Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Hochfest zum Patrozinium

17/03/2024 


Die Predigt zum Anhören

Hochfest zum Patrozinium
Predigt in Marktheidenfeld St.-Josef am 17. März 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

War der heilige Josef der Bolandi der Gottesmutter? Die älteren Heidenfelder wissen noch, was ein Bolandi ist. „Dem Pfarrer sein Bolandi.“ – „Einer, der sich herumkommandieren lässt“, ein „Handlanger, Hiwi, Knecht“, sagt das Wörterbuch. Viele sehen den hl. Joseph ja so: alt, impotent, ein Neutrum, ganz nett, ein Opfer. Das Opfer eines Schwindels. Denn das mit der Empfängnis durch den Heiligen Geist glaubt ja kein Mensch mehr. Sagt der Stammtisch (an dem heute auch Frauen sitzen). Alles das haben die Leute freilich nicht aus der Bibel, sondern von den frommen Bildern in den Kirchen.

Ich sehe den Patron dieser Kirche hier ganz anders. Wirklich kein Bolandi, kein Peppi, noch nicht einmal ein Sepp. Joseph war ein Handwerker, wie es sie in den kleinen Städten gibt. Ein Mann, der seine Arbeit tut, seine Leute bezahlt und kein Aufsehen braucht. Heute wollen alle große Gefühle, innere Ereignisse, draußen Events. Aufregung. „Er aber beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.“ Behalten Sie das: in aller Stille. Joseph sucht nicht das Besondere. Er ist nicht laut. Dazu passen seine Träume. Die sind keine erstaunlichen Visionen, nur Weisungen. „Lass das!“ – „Tu dies.“

Joseph ist der Mann, der tut, was getan werden muss.

So ähnlich stelle ich mir auch den gelernten Schumacher Adolph Kolping vor.

Der hatte die Augen offen – und war entsetzt von den menschenunwürdigen Bedingungen, unter denen die Unternehmer des 19. Jahrhunderts ihre Arbeiter*innen und sogar deren Kinder leben ließen. Kolping handelt. Er tut, was getan werden muss. Denn alle Menschen sollen die Hoffnung auf ein sinnerfülltes Leben haben, nicht nur die Reichen.

Ich erlebe die Gesellschaft heute so: die einen können nicht loslassen, die anderen scheren sich um gar nichts und die dritten dämmern depressiv und untätig dahin.

So anders der Joseph der Evangelien! In ihm finde ich einen Mann, der nicht überall mitreden muss; der sich nicht zeigen muss. Joseph hatte ein bewegtes Leben (er war auch ein Flüchtling); er übernahm Verantwortung und bewies Tatkraft. Kurz, er war ein erwachsener Mann.

Also allein. Denn wer sich auf das Leben einlässt, wer sich auf Gott einlässt, wer erwachsen werden will, der muss allein sein können.

Joseph hatte einmal gedacht: „Ich werde eine Frau finden, nie mehr allein sein, Kinder haben, in denen ich weiterleben werde.“ Nein. Er wird keine Frau haben. Nicht so, wie er es sich gedacht hatte. Er wird sein wie die Männer, deren Frau krank wird oder keine Lust mehr hat oder weggeht. Männer, die alleine sind.

Maria und Joseph werden zusammen glauben und beten: eine fromme Jüdin und ein frommer Jude. Aber können sie einander erklären, was sie mit Gott erleben? Vor diesem unbegreiflichen Gott steht jeder allein.

Joseph träumt. Von Engeln, von Aufträgen. Das ist keinem begreiflich zu machen, das kann man nicht erzählen und alle nicken beifällig. Wer auf Engel hört, verlässt die Gemeinschaft derer, die auf Konventionen hören. Er ist allein mit Engeln.

In Jerusalem geht ihm Jesus verloren. Als er ihn wiederfindet, weist der Zwölfjährige ihn zurück: „Kapiert ihr nicht…?“ – „Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte“, heißt im Evangelium. Wer sein Kind nicht versteht und dennoch bei ihm bleibt, der ist allein.

Joseph bleibt bei dieser Frau und diesem Kind aus Liebe. Er weiß: Einsam ist man auch in der besten Ehe.

Menschen wie Joseph können damit leben, dass nicht alle sie verstehen und ihnen Beifall zollen. Solche Menschen können schweigen; sie wissen, dass man nicht alles erklären kann. Sie klammern nicht. Nicht an Plänen, nicht an Besitz, nicht an Ideen, nicht an sich selbst. Weil sie keine Angst um sich selber haben.

Menschen wie Joseph können ihrer Zeit voraus sein oder hinterher, wenn es sein muss. Sie können allein in der Geschichte stehen.

Menschen wie Joseph handeln, wenn es Zeit ist zu handeln. Sie wissen, dass nur eines wirklich froh macht: das Gute zu tun. Das Gute, keinen Blödsinn.

Nur mit solchen Menschen kann man eine echte Gemeinschaft aufbauen. Ich wünsche der Kolping-Familie und dem Alpenverein und der Pfarrei Menschen wie den hl. Joseph.

Und Sie alle wissen es: Joseph ist der Gläubige Mann. – Der Glaube lebt in der Gemeinschaft, in der Kirche. Der Glaube lebt im Dogma, in dem, was von allen und überall geglaubt wird. Aber letztlich ist der Glaube eine Entscheidung. Der Mensch entscheidet sich zum Ja: „Ja, ich glaube!“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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