann. Nicht finster, nicht bitter, aber ernst. Ich nehme es wohl wahr, dass der Text aus der Offenbarung düster und angsteinflößend ist. Ich nehme ja auch Krankenhäuser wahr und die Nachrichten aus der Welt von heute. Ich kann ernste Musik aushalten und ernste Fragen. Ich bin erwachsen. Die Frage ist nicht, das alles auszublenden und aus der Kirche ein Lillifee-Land zu machen. – Vielleicht wäre es gut, die Priester würden sich öfter im Leben eine blutige Nase holen, beim ernsthaften Studieren z. B. oder in der Liebe. So wie es derzeit ist, müssen sie ja noch nicht einmal renitente Teenager aushalten. Anders als die Eltern. Die Frage ist also: Wie können wir Christen mit den Schrecken dieser Welt umgehen? Antwort: Den Schrecken, auch den Schrecken der Bibel, wirklich wahrnehmen. Nicht gleich wegschauen und shoppen gehen. Die Lesung zwingt uns, auf Wirren, Gewalt, Streit und Tote zu schauen; schon aus Solidarität mit denen, die all das am eigenen Leib erfahren. Die Lesung spricht sogar vom „Satan“. Das ist der, der verführt. Wir sind verführbar; wer verführbar ist, ist nicht stark. Nicht sicher. Die Lesung erinnert mich an das, was ich in Wahrheit bin: nicht gefestigt. Sie spricht auch davon, dass man das Falsche anbeten kann und dass es das richtige Nein gibt. Und vom Gericht erzählt sie. Nicht das Netz merkt sich alles, Gott merkt sich alles, aber anders. Gott sieht uns liebevoll, das Netz sieht uns, als seien wir Zahlen. Diese Lesung ist rätselhaft. Seit jeher überlegen Menschen: Wie genau ist das alles gemeint? Sind „1000 Jahre“ buchstäblich 1000 Jahre oder ist nur gemeint: eine lange Zeit. – Es ist noch nicht so lange her, dass man in Deutschland vom „Tausendjährigen Reich“ träumte; machen ja vielleicht wieder welche… (1)? Sehen Sie: Die Bibel ist von heute. Schließlich wird uns gesagt, dass der Himmel, den wir sehen und die Erde, auf der wir leben, vergehen werden. Das ist nicht schockierend, das ist einfach wahr. Ich werde vergehen; diese Kirche hier hat es einmal nicht gegeben, jetzt steht sie, eines Tages wird sie nicht mehr da sein. Nur eines wird bleiben: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Es bleiben die Worte; es bleibt der, der sie spricht und es bleiben wir, die hören. Lernen Sie allein zu sein mit sich selbst und mit Christus. Mit all dem kann ich umgehen, auch wenn ich mich zusammennehmen muss und tapfer sein muss. Ich kann das, weil ich weiß: Das Reich Gottes ist nahe. Es ist schon mitten unter uns. Stimmt, das ist Glaubenssache. Aber ich finde es nicht schlimm zu glauben. Der echte Glaube richtet weniger Schaden an als die Fake-News, als das Nachplappern oder das Manipulieren der Wahrheit. Echter Glaube ist nämlich nichts anderes als Vertrauen, Treue und Geduld. Schwierige, schwere Zeiten? Gehen Sie vorwärts mit Vertrauen, Treue und Geduld. * „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat“ (Röm 8,35.37). (1) Adolf Hitler „verkündete am 1. September 1933 offiziell, dass der von ihm geführte Staat ein ‚Drittes Reich‘ sei, das ‚tausend Jahre‘ dauern werde“ (Wikipedia, 28.11.2024). FÜRBITTEN Viele Menschen sind verwirrt und ratlos. Heiliger Geist, hilf uns, die Zeichen der Zeit zu verstehen. Gib uns ruhige Klarheit. „Meine Worte werden nicht vergehen.“ Alles scheint sich zu verändern. Christus, sei du unser Halt. „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde.“ Heiliger Geist, mache uns innerlich neu. So viele Kranke zählen auf unser Gebet. Befreie die Welt von Männern und Frauen, die über die Leichen von Kindern gehen. Gib den Ländern, die im Krieg sind, Frieden. Wir geben unsere Toten in deine Hände, Vater. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören