Fest der Hl. Teresa von Jesus
Fest der Hl. Teresa von Jesus (Röm 8,22-27) Predigt am 15. Oktober 2024 in Trennfeld Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Als kleines Mädchen schnappte sie ihren jüngeren Bruder und zog mit ihm los, zu Fuß „nach Afrika, wo die Heiden sind“. Die beiden Kinder wollen Märtyrer werden. „Für Jesus!“ Auch wenn die Eltern den guten Plan störten: Mut, Hochherzigkeit, Verwegenheit, alles, was Teresa später auszeichnen wird, ist schon da. Wir bleiben immer die Kinder, die wir waren. Und dennoch verändern wir uns, hoffentlich. Zuerst wissen wir, dann wissen wir nichts mehr. Zuerst wissen wir: In Afrika, da sind die Heiden; zuerst wissen wir: Gott will Zeugnis, Martyrium, Gelübde, Gemeinschaft… Am Ende wissen wir nicht mehr, worum wir beten sollen und wie wir „in rechter Weise beten sollen“. – „Was soll ich denn mit Gott reden, außer ein paar Bitten?“ Mir scheint, viele kennen diese Frage. Die einen lösen sie, indem sie nur Formeln sprechen, die anderen, indem sie aufhören zu beten. Dabei sagt Paulus doch: „Der Geist selber tritt für uns ein.“ Der Heilige Geist betet an unserer Stelle. In uns. Später entscheidet Teresa sich für das Klosterleben. Sie fühlt sich dabei, so schreibt sie, „als würde sie jeden einzelnen Knochen zurücklassen müssen“. Diese Frau macht sich nichts vor. Realitätssinn und große Ehrlichkeit. Das Konventionelle, Süßliche, Blutleere, Enge, das einen an frommen Leuten so agacieren kann, geht ihr ab. Im Kloster übersteht sie drei Jahre schwerster Krankheit. Diese Frau lernt Schmerzen und Todesnot kennen. Dann geht ihr auf, dass ihr Leben bis jetzt bloß ein Kompromiss war; die letzte Hingabe fehlt noch. Was sie noch mehr erschüttert: Andere leitet sie an auf dem Weg der Liebe zu Gott, aber sie selbst geht diesen Weg nicht. Sie ist einfach eine anständige Ordensfrau, aber keine Heilige. Erst jetzt, nach Jahren im Kloster, geschieht die wahre Bekehrung. Jetzt erst wird ihr die große Aufgabe ihres Lebens gestellt: die Reform des Karmels. Der Orden war im Spanien des 16. Jahrhunderts niedergegangen. Dieser innere Auftrag bringt Teresa enorme Schwierigkeiten mit den Mitschwestern und der Hierarchie. Aber sie hält durch. Als Teresa 1582 stirbt, hat sie 17 Frauen-Klöster gegründet und fast ebenso viele Männerklöster. „Sie tätigte Grundstückskäufe“, heißt es, „führte Besprechungen, schrieb, fuhr umher – und zu gleicher Zeit führte sie ihr Leben innigster Vereinigung mit Gott.“ Teresa von Avila wusste: Wer sich aus eigener Kraft heraus perfektionieren will, der landet in Neurosen oder im Stolz der Pharisäer. Wer sich aber Gottes Gegenwart aussetzt, im inneren Beten, der lernt das Vertrauen, dass Gott dem Menschen die Vollkommenheit schenken will. „Beten ist“, sagt Teresa, „verweilen bei einem Freund, der uns liebt“. 1970 erhebt Paul VI. Teresa von Avila als erste Frau zur Kirchenlehrerin. Viele halten das Gebet für eine Zutat, ein privates Vergnügen, aber nicht für echte Arbeit. Die Lesungen dieses Festes zeichnen ein ganz anderes Bild vom Gebet. Da heißt es erstens: „Obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen wir in unserem Herzen.“ Das Gebet ist Seufzen. Darüber, dass die Welt nicht so ist, wie sie sein könnte. Nicht am Ziel, noch immer unterwegs. Darüber, dass der Abschied vom alten, gewohnten Leben so schwerfällt. Gebet ist schmerzhafte Teilhabe am Zustand dieser Welt. Zweitens heißt es: „Wir sind gerettet, doch in der Hoffnung.“ Das Gebet ist gelebte Hoffnung. Wir sind erlöst, das wissen wir durch den Glauben und durch den Heiligen Geist, der uns in unserer Taufe gegeben wurde. „Hoffen wir aber auf das, was wir nicht sehen“ – unsere Erlösung nämlich –, „dann harren wir aus in Geduld.“ Beten ist bewusstes, entschiedenes, ausharrendes Hoffen. Einen dritten Hinweis darauf, was das Gebet ist, gibt uns das Evangelium: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ Eine Begebenheit aus dem Leben der hl. Teresa, die als Ordensfrau „Teresa von Jesus“ hieß, illustriert diese Verbindung des Menschen mit Christus (…) Gebet ist: die Verbindung zu Christus realisieren, sie echt, Realität werden lassen, in diese Verbindung eintreten, – also aus sich selbst heraus, von sich selbst weg. Der Schritt weg von mir selbst, hin zu Ihm, das ist Beten. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören