Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Sechster Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B)

10/02/2024 


Die Predigt zum Anhören

Sechster Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B) – (1 Kor 10,21-11,1)
Predigt am 10. Februar 2024 in Esselbach St.-Margaretha und am 11. Februar 2024 in Bischbrunn Heiligste-Dreifaltigkeit


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Ich bin noch aus der Generation Gewissenserforschung. Lehren Sie das Ihre Kinder und Enkel: jeden Abend ihr Gewissen zu erforschen? Zu fragen: „Wo war ich heute gut? Und wo böse?“ Und: „Warum war ich so? War ich nur deswegen brav, weil ich schnell wieder ans Handy wollte?“ Soweit ich weiß, fragt heute niemand mehr so, weil sie Angst haben, dieses Fragen mache den Menschen ängstlich, kleinlich, unfrei. Ich hoffe, aus mir ist mit den Jahren kein ängstlicher Skrupulant geworden, sondern ein ernsthafter Mann. Der sich fragt: „Warum warst du freundlich zu den Verkäuferinnen an der Fleischtheke? Damit sie dann überall erzählen: „Der Dr. Martin ist so ein netter!“? Oder damit es diesen Frauen gut geht bei ihrer Arbeit? Handle ich aus Eitelkeit oder aus Nächstenliebe? Das ist doch ein wichtiger Unterschied.

„Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zu Verherrlichung Gottes!“ Paulus an die Christinnen und Christen in Korinth. Und weiter: „Ich suche nicht meinen Nutzen, sondern den Nutzen aller, damit alle gerettet werden.“ – Wozu handle ich? Darum geht es. Paulus handelt, um alle zu retten.

Wozu handle ich? Immer eine gute Frage. – Sie sind bestimmt auch „Tatort“-Schauer. Die Geschichte am letzten Sonntag ging so: Pflegeeltern kümmern sich wunderbar um einen kleinen Jungen; dessen Vater kommt aus dem Knast und will das Kind zurück, um jeden Preis. Er fragt nicht: „Was ist gut für mein Kind?“ Er fragt nicht: “Geht es mir um den Buben oder um mich selbst?“ Er fragt nicht! Er will bloß etwas und am Ende ist er tot.

Paulus will, dass die Christen nachdenken über das, was sie tun. Weil davon nämlich andere betroffen sind. Die anderen mitdenken, darum geht es.

Es geht nicht um Gruppen-, Parteien- oder Einzelinteressen. Es geht um alle zusammen. – Denken die Parteien an das Wohl aller? Oder nur an den Erfolg der Partei? Wirklich konservative Menschen (zu denen ich mich zähle) wissen, dass es um das Wohl aller gehen muss, nicht nur um das Wohl der CSU. Sie wissen auch, dass das Wohl der FDP nicht automatisch das Wohl aller ist.

Das Ziel des Staates ist das irdische Wohlergehen aller Bürger. Darauf muss der Staat hinwirken: dass es allen körperlich und seelisch so geht, dass sie wirklich Menschen sein können, Körper und Geist. Dass die Rechte sicher sind und die Pflichten gerecht verteilt. Das ist das „Gemeinwohl“, das „bonum commune“, wie es in den Büchern heißt. Nur wenn das irdische Gemeinwohl gegeben ist, haben Menschen die Kraft und die Muße, sich für Gott zu öffnen. Eine ausgebeutete Arbeiterin kann nicht an den Himmel denken; sie hat mit dem Geld für die Heizung und dem gesunden Essen für ihre Kinder genug Sorgen. Die Ausbeuter*innen schädigen also die Seele der Arbeiterin.

Von diesen Dingen erzählt auch das Evangelium. Da wird ein Mann wieder in die Gemeinschaft integriert. Geheilt. Er kann wieder seinem Beruf nachgehen, am politischen Leben und am Gottesdienst teilnehmen. Seine Isolation ist beendet. Soweit, so gut. Aber Jesus geht weiter, ziemlich grob übrigens. Jesus pfeift ihn regelrecht an: „Halt den Mund, erzähle keinem von deiner Heilung!“ Das kommt beim Evangelisten Markus oft vor. Warum? Die Menschen sollen sich nicht nur für ihre körperliche Heilung interessieren. Nicht nur für das irdische Wohl. Sie sollen bereit sind für den Glauben an die Auferstehung. Wer Jesus eigentlich ist, worum es wirklich geht, das kann nur von der Auferstehung her klar werden.

Es geht also darum, dass die Menschen ein Leben haben sollen, das ihnen die Kraft und die Zeit gibt, für den Glauben bereit zu sein. In chinesischen Arbeitslagern ist das unmöglich.

Die Politiker*innen müssen Sie nicht in den Himmel führen; unsere Seele geht sie nichts an. Aber sie müssen das Land, also die Schulen, die Krankenhäuser, die Arbeitsplätze, die Umwelt so besorgen, dass die Menschen an den Himmel denken können, wenn sie das möchten.

Der Mann ist geheilt, und Jesus stößt ihn ins Offene hinein. Christinnen und Christen können jetzt nicht sagen: Die Heilung, die Gemeinschaft, der Glaube, die Erlösung, das alles ist Sache Jesu, das geht mich nichts an. Christen müssen vielmehr selbst so leben, dass andere Lust bekommen und die Kraft haben, an die Auferstehung zu denken. Wenn Sie Ihrer Schwiegertochter das Leben so sauer machen, dass die gar keine Kraft und keine Lust mehr hat, an Gott zu denken und in die Kirche zu gehen, dann arbeiten Sie gegen Gott und gegen Jesus Christus. Wenn Sie Ihre Kinder so zumüllen mit Erwartungen, mit Dingen, mit Medien aller Art, so, dass die Kinder gar keine Kraft mehr haben, an Gott zu denken, dann arbeiten Sie gegen Gott selbst.

Also prüfen Sie sich! Nicht nur: Was tue ich? Sondern auch: Wozu tue ich es? Ermögliche ich das Reich Gottes, oder verhindere ich es?

FÃœRBITTEN

Momente der Stille tun gut. Wir beten heute nach jeder Fürbitte einen Moment lang still.

Wir beten um kluge und gerechte Politikerinnen und Politiker.

Wir beten für die Kranken. Besonders für die, die eine Krankheit haben, die anderen Angst macht.

Wir beten um die Courage und das Pflichtgefühl, die Kranken zu besuchen.

Wir beten für die, die von Christen ausgegrenzt werden.
Gib uns die Kraft, auf andere zuzugehen, auch wenn wir sie komisch oder unsympathisch finden.

Unser Herz birgt auch böse Gedanken: Unzucht, Diebstahl, Ehebruch, Habgier, Hinterlist… Heiliger Geist, reinige uns das Herz.

Wir beten um den Frieden in der Welt.

Wir beten für unsere Toten.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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