Ortsversammlung Malteser Wertheim
Ortsversammlung Malteser Wertheim Geistliche Einführung am 29. November 2024 Das Jahr 2024 geht zu Ende, das Kirchenjahr endet sogar schon morgen Abend. Der erste Adventsonntag markiert für die Christen das neue Jahr. Das alte Jahr war nicht einfach, für die Welt nicht, für Europa und Deutschland nicht. Selbst wenn Sie selbst es vielleicht gut herumgebracht haben: Sie kennen bestimmt genug Menschen, für die es eine schwere Zeit war. Ganz bestimmt für die, die um Tote trauern und mit der Lücke in ihrem Leben umgehen müssen. Seit unserer letzten Ortsversammlung am 24. Mai 2023 sind diese Ehrenamtlichen gestorben: 17.07.2023 Dr. Horst Müller (Ehrenamt Hospiz) 06.09.2023 Rita Bannwarth (Verwaltungskraft) 15.09.2023 Dieter Bär (Ehrenamt Besuchsdienst) 07.10.2024 Walter Hund (Ehrenamt Hospiz) 13.10.2024 Gabriele Flammersheim (Ehrenamt Besuchsdienst) Da nicht alle von uns gläubige Christen sind, will ich niemanden in eine peinliche Lage bringen. Ich spreche jetzt allein das berühmte Vaterunser, Sie können still mitbeten oder einfach zuhören. An unsere Toten können wir sicher gemeinsam denken. Ich danke Ihnen und möchte Sie nun etwas fragen. Warum machen Sie eigentlich bei den Maltesern mit? Natürlich gibt es allerhand verschiedene Gründe, vielleicht überlegt auch nicht jeder so ganz genau warum und wieso, aber eines scheint mir doch klar zu sein: Sie haben die Welt, in der Sie leben, zur Kenntnis genommen. Sie haben hingeschaut, gesehen, was fehlt und gesehen, was Sie können. Das hat Sie zu den Maltesern geführt: Wissen um unsere Zeit und Wissen um Ihre Fähigkeiten. Und der Wunsch, etwas zum Guten zu verändern. Wer vor allem sportbegeistert ist oder technikaffin, wird nicht zu den Maltesern gehen, sondern in die Schraubbude und den Sportverein. Wer die Zeit, in der er lebt, nie zur Kenntnis nimmt, irgendwo in den Wolken lebt, der wird nicht bei den Maltesern mitmachen. Den Menschen von heute fehlt etwas und Sie können etwas, das den Menschen hilft. Deswegen sind Sie hier. Wenn Sie die heutige Zeit, Ihre Welt in den Blick nehmen, was sehen Sie dann? Viele Menschen ohne Hoffnung. Sie sehen Pessimismus, Angst, stille Formen der Verzweiflung oder laute Wut. Damit wäre Ihre Aufgabe als Malteser doch klar: Hoffnung bringen. Können Sie das? Die Art, wie Sie mit Menschen umgehen, kann in dieser Welt die Hoffnung erhalten, dass doch nicht alle verrückt geworden sind, dass doch nicht alle Egoist*innen geworden sind. Können Sie sich vorstellen, wie weitreichend es wirkt, wenn einer, dem es schlecht geht, einen guten Menschen trifft? Überlegen Sie deswegen selbst, was das ist: ein guter Mensch. Finden Sie Ihre eigene Definition, die zu Ihnen passt. Sie sollen ja kein Abziehbild werden. Sie sollen gut werden. Sie können den Glauben an das Gute im Menschen erhalten. Das ist schon viel. Wenn ich aber von mir sprechen darf: Allein die Idee, ein guter Mensch zu sein, hilft mir persönlich nicht weit. Warum? Weil ich von Haus aus kein guter Mensch bin. Der gute Wille allein ist ein wackliges Fundament. Mit dem Glauben zusammen – guter Wille und Glaube – sieht es schon anders aus. Ich denke, dass sich nicht alle hier als Christen bezeichnen würden, deswegen kann ich vielleicht nur für mich sprechen. Aber vielleicht stößt das eine Türe bei Ihnen auf. Ich habe Hoffnung, weil Gott Vater ist, nicht eine unpersönliche „höhere Macht“. Ein Vater, der mir gut will. Egal, ob ich ihn immer verstehe oder nicht. Ich habe Hoffnung, weil Jesus von den Toten auferstanden ist. Weil das Reich Gottes sich langsam ausbreitet, mit jeder liebevollen Tat. Ich sehe den Irrsinn der Welt und die heutigen Gefahren, manchmal bin ich traurig oder ängstlich. Aber schlussendlich glaube ich. Übermorgen feiern wir den ersten Advent. Sie wissen vielleicht, dass der Advent für Christen weniger mit Geschenken, viel zu süßen Plätzchen, Weihnachtsfeiern und -märkten zu tun hat, sondern mit der Wiederkunft Christi. Christen sind Menschen, die warten. Wenn die anderen spüren, dass Sie in Erwartung sind, kann das die Perspektive ändern. Vielleicht ist das eine echte Chance in dieser Zeit. Sie können dazu beitragen, dass die einen Dinge an Bedeutung verlieren – „ist das wirklich wichtig?“ – und die anderen an Bedeutung gewinnen. Zehn Minuten wirklich zuhören sind wichtiger als zehn Minuten Basteln. Eine echte Verzeihung ist noch wichtiger als ein Familienessen. Wenn Sie es so angehen, sind Sie am Ende der Adventszeit nicht fix und alle, sondern klarer, ruhiger. Ein besserer Mensch. Ps 37,1-11 Errege dich nicht über die Bösen, * wegen der Übeltäter ereifere dich nicht! Denn sie verwelken schnell wie das Gras, * wie grünes Kraut verdorren sie. Vertrau auf den Herrn und tu das Gute, * bleib wohnen im Land und bewahre Treue! Freu dich innig am Herrn! * Dann gibt er dir, was dein Herz begehrt. Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertrau ihm; * er wird es fügen. Er bringt deine Gerechtigkeit heraus wie das Licht * und dein Recht so hell wie den Mittag. Sei still vor dem Herrn und harre auf ihn! Erhitze dich nicht über den Mann, dem alles gelingt, * den Mann, der auf Ränke sinnt. Steh ab vom Zorn und lass den Grimm; * erhitze dich nicht, es führt nur zu Bösem. Denn die Bösen werden ausgetilgt; * die aber auf den Herrn hoffen, werden das Land besitzen. Eine Weile noch und der Frevler ist nicht mehr da; * schaust du nach seiner Wohnung – sie ist nicht mehr zu finden. Doch die Armen werden das Land bekommen, * sie werden Glück in Fülle genießen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören