Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Freitag der 10. Woche im Jahreskreis

14/06/2024 


Die Predigt zum Anhören

Freitag der 10. Woche im Jahreskreis (1 Kö 19,9a.11-16; Mt 5,27-32)
Predigt am 14. Juni 2024 in Oberndorf Herz-Mariä.

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ausbeute der letzten Wochen: In den Zeitungen vertritt eine Pastoralassistentin die Meinung, ohne Kirchenrecht werde alles gut. Das Gesetz der Kirche stört! – Die Fußpflegerin meint: Alle Ausländer, die sich nicht benehmen, ab in ein Lager! Das wäre gegen das Gesetz, aber egal (egal auch, was das kosten würde, was man in den Lagern mit den Leuten anfangen soll und was aus ihnen werden soll, wenn sie wieder aus dem Lager herauskommen. Oder sollen sie dort bleiben? Dort sterben? Hatten wir schon mal). – Im Wirtshaus sagt nächste: „Das Problem sind die Gesetze. Nur weil es die gibt, haben wir die Scherereien mit den Ausländern.“ – Die allgemeine Stimmung ist gegen das Gesetz. Können wir Christen da mitmachen? Nein. Denn die Gottesliebe und die Nächstenliebe sind Gesetz. Erlassen, gültig, verpflichtend.

Man verbreitet in Predigten und Kursen gerne die Idee, Jesus habe Schluss gemacht mit dem Gesetz. „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Usw. Hat Jesus das wirklich? Nirgendwo überlässt Jesus es dem Belieben des Einzelnen, das Gesetz abzuändern. Es braucht schon sehr gute Gründe, gegen das Gesetz zu verstoßen. Bloß weil ich Türke bin, 20 und einen Audi geleast habe, bin ich nicht von den Verkehrsregeln befreit. Bloß weil ich Pfarrer bin und es Fasching ist, habe ich nicht das Recht, die Heilige Messe in einem „lustigen“ Aufzug zu feiern. Ich fasse es nicht, dass ein Pfarrer das Opfer Christi feiert in weißen Jeans, mit einem alten Messgewand darüber und einem lustigen Hut auf dem Kopf. Kein Mensch wird mir erklären können, dass es wichtig ist, hier die Regeln zu brechen. Hier will einer machen, was ihm gefällt, das ist alles.

„Du sollst nicht die Ehe brechen!“ Das ist eines der Zehn Gebote. Dazu sagt Jesus: „Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat schon Ehebruch begangen.“ Was macht Jesus da? Er schafft das Gesetz nicht ab. Ganz im Gegenteil, er treibt das Gesetz auf die Spitze. Er treibt das Gesetz in das Herz hinein.

Bis zu Jesus ist es so: Was zählt, ist allein die Tat. Das war im alten Gesetz so und ist in der modernen Rechtsprechung wieder so. Keiner kann für seine Gedanken verurteilt werden. Jesus aber erhebt Anspruch auch auf unsere Absichten und Gedanken. Jesus fragt: Was wollte Gott wirklich? Dass wir uns an Vorschriften halten? Nein, Gott will das Herz. Jesus fragt jeden: Was geht in deinem Herzen ab? Wie weit gehst du für Gott? So weit wie für deinen Fußballverein? So weit wie für ein Paar coole Jordans?

Was die Lesung angeht, preisen die Prediger*innen das sanfte Säuseln, in dem Gott sich verbirgt und das keinen erschrickt. Sie übersehen das, was folgt. Dass es Gott nämlich nicht um das Säuseln geht, sondern um den Bund, also einen Vertrag zwischen Gott und dem Volk, um einen Rechtsakt, um den Gottesdienst und um den Geist, der sein Volk belebt. Es geht um die richtige Ordnung. Die soll der Prophet wiederherstellen.

Sogar ich merke, was jede Geschäftsfrau, jeder Verein, jeder Bauer merkt: Die Vorschriften gehen ins Absurde. Ich weiß auch, dass Gesetze überholt sein können und geändert werden können. Aber geprägt von der Heiligen Schrift und dem Recht der Kirche, kann ich mir eine Welt ohne Gesetz ebenso wenig vorstellen wie eine Welt ohne Gott. Mir graust vor einer Kirche und einem Staat, in dem jeder meint, er wüsste es besser als das Gesetz, Regeln gälten nur, solange sie einem gefallen; wenn nicht, dann fort mit ihnen. Das ist Anarchie und Tyrannei. Vorgesetzte, die sich nicht an das Recht halten, sind Tyrannen. Das Recht des Stärkeren.

Die Kirche, der Staat, die Familie können nur bestehen, wenn sich alle an die Regeln halten. Das aber bedeutet: nicht davon ausgehen, dass das, was ich gerade will, die Wahrheit ist. Ein bisschen Misstrauen gegen sich selbst darf schon sein… Das gehört zur Grundausstattung der Gewissensbildung.

Ich für meinen Teil gehorche. Auch Ihnen! Ich halte die Messe nicht, wie sie mir gefällt, sondern wie sie gedacht ist. Wenn ich täte, was mir gefällt, ginge es hier anders zu, glauben Sie mir.

Jesus hält sich an das Gesetz und er ist selbst Gesetzgeber, siehe die Bergpredigt. Was er bekämpft, ist die Haltung, die sagt: Ich erfülle meine Pflicht, aber mein Herz geht Gott nichts an. Dabei soll es doch so sein: Aus dem Herzen heraus wirkt der Heilige Geist in uns die Liebe. Liebe aber führt nicht zur Anarchie, sondern dazu, dass die Gesetze mit Liebe erfüllt werden. Wenn eine Gemeinde so lebt, dann hat sie beides: Ordnung und Harmonie.

Die Gesetze der Kirche haben, Sie werden es kaum glauben, etwas mit Christus zu tun. Weil die Kirche mit Christus ist. Die Gesetze sind formuliert von Juristen, sie werden umgesetzt von oft sehr mühsamen Menschen, stimmt. Aber die Kirche hat den Beistand des Heiligen Geistes. Auch dann, wenn sie Gesetze erlässt. Der Heilige Geist hört nicht auf, wo die Paragraphen anfangen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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