Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Elfter Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)

16/06/2024 


Die Predigt zum Anhören

Elfter Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) – (2 Kor 5,6-10)
Predigte in Bischbrunn Heiligste-Dreifaltigkeit am 15. Juni 2024 und am 16. Juni in Esslbach St. Margaretha

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Ihre Rede, wenn Sie in der Sonntagsmesse das Credo beten. – „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Gottes offenbar werden, damit jeder seinen Lohn empfängt für das Gute oder Böse, das er im irdischen Leben getan hat.“ Rede des Paulus an die Christen in Korinth. Damit hört es auch schon auf; solche Sachen sagt man heute nicht mehr. Sehr vielen Christ*innen ist der Gedanke unerträglich geworden. Früher hatten sie Angst vor dem Jüngsten Gericht, heute finden sie die Idee eine Frechheit. Ein anderer wird mich richten?? Im Fernsehen werden Jungunternehmer gerichtet, Tanzpaare und Topmodells, überall Konkurrenz und Gericht (Heidi Klum). Aber Gott richtet nicht, und Christus gibt keine Gesetze, so die Meinung. Es herrscht Widerstand gegen alle Regeln. In der Zeitung vertritt eine Pastoralassistentin die Meinung, ohne Kirchenrecht werde alles gut. So fördert man bei den Leuten die Idee, man brauche sich an die Regeln nicht zu halten. – Die Fußpflegerin meint: „Alle Ausländer, die sich nicht benehmen, in ein Lager!“ Das wäre gegen das Gesetz, aber egal (egal auch, was das kosten würde, was man in den Lagern mit den Leuten anfangen sollte und was aus ihnen werden soll, wenn sie aus dem Lager herauskommen. Oder sollen sie dort sterben?). – Im Wirtshaus sagt der nächste: „Das Problem sind die Gesetze. Nur weil es die gibt, haben wir die Scherereien mit den Ausländern.“ – Wieder eine andere sagt: „Das brauch ich dann einfach.“ Was? Sie will ihre Konkurrentin im Kampf um einen Mann fertig machen. Was auch gegen das Gesetz ist. Gegen das Gesetz des menschlichen Anstands und ganz sicher gegen das Gesetz der Nächstenliebe.

Denn, das ist Ihnen hoffentlich klar, die Gottesliebe und die Nächstenliebe sind Gesetz. Wir werden gerichtet werden nach diesem einen Maßstab: „Wer mich liebt, hält meine Gebote.“ So ist das mit Jesus.

Bei Paulus heißt es heute: „Deshalb suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim oder in der Fremde sind.“ Wir Menschen sind also daheim oder in der Fremde. Wir sind jung oder alt. Wir sind Mann oder Frau (in der Regel jedenfalls). Es gibt Gut oder Böse. Entweder-oder. Wir sind nicht allein, was wir tun hat Folgen, wir werden beurteilt. Kurz: Wir stehen unter dem Gesetz. Aber die Leute maulen: „Sie haben mir nichts zu sagen!“ Man hat Ansprüche und Rechte, aber keine Pflicht. Jahrhundertelang waren die Leute froh, dass es Gesetze gab. Das Gesetz ist ein großer Fortschritt der Menschheitsgeschichte. Mit Sklaven konnten die Mächtigen machen, was sie wollten. Sklaven waren keine Menschen, sondern Dinge. Menschen haben Rechte. Immer, überall. Das Christentum hat Sklaven zu Menschen gemacht. Und ihnen Gesetze gegeben statt Willkür. Gesetze bedeuten Freiheit.

Man verbreitet in Predigten und Kursen gerne die Idee, Jesus habe Schluss gemacht mit dem Gesetz. „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Usw. Hat Jesus das wirklich? Nirgendwo überlässt Jesus es dem Belieben des Einzelnen, das Gesetz abzuändern. Es braucht schon sehr gute Gründe, gegen das Gesetz zu verstoßen. Bloß weil ich Türke bin, 20 und einen geleasten Audi fahre, bin ich nicht von den Verkehrsregeln befreit. Bloß weil ich Pfarrer bin und es Fasching ist, habe ich nicht das Recht, die Heilige Messe in einem „lustigen“ Aufzug zu feiern. Da feiert ein Pfarrer das Opfer Christi in weißen Jeans, darüber ein altes Messgewand gehängt und auf dem Kopf ein lustiger Hut. Kein Mensch wird mir erklären können, dass es wichtig ist, hier die Regeln zu brechen. Hier will einer einfach machen, was ihm gefällt.

Sogar ich merke, was jede Geschäftsfrau, jeder Verein, jeder Bauer merkt: Die Vorschriften tendieren ins Absurde. Ich weiß auch, dass Gesetze überholt sein können, geändert werden können. Aber mir graust vor einer Kirche und einem Staat, in dem alle meinen, sie wüssten es besser als das Gesetz, Regeln gälten nur, solange sie einem gefallen, wenn nicht, dann fort. Kirche, Staat, Familie können nur bestehen, wenn sich alle an die Regeln halten. Das aber bedeutet: nicht davon ausgehen, dass das, was ich gerade will, die Wahrheit ist. Ein bisschen Misstrauen gegen sich selbst darf schon sein. Das gehört zur Grundausstattung der Gewissensbildung. – Ich für meinen Teil gehorche. Auch Ihnen! Ich halte die Messe nicht, wie sie mir gefällt, sondern wie sie gedacht ist. Es geht um das Recht, nicht um meine Vorlieben.

Im Evangelium geht es um das Reich Gottes. Das ist jenes Reich, in dem alle tun, was der Wille Gottes ist: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden!“ Jesus hält sich an das Gesetz und er ist selbst Gesetzgeber, siehe die Bergpredigt. Was er bekämpft, ist jene Haltung, die sagt: Ich erfülle meine Pflicht, aber mein Herz geht Gott nichts an. Das Reich Gottes sind nicht Mindestregeln. Das Reich Gottes ist das Herz, das Gott liebt. In einem Herzen, das Gott liebt, ist Christus der Gesetzgeber. Von innen heraus wirkt der Heilige Geist in uns die Liebe, und die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes. Liebe führt nicht zur Anarchie, sondern dazu, dass die Gesetze mit Liebe erfüllt werden. Wenn eine Gemeinde so lebt, dann hat sie beides: Ordnung und Harmonie.

Die Gesetze der Kirche haben, Sie werden es kaum glauben, etwas mit Christus zu tun. Weil die Kirche mit Christus ist. Die Gesetze sind formuliert von Juristen, sie werden umgesetzt von oft sehr mühsamen Menschen, stimmt. Aber die Kirche hat den Beistand des Heiligen Geistes. Auch dann, wenn sie Gesetze erlässt. Der Heilige Geist hört nicht auf, wo die Paragraphen anfangen. Er weht, wo er will, auch im Gesetz.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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