Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Erste Woche der Fastenzeit: Mittwoch

21/02/2024 


Die Predigt zum Anhören

Erste Woche der Fastenzeit: Mittwoch (Lk 11,29-32)
Predigt in Marktheidenfeld St.-Laurentius am 21. Februar 2024

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

„Diese Generation ist böse.“ Ich? Sie? Sind Sie „böse“? Gilt, was Jesus den Juden an den Kopf wirft, für uns nicht mehr? „Diese Generation fordert ein Zeichen.“ Jesus allein reicht ihnen nicht. Die Leute wollen mehr. Sie fordern Zeichen, anstatt zu vertrauen.

Wir fordern auch Zeichen. Ein Zeichen, dass der Mensch, mit dem wir zusammen sind, wirklich der richtige ist und bei uns bleiben wird. Ein Zeichen, das der Diskussion ein Ende macht und den Zweifel beseitigt. Wir kennen alle Menschen, die sagen: „Wenn Gott ein Zeichen wirken würde, wenn er eingreifen würde, dann würde ich an ihn glauben. Wenn der Papst nicht Frauen zu Priesterinnen weiht und den Schwulen die christliche Ehe erlaubt, dann trete ich aus.“

Die Menschen der Antike, die Zeitgenossen des Evangeliums suchten nach Orientierung mindestens so sehr wie wir. Krisenzeit damals und heute. Zu viel Neues, zu viele Fragen, zu viele Probleme. Dagegen scheint nur eines zu helfen: die Überzeugung. Die Demonstrationen sind Zeichen der Überzeugung. Bauern, demokratische Bürger und die, die schreien: „Wir sind das Volk!“: Da sind nicht Fragende unterwegs, sondern Wissende. Überzeugte.

Die Leute wollen von Jesus keinen Rat, keine Einladung, sondern das Ende des Zweifels. Das ist verständlich und trotzdem falsch. Unmöglich sogar. Man kann nicht beides haben: völlige Gewissheit und Freiheit.

Worum geht es Jesus? Um den Glauben. Auf den Demonstrationen werden Sie nur sehr wenige Menschen finden, die sagen: „Ich glaube, dass…“ Die Mehrheit weiß – und irrt sich.

Der Typ, der in die Kamera blökt, die Demonstrationen gegen die neuen Nazis seien „gesteuert von den NGO’s“, der weiß nicht, er glaubt. Er hat die internationalen Organisationen ja nicht selbst gecheckt. Schon deswegen nicht, weil er dazu richtig gut Englisch verstehen müsste. Er glaubt anderen, die ihm gesagt haben: Die Demonstrationen sind gesteuert. Die Masern-Mutter, die gegen die Impfung kämpft, glaubt. Sie ist keine Medizinerin, sie hat kein Examen, sie macht nicht selbst die Experimente, sie glaubt anderen, die ihr gesagt haben: Impfungen sind Humbug. Echtes Wissen beruht aber nicht auf Behaupten, sondern auf Studieren und Lernen; das gilt für Kfz-Meister wie für Professoren. Wer die Mühe des Wissens scheut, wird weiter auf der Straße und auf Twitter-X herumschreien. Wenn wir aber alle gemeinsam zugeben würden, dass wir in vielen Dingen nur glauben und nicht wissen, dann wäre das Land viel entspannter. Dann könnten wir wieder mit einander reden. Mit Leuten, die alles wissen, kann man nicht mehr reden.

Menschen brauchen Zeichen. Diese Kirche hier ist ein Zeichen. Aber ein Zeichen für vieles, nicht eindeutig. Hier ist ein Zeichen für Geschichte, Kultur, Gemeinschaft, Religion, alles gleichzeitig. Zeichen orientieren oder unterstützen, aber die Hauptsache ist die persönliche Entscheidung. Der Glaube beruht auf der persönlichen Entscheidung. Die Gott uns nicht abnehmen wird. Es wird kein noch besseres Zeichen als Christus geben.

Das Evangelium führt Zeichen auf. Männer und Frauen, die zu sehen und zu hören sind. Denen man eventuell vertrauen kann. Mehr nicht! Die Zeichen sind nicht absolut verlässlich. Die Leute von Ninive hätten Jona auch einfach für einen Spinner halten können. Zum Zeichen muss die Aufmerksamkeit kommen, die Prüfung und die Entscheidung. Das gilt auch für Jesus. Jesus ist selbst ein Zeichen. Das Zeichen für Gott den Vater. Die Kirche ist ein Zeichen: das Zeichen für Christus in der Welt. Eine der großen Lehren des II. Vatikanischen Konzils.

Jesus ist ein Zeichen, also nicht verlässlich. Nicht so. Nicht zwingend. Die Menschen, die Jesus begegnen, müssen hören, sehen, nachdenken, Vertrauen fassen, glauben. Und alles wieder von vorne. Jesus überwältigt uns nicht. Er zwingt uns nicht. – Die meisten damals wie heute glauben nicht an ihn. Er hat viele geheilt, aber was ist mit denen, die er nicht heilt? In Altötting hängen viele Votiv-Tafeln: „Maria hat geholfen!“ Aber da hängen viele eben auch nicht. Maria hat nicht allen geholfen. Die drei Soldaten, die Ostern 45 von den Nazis erschossen wurden drunten an der Friedhofsmauer, die haben vielleicht um Rettung gebetet. Sie wurden nicht gerettet. Jedenfalls nicht vor dem Tod. Gott ist unberechenbar. Man kann ihm nur vertrauen. Jesus ist hier auf Erden keine Gewissheit wie zwei und zwei ist vier. Er ist ein Zeichen. Aber das schönste.

Das bedeutet: Sie werden es schon wagen müssen. Der Glaube ist ein Wagnis. Die Entscheidung, es zu wagen. Das nennt man auch Bekehrung.

„Sie haben sich nach der Predigt des Jona bekehrt.“ Nach meiner Predigt nicht. Nach der Predigt des Papstes nicht. Nach der Predigt Jesu nicht. Nicht alle haben sich bekehrt.

Wissen ist begrenzt, Zeichen sind vieldeutig, Glaube ist dunkel. Es bleibt nur die Entscheidung. Die ein für alle Mal und immer wieder getroffene Entscheidung für Christus. Gleich hier, in dieser Messe. Und morgen wieder.

FÜRBITTEN

Momente der Stille tun gut. Wir beten heute nach jeder Fürbitte einen Moment lang still.

Heiliger Geist!
Gib uns die Kraft zum Verzicht auf das Gewohnte!

Vater im Himmel!
Wandle unseren Verzicht in ein Geschenk an dich!

Heiliger Geist!
Lass uns die Zeichen Gottes in unserem Leben erkennen!

Christus, der du im Dunkeln warst!
Wenn es sein muss, lass uns glauben auch ohne Zeichen, ohne Erhörung und ohne Trost!

Wir beten für die Juden, unsere Vorfahren im Glauben.

Wir beten für die Versammlung der deutschen Bischöfe.

Wir beten um demütige und starke Politikerinnen und Politiker.

Wir beten für die Sterbenden: um einen guten Tod.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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