Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Fest Mariä Heimsuchung

02/07/2024 


Die Predigt zum Anhören

Fest Mariä Heimsuchung (Zef 3,14-18; Lk 1,39-56)
Predigt am 02. Juli 2024 in Trennfeld St.-Georg

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ein „Bund“ ist nicht das gleiche wie ein „Vertrag“; der „Leib“ ist nicht dasselbe wie der „Körper“, und die „Heimsuchung“ ist nicht einfach ein Besuch. – Immer wieder hören Sie in der Kirche seltene Wörter. Das ist wundervoll. Ich bin sicher, dass es den Kindern, eigentlich Ihnen allen gut tut, wenn Sie hier die Poesie der Wörter und Gesten entdecken. Ich bin ja auch sicher, dass ein Märchen, vorgelesen vom Vater oder der Mutter einer Kinderseele besser tut als ein Trickfilm mit hektischen Bildern und pausenlosem Krach. Ich mag die Kraft der Moderne, aber nicht das Geschrei. Dabei geht es nicht bloß um Gefallen und Geschmack; es geht um das richtige Leben. Wer den Sinn hat für die einfache, kraftvolle Schönheit der Kirche, ist geschützt vor den Wogen des Billigen und Hässlichen. Kann eine Frau, die das Evangelium vom Besuch Marias bei Elisabeth hört, kann die sich wünschen, dass ein Mann wie Donald Trump sie berührt? Kann einer, der Maria sieht, wie sie zu jener „Stadt im Bergland von Judäa“ wandert, kann der sich wünschen, mit den Wutbürgern um die Häuser zu ziehen? Achten Sie auf die Schönheit, das macht Sie stark. Wenn Sie nicht wissen, was ich meine, vergleichen Sie einmal in Ruhe die Gebäude der alten Brauerei in Lengfurt mit den eiligen Fertig-Bauten an der Straße unterhalb davor; vom Blick hinüber nach Triefenstein gar nicht zu reden…

2. Juli, Fest Mariä Heimsuchung. – „Heimsuchung“ ist ein altes Wort, heute fast gleichbedeutend mit „Plage“. Zuerst bedeutet „Heimsuchung“ aber ganz einfach „Besuch.“ Maria besucht Elisabeth. Aber sie schaut nicht einfach vorbei zum Pizzaessen. Es ist ein heiliger Besuch.

„Den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast.“ Beim Rosenkranzbeten sollen wir uns vorstellen, wie das war mit Maria. So denke ich mir immer und immer wieder den Weg Marias zu Elisabeth: wen sie in Nazareth zurückließ, wem sie unterwegs begegnete, wie viele Menschen in jener Stadt in Judäa lebten…

So viele Menschen auf dem Weg, – und keiner hatte eine Ahnung. Keiner wusste, was Maria wusste. Spüren Sie die Einsamkeit dieser jungen Frau? Keiner, der sie sah, wusste, wer da an ihm vorüberging: der Erlöser, im Leib der Mutter. Maria war unter vielen Menschen allein. Nicht weil sie ihren eigenen Glauben hatte im Sinn von „ich glaube, was ich will“, sondern weil die Geschichte, die ein Mensch mit Gott hat, der eigentliche Glaube kaum mitteilbar ist. Wer weiß wirklich von Ihrem Glauben? Man kann von der letzten Schönstatt-Wallfahrt erzählen, aber das sagt noch nichts über den Glauben. Wer glaubt, ist allein und muss allein sein können, gerade heute, wo sogar die Illusion der Gemeinschaft verraucht. Wenn ich sonntags in der Kirche bin, nicht als Zelebrant, sondern als einfacher Gläubiger wie Sie und die paar wenigen Leute sehe, die aus dem Internet geklauten Predigten höre und das pausenlose Absingen von Liedern, nie Stille, dann bin ich allein. Die Gemeinschaft mit den Leuten ist dann nur noch trockener, gehorsamer Glaubensakt, keine Erfahrung mehr. Ich selbst halte eisern auf die Sonntagspflicht, aber ich kann verstehen, wenn mir Leute sagen: „Warum soll ich mir solche Messen antun?“ Für mich wird das Fest Mariä Heimsuchung auch zum Fest all derer, die allein sind im Glauben.

Maria ist also allein. Bis zu dem Moment, wo sie das Haus ihrer Base (!) Elisabeth betritt. Ein Mensch, der sie versteht. Beide Frauen erkennen einander. Die eine sieht die andere bis in die Tiefe. Sie sehen genau das, was die Lesung sagt: „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte.“ Für Maria stimmt das buchstäblich. Sie ist schwanger mit Gott.

Und wir? Wir sehen in der Beziehungslosigkeit, Sprachlosigkeit und Einsamkeit unserer Zeit heute zwei Frauen, die nicht mehr allein sind.

Ihre Begegnung wurde möglich, weil beide Frauen dem Antrieb des Heiligen Geistes gefolgt sind (Tagesgebet: „Vom Heiligen Geist geführt, eilte Maria… zu Elisabeth“). Was diese beiden Frauen reden, ist nicht ausgedacht, sondern geschenkt vom Heiligen Geist. Deswegen sind beide Frauen Prophetinnen. Propheten sehen, was wirklich ist und sagen, was ihnen von selbst nie in den Sinn gekommen wäre. Maria singt das „Magnificat“, das Lob Gottes, das seit fast 2000 Jahren jeden Abend in der Vesper, dem Abendgebet der Kirche, gesungen wird. „Meine Seele preist die Größe des Herrn!“

„Heiliger Geist“, das steht heute bei vielen für „Freiheit“, die in Wahrheit aber nur Willkür bedeutet, Bruch mit allen Bindungen. Man beruft sich auf den Heiligen Geist und sagt damit dem anderen: Du hast mir gar nichts zu sagen! Dann zählen nur noch Gleichgesinnte, Komplizen. – Maria und Elisabeth sind nicht Komplizinnen, nicht Verwandte, nicht Freundinnen, sondern Prophetinnen. Die beiden Frauen verstehen. Sie müssen nicht aus irgendetwas ausbrechen. Sie steigen aus ihrer Schwangerschaft ebenso wenig aus wie aus der Geschichte des Gottesvolkes. Elisabeth ist mit Johannes schwanger, dem letzten Propheten des Alten Bundes; Maria ist schwanger mit Jesus, dem Messias des Neuen Bundes. Zwei Frauen tragen nicht ihre Ideen weiter, sondern den Plan Gottes.

Vielleicht gehört es zu diesem Plan Gottes, dass die Kirche nie viele sind. Es gab Zeiten wie das Mittelalter, wo man denken konnte, die ganze Welt sei christlich. Aber nur weil man keine Ahnung hatte, wie groß die Welt wirklich ist. Die meiste Zeit ist die Kirche klein. Zwei Frauen, dann ein paar Hirten eine kleine Familie, drei Könige, zwölf Apostel, drei Frauen an einem Grab, ein Priester allein in einem fremden Dorf, eine Frau, die als einzige in ihrer Familie glaubt, eine andere, die stirbt, ohne dass einer weiß, dass sie getauft ist…

„Und Maria blieb etwa drei Monate bei ihr, dann kehrte sie nach Hause zurück.“ In Nazareth wissen sie noch immer nicht, wer Jesus in Wahrheit ist…

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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