Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest des Hl. Wendelin

21/10/2024 


Die Predigt zum Anhören

Fest des Hl. Wendelin (Das Fest wurde nachgefeiert)
Predigt am 21. Oktober 2024 in Bischbrunn

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein zarter junger Mann in Weiß und Gold, zu seinen Füßen Lämmchen. Ein fader Heiliger mit faden Tieren. So steht der hl. Wendelin in St.-Laurentius, drunten in Marktheidenfeld. Die Figur sagt viel über schlechte religiöse Kunst und über Pfarrer, die solche Werke kaufen. Über den echten Wendelin sagt sie nichts [1].

Der Mann war Ire. Geboren Mitte des 6. Jahrhunderts, Sohn eines Fürsten, hochgewachsen wie es heißt. Irland war damals die Insel der Seligen. Verschont geblieben von den Krisen des Kontinents, war Irland das Bildungszentrum Europas. An die 3000 Klöster gab es auf der grünen Insel. Kloster, das bedeutete Bildung. In den Klöstern Irlands wurde Wissen weitergeben; altes keltisches Wissen und das, was das Christentum von den Juden und Griechen mitgebracht hatte. Die Klöster waren, sagt der hl. Kardinal Newman, „Speicher der Vergangenheit und Geburtsstätten der Zukunft“. – Eine schöne Devise für jede Gemeinschaft der Kirche. Auch für eine Pfarrei. Das könnten Sie sein: „Speicher der Vergangenheit und Geburtsstätten der Zukunft“.

Wendelin sei allen anderen an Gelehrsamkeit überlegen gewesen, erzählt man.

Bildung war damals nicht zu trennen von Gottsuche. Ganze Scharen von Gottesmännern zogen los von den irischen Klöstern nach Rom, um den Papst zu sehen, den Nachfolger Petri und dann irgendwo als Einsiedler zu leben. Allein mit Gott. Wendelin verschlägt es in die Gegend von Trier. Es wird erzählt, er habe bei einem reichen Gutsbesitzer um Brot gebettelt. Der aber sagt ihm: „Ein junger und kräftiger Bursche soll sich sein Brot nicht erbetteln, sondern arbeiten“, und schickt Wendelin zum Schweinehüten.

Freundlich und ohne Widerwort nimmt der große kluge Königssohn die Arbeit an. Er trifft hier auf eine Kultur, die kein Verständnis für sein Leben hat. Anders als in seiner frommen Heimat waren Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme nicht wichtig. Die Wirren der Völkerwanderung hatten ein Klima der Rücksichtslosigkeit geschaffen, es ging nur noch um Macht und Geld.

Hier wird das Leben des hl. Wendelin sehr modern: der Christ in einer Gesellschaft, die ihn nicht versteht.

Wendelin kennt den Psalm, in dem es heißt: „Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.“ Er vertraut Gott. Mehr braucht es nicht. Er will Gott finden, das zählt. Die Einzelheiten – Pläne, Vorlieben, Heimat, Herkunft – werden zweitrangig. Der Mann wird immer freier. Jene „Freiheit des Geistes“, von der das Tagesgebet seiner Messe spricht.

Wendelin wird also Hirte. Er tut seine Arbeit so gut, so freundlich, so buchstäblich wunderbar, dass es Eindruck auf den Gutsherrn macht. Nicht Wendelin verändert sich, der Gutbesitzer, der so boshaft, raffgierig, misstrauisch war, er wird verwandelt. Er bittet Wendelin um Verzeihung und schenkt ihm ein Stück Land für eine Einsiedelei. Der Kreis schließt sich. Wendelin bekommt genau die Lebensform, die er einmal gewollt hat. Er kommt an, weil er nicht geklammert hat an seiner Idee.

Wer hergibt, was ihm teuer ist, „wird dafür das Hundertfache erhalten. Und das ewige Leben gewinnen.“ Lehre des Evangeliums. Die Großzügigkeit Gottes kann Großzügigkeit im Menschen wecken.

Zu Wendelin dem Einsiedler strömt bald das ganze Volk der Gegend. Er weiß so viel über das Vieh, über die Heilpflanzen und über den Menschen! Bescheidenes, demütiges, freundliches Auftreten, tiefes Wissen, wacher Glaube: Wendelin formt eine ganze Zivilisation um. Alles, was er in seinem Leben getan und gelassen hat, – er war Königssohn, Hirt, Einsiedler, Abt – alles fügt sich jetzt zu einem Ganzen.

Das geht nicht ohne das Vertrauen, dass Gott führt, auch wenn es manchmal gar nicht so aussieht. Also starren Sie nicht auf den Moment, sondern blicken Sie auf das Ganze! Was ist schon ein scheinbar nicht erhörtes Gebet?

„Gefallen hat der Herr an denen, die ihn fürchten und ehren, die voll Vertrauen warten auf seine Huld“ (Ps 147).

[1] In Bischbrunn wird aufgrund eines alten Gelübdes das Fest des hl. Wendelin besonders gefeiert. Des Sonntags wegen wurde es auf Montag, 21. Oktober verlegt.

FÜRBITTEN

Wendelin ist der Schutzpatron der Hirten, Bauern und aller, die am Land leben.

Sankt Wendelin, verlass uns nie, / schirm unsern Stall und schütze unser Vieh. – Wir beten in Stille.

Jesus Christus, lehre die Christen in Bischbrunn, wie der hl. Wendelin im Gebet deine Nähe zu suchen. – Wir beten in Stille.

Gott, lass die Wohlhabenden und Reichen dieser Welt erkennen, dass sie mit ihrem Besitz dir verantwortlich sind. – Wir beten in Stille.

Heute ist auch das Fest der hl. Ursula. Wir beten für alle Frauen, die Jesus nachfolgen.

Belohne die in Bischbrunn, die ihrer Familie dienen oder einem kranken Menschen oder einem guten Werk in der Gemeinde.

Wir beten für unsere Kranken.

Wir legen Gott dem Vater unsere Toten in die Hand.

Heute ist auch das Fest des seligen Kaisers Karl von Österreich, der versuchte, im Ersten Weltkrieg Frieden zu stiften. Er ist gescheitert.

Im Rosenkranz-Monat beten wir bitte alle zusammen ein Ave Maria um den Frieden in dieser Welt.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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