Aschermittwoch
Aschermittwoch Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Wollen Sie wissen, wie man mein Herz gewinnt? Mit einem Rindstatar und unglaubwürdigen Komplimenten. Den Tatar mit Zwiebel, Gurke, Kapern, Ei, Senf. Dazu ein Bier. Unglaubwürdige Komplimente bekomme ich kaum noch. Ich bin jetzt eher mit Leuten unterwegs, die mir die Wahrheit sagen. Ich sage: „Ich habe zugenommen.“ Sagt die Verwandtschaft: „Stimmt.“ Ich sage: „So lange werde ich nicht mehr leben.“ Sagt die Arzthelferin: „Na, zehn Jahre haben Sie noch.“ Das alles ist wahr, und die Wahrheit macht… nicht froh. Dummheit macht mich wütend. Wenn jemand offenkundigen Blödsinn behauptet, macht mich das wütend. Die Wahrheit macht mich ruhig. Aber oft auch traurig. „Du bist Staub und wirst zum Staub zurückkehren.“ Das ist wahr. Aber auch traurig. Der Aschermittwoch ist nun einmal kein froher Tag. Er sagt mir und Ihnen etwas, das uns die Werbung nicht sagt. Die Werbung sagt: „Darmbeschwerden – wie weg!“ Der Aschermittwoch sagt: „Du wirst sterben.“ Das ist gut so. Ein gemütlicher Aschermittwoch ist genauso sinnlos wie ein fader Fasching. Ein Training, bei dem das Herz nicht schneller schlägt und der Atem nicht schwerer geht, ist auch sinnlos. Also: „Zerreißt eure Herzen!“, wie es in der Lesung heißt. Riskiert einen Schmerz, habt keine Angst, auch einmal traurig zu sein. „Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst.“ Staub gleich Erde. „Bedenke, dass du zur Erde zurückkehrst.“ Stimmt. Googeln Sie mal „Verwesung“… Wir werden alle im Erdreich aufgehen. Es braucht lang, aber irgendwann sind sogar die Knochen verschwunden. Unser Körper verschwindet. Wenn wir nicht sehr berühmt sind, verschwinden auch die Erinnerungen an uns. „Für immer unvergessen!“, ist Quatsch. Und die Seele, die unsterbliche? Viele bezweifeln, dass es die überhaupt gibt und leben auch so. So, als ob sie keine Seele hätten. Die Fastenzeit hat also nicht mit dem Abnehmen und der Bikini-Figur für den Sommer zu tun, auch nicht mit weniger Alkohol, noch nicht einmal mit mehr Beten. Die Fastenzeit der Christen hat mit dem Sterben zu tun. Denn sie dient der Vorbereitung auf Ostern, Fest der Auferstehung. Am Aschermittwoch und in der Fastenzeit den Tod realisieren, weil man sonst nicht einmal ahnt, was Auferstehung bedeutet. Wer den Aschermittwoch ernst nimmt, kann nicht froh werden. Dafür aber ruhig und klar. Dies ist das Beste, was uns passieren kann im Angesicht unserer Sterblichkeit: ruhige Klarheit. Die ist besser Panik, auch besser als Verdrängen. Wir werden sterben: Mehr müssen wir nicht wissen. Es gibt welche, die leicht und froh sterben und welche, die kämpfen. Es gibt den richtigen und den falschen Tod, den guten und den schlechten, den heldenhaften und den jämmerlichen… Am Ende ist der Tod immer wahr. Er passt zu diesem Körper und zu dieser Welt. Wenn alle Körper unsterblich wären, diese Erde könnte sie ja gar nicht tragen… So gesehen hat das Fasten nichts mit Leistung zu tun. „Ich habe sechs Wochen lang keinen Tropfen Alkohol angerührt!“ Ja, und? Bist du dabei menschlicher geworden? Gütiger? Die Liturgie ordnet das Fasten der Buße zu. Sünden abbüßen. Ich lege mir etwas Schweres auf, weil mir meine Sünden oder die meiner Kinder oder meiner Freunde leidtun. Mir sagt noch etwas, aber Ihnen? Tragen Sie einen Schmerz für Ihre Familie? Büßen Sie? Wie also richtig fasten? Vielleicht gibt es ja ein Fasten je nach Lebensalter. Wenn die Kinder Fastenopfer bringen, dann damit sie lernen zu schenken. „Ich verzichte auf etwas und schenke Jesus dieses Opfer.“ So entsteht die Bindung an ihn, ohne die ein Christ nicht sein kann. So wird ein Herz großzügig. Und der kindliche Egoismus stirbt ein Stück. Die erwachsenen Frauen und Männer auf der Höhe ihrer Kraft, überzeugt von sich, die sollen so fasten, dass sie ihre Grenzen erfahren. Scheitern kann guttun. Es macht demütig. Der alten Menschen lernen beim Fasten Abschied zu nehmen. Man kann sich verabschieden von Fähigkeiten, von Wünschen, von Sachen sowieso. Also nicht nur sagen: das will ich unbedingt noch machen, sondern auch einmal: das werde ich bestimmt nie mehr tun, so ist es gut. Das alles sind kleine Tode. Kleine Tode des Egoismus. So wird das Fasten etwas, das die Auferstehung anpeilt. Das neue Leben, das vom Tod nichts mehr weiß. FÜRBITTEN Fastenzeit – die stille Zeit nach dem Lärm des Faschings. Wir beten nach jeder Fürbitte einen Moment in Stille. Heiliger Geist! Lass uns Schwäche und Scheitern erfahren und verstehen. Heiliger Geist! Wir sind sterbliche Menschen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Homburg St.-Burkhard am 14. Februar 2024
Mach uns großzügig. Großzügig mit den Menschen und großzügig mit Gott.
Mach uns in dieser Fastenzeit demütiger.
Befreie uns. Die Fastenzeit führe uns vom Klammern und Festhalten zum Loslassen und Abschiednehmen.
Schenke uns den Glauben an die Auferstehung.