Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Vierter Sonntag der Osterzeit 2024

21/04/2024 


Die Predigt zum Anhören

Vierter Sonntag der Osterzeit 2024
Predigt am 21. April 2024 in Homburg St.-Burkhard

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Glaubensgespräch. Ich sitze in einer Runde mit sechs, sieben Menschen. Ist ja schön, dass sich welche zusammenfinden, um über den Glauben zu reden, über die Auferstehung diesmal. Das Gespräch geht auch gut, kein Streit, keine Dummheiten, es kommt etwas in Bewegung. Und dennoch, zuerst einmal: Nein. Nein, nein und immer wieder nein. Auferstehung? Nein! „Bei dem Thema wollte ich erst gar nicht kommen!“, sagt eine Frau sehr streng. Credo? Nein! Das Glaubensbekenntnis ist Zwang, sagt ein Herr. Die katholischen Bräuche, die Eltern damals? Wieder Nein! Denn auch das war nichts als Druck und Angst. Die Kirche? Geht gar nicht! Leibliche Auferstehung? Also wirklich nicht. Nein.

Was bleibt da noch? Frühling, das geht. Das Erwachen der Natur, neues Leben, Bäume, darauf können sich alle einigen. Immerhin. Und dann sagt eine Frau: Eine zweite Chance, das ist auch eine Auferstehung. Wenn jemand etwas Schlimmes getan hat, und es zeigt sich, dass sein Leben damit nicht aus und vorbei ist, dass er sich ändern kann, dass jemand zu ihm hält, obwohl er ein Verbrecher war: Das ist Auferstehung.

Und plötzlich leuchtet Morgenröte über den vielen Nein.

Sehr viel Nein derzeit in der Gesellschaft. In der Kirche auch. Bei den Konservativen und bei den Progressiven. Viele Prinzipien. Meistens nicht hinterfragt. Keine Gespräche. Stattdessen Beleidigt-sein. Wieso kann jemand, der sich über mich geärgert hat, nicht mit mir reden? Warum heißt es, wenn etwas nicht passt, gleich: Der braucht nicht mehr kommen!

„Beleidigt sein ist etwas für Kammerzofen“, sagte mir eine sehr alte Gräfin in Wien (die übrigens wirklich Grund gehabt hätte, vom Leben beleidigt zu sein, so viel Unglück hat sie gekannt). „Eine Dame ist nicht beleidigt.“

Die Zeiten von Gräfinnen, Damen und Kammerzofen sind vorbei, aber an dem Spruch ist noch immer etwas Wahres. Ich würde sagen: „Eine echte Christin ist nicht beleidigt.“ Die kann sich ärgern, die kann streiten, aber beleidigt sein und beleidigt bleiben, das ist etwas für Dörrobst, nicht für Christen.

Warum nicht? Weil es, noch einmal, ein Nein ist. Ein gehütetes, geputztes, poliertes Nein. Schmollen statt Reden. Keine zweite Chance. „Der braucht nicht mehr kommen!“ – Insofern war das „Glaubensgespräch“ ein echter Fortschritt. Man konnte dem Priester mal richtig die Meinung sagen, man wird ihm auch nicht Recht geben, aber man hat mit ihm gesprochen. Gut!

Alle diese Nein machen die Welt eng. Das Evangelium macht die Welt weit. Oder finden Sie an den Oster-Evangelien irgendetwas Enges? Der Stein ist weg, das Grab ist leer. Die wahre Kirche ist nicht eng. Sie ist klar, manchmal bis hin zur Brutalität, sie ist vielleicht streng… Aber nicht eng. Das ist ein Unterschied. Eltern, die manchmal streng sind, sind ein Segen. Eltern, die eng sind, sind ein Unglück fürs ganze Leben.

„Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es… Jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen (nur), dass wir Gott ähnlich sein werden.“ (Sie erinnern sich: die zweite Lesung dieses Sonntags.) Was heißt das alles? Das heißt doch, dass es längst noch nicht zu Ende ist. Dass das Meiste noch offen ist. Was da kommen wird, wird nicht beschrieben. Wie auch? Wie wollen Sie eine Welt ohne Tod, eine Welt bei Gott beschreiben? Es geht nicht. Aber das ist nicht schlimm. Es kann sehr schön sein, wenn man fast nichts weiß. Die, die längst Bescheid wissen: Auferstehung gibt es nicht, die sind vor allem eins: langweilig.

„Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.“ Sind das nur die üblichen Pfaffen-Worte, die keiner ernst nimmt? Oder ahnen Sie hier eine völlig neue, ganz andere, ganz weite Realität?

Ein Kind Gottes zu sein, ist doch ein Glück, oder? Denken Sie das einmal weiter, anstatt gleich auszusteigen. Wir sind Kinder Gottes, aber dieses Glück ist nur eine Vorstufe. Eine weitere, neue Identität der Gläubigen steht noch aus.

Wir tragen nicht nur den Namen „Kinder Gottes“, wir sind es tatsächlich: Kinder Gottes. Also muss das etwas Konkretes für unser Leben bedeuten. Wir leben in einer Spannung. Zwischen Jetzt, Hier und der Vollendung, die noch aussteht und die wir nur ahnen können. Wenn Sie das ernst nehmen, wenn Sie glauben, was ist dann zum Beispiel der Tod? Nur ein Durchgang. Wer die Auferstehung nicht glaubt, macht sein Leben eng. Und Enge macht panisch.

Der Johannes-Brief spannt einen Bogen von der Liebe Gottes über die Gotteskindschaft bis hin zur Gottähnlichkeit und zur Schau Gottes. Wir werden Ihn sehen, wie er ist. Mit diesem Hintergrund wird das Leben in dieser Welt ganz anders. In dieser Welt, die so grauslig sein kann und so schön.

Vor diesem Hintergrund können wir – Frauen, Männer, Kinder – Hirten sein wie Jesus. Wir können Verantwortung annehmen anstatt zu sagen „muss jeder selbst wissen“ oder „lasst mich in Ruhe!“. Wir können für andere einstehen. Wir können für andere sorgen. Jeder z. B., der an der Sonntagsmesse teilnimmt, ist Hirte (oder Hirtin) der Gemeinde. Wer nicht teilnimmt, lässt die anderen im Stich.

Wir leben in Zeiten, da die Wölfe auf die Menschen losgelassen sind: Sie müssten doch alle Sehnsucht spüren, wenn Sie an diesem Sonntag vom Guten Hirten hören. Sehnsucht nach dem Guten Hirten. Energie, selbst Hirten zu sein. Das geht. Ich kenne Damen, die sich um mühsame alte Verwandte kümmern, ich denke an Frau Fertig auf der Orgel, an Frau Rappel in ihrem Büro, an die Weierichs und die Zöllers (alphabetisch geordnet!) in der Sakristei, sogar NN und NN: Die alle sind Hirten. Die geben von ihrem Herzblut. Denn genau das tut der Gute Hirt: Er gibt sein Herzblut für die, die ihm anvertraut sind.

FÜRBITTEN

„Ich kenne meine Leute und sie kennen mich.“
Gib, Herr, dass alle Getauften in Homburg Dich kennen und Dich lieben.

„Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind.“Grenzen sollen andere ziehen. Wir Christen wollen Grenzen überschreiten, hin zu den Menschen. Wir beten um den Heiligen Geist.

„Niemand entreißt mir mein Leben, sondern ich gebe es von mir aus hin.“
Jesus ist so frei!
Wir beten um die innere Freiheit.
Um Freimut.
Um die Freiheit für alle Versklavten.

Petrus, der Jesus noch vor Kurzem dreimal verleugnet hatte, bekennt sich nun in aller Öffentlichkeit zu ihm.

Herr, gib uns den Mut und die Geistesgegenwart, Dich in unserer fränkischen Welt zu bekennen.

Wir beten für die Kinder Gottes in Russland, in der Ukraine, in Gaza und in Israel.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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