Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Zweiter Adventsonntag, 10. Dezember 2023

10/12/2023 


Die Predigt zum Anhören

Zweiter Adventsonntag, 10. Dezember 2023
Predigt in Tiefenthal am 10. Dezember 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Hl. Geistes

Es gibt Außerirdische oder es gibt sie nicht.

Falls es sie gibt, haben wir wieder zwei Möglichkeiten: Entweder wir sind denen Wurst oder die Fremden versuchen, Kontakt mit uns aufzunehmen. Falls die Außerirdischen erfolgreich mit uns reden wollen, muss eine Bedingung erfüllt sein: Wir müssen sie verstehen. Es muss passen.

Außerirdische und Irdische, Mann und Frau, Chefin und Angestellter, Gemeinde und Pfarrer, der Papst und die Katholinnen: damit zwischen zwei Partnern etwas geschehen kann, muss es eine Botschaft geben, eine Mitteilung vom einen zum anderen. Kurz: Man muss miteinander reden. Dazu muss aber der eine fähig sein, den anderen zu hören und zu verstehen. Und wollen muss er auch noch. Der, der die Botschaft erhält, muss hören wollen und verstehen können.

Damit sind wir bei einem der Probleme, mit denen Sie sich herumschlagen. Sie sind Katholik*innen und fragen sich: Wieso glauben die einen und die anderen nicht? Wieso gehe ich in die Kirche und meine Verwandtschaft nicht? Die Antwort ist womöglich ganz einfach: Weil nicht jeder will und nicht jeder kann. Nicht jeder kann verstehen, was der Glaube sagt. Es müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, damit ein Mensch an Christus glauben kann.

Und nun sind wir beim heutigen Evangelium. Da ist zuerst einmal eine Botschaft, eine Mitteilung, und dann einer, der sie hört und versteht.

Da ist „das Evangelium von Jesus Christus“. Und da ist Johannes der Täufer.

So geht alles an. So ist es gewollt: eine Botschaft und einer, der sie verstehen kann.

Jesus hätte auch unerkannt auf dieser Erde leben können, still, verborgen, ohne Rede. Die Welt hätte auch schweigend erlöst werden können. Aber Gott wählte den Weg der Rede. Gott wählt das Wort. Deswegen geht es um Verstehen. – Wollen Sie verstehen? Haben Sie das Zeug dazu?

Am Täufer wird klar, was es braucht um zu verstehen. Um mitmachen zu können im Plan Gottes. Johannes ist wichtig. Kein Christ kann sagen: Dieser Mann interessiert mich nicht. Jesus selbst sagt über Johannes: Er ist der größte Mensch, der je von einer Frau geboren wurde. Johannes ist ein Modell für uns.

An ihm wird klar, was vielen Menschen fehlt. Achten Sie genau auf seine Worte: „Nach mir.“ – „Nach mir kommt einer, der stärker ist als ich.“ Einer, der mehr ist als ich. Ich bin bloß die zweite Garnitur. Der Täufer sagt: „Ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.“ – Ich bin es nicht wert, statt ich habe es verdient, es steht mir zu! Johannes sagt: „Ich habe mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem Heiligen Geist taufen.“ Jesus ist Feuer und Geist; im Vergleich dazu ist Johannes nur sickerndes Wasser.

Der Täufer war nach allem, was wir wissen und ahnen, ein echter Mann, kein wackliger Pfaffe. Er war ein freier Mann, stark (um die Wüste auszuhalten, muss einer stark sein). Der Täufer war wild, streng, unabhängig, nicht angenehm, ganz und gar furchtlos. Und solch ein Mann spricht so von sich selbst: „Ich bin es nicht wert.“ Ich habe nur den zweiten Platz. Ich bin eine Pfütze, der andere ist die Flut.

Das sind keine Floskeln, so sieht dieser Mann sich wirklich – im Vergleich zu Christus. Johannes denkt also auf eine Art, die den Typen im mittleren Management, den aufstrebenden Jung-Politikern, den Talk-Show-Tanten nie in den Sinn käme. Für solche Leute ist Zurücktreten eine Niederlage. Wer sich klein macht, schadet seiner Karriere. Diesen Leuten steht etwas zu. Ein Firmen-Wagen in Dunkelblau, nicht in Beige! Und wenn sie es nicht bekommen, fühlen sie sich als Loser*innen.

Die Medien haben in den letzten Wochen das komplette Verschwinden der Religion in Deutschland vorausgesagt: immer weniger Christen, demnächst gar keine mehr. Wer hat Schuld? Einhellige Meinung: die Bischöfe und die Priester. Im Schnellschuss würde ich das unterschreiben. Ich habe keine hohe Meinung von den Priestern (und bin selber einer). Aber dieses Evangelium deutet eine ganz andere Antwort an. Vielleicht kommt der Unglaube der Mehrheit ja daher, dass die Menschen sich ein Denken angewöhnt haben, das sie unfähig macht, an Christus zu glauben. Wie sollen Männer und Frauen, die unbedingt aufsteigen wollen, hinauf auf den ersten Platz, / die vor allem daran denken, was ihnen zusteht, / die sich ständig mit anderen vergleichen, / die pausenlos beleidigt sind, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht, / wie sollen solche Menschen an Christus herankommen? Wer nie auch nur daran denkt, den Armen ein Almosen zu geben, / wer vor allem fürs Essen lebt oder fürs Trinken oder fürs Vögeln oder für seinen Besitz, wie soll der glauben? Wer nur dann gehorchen kann, wenn er gezwungen wird, / wer nie aus freiem Herzen geben kann, / wer keine Stille aushält und keinen Stillstand, wie soll der Gott finden?

Wir Menschen haben so schon Mühe, Gott zu finden. Das kommt von der Erbsünde, die uns alle schwächt (und von der einzig Maria frei war). Zu dieser Schwäche kommt dann womöglich noch ein Leben und ein Denken, das einfach nicht zu Gott hinführt. Die Hilfe Gottes zum Glauben steht. Man nennt sie „die Gnade“, Aber die Gnade zwingt nicht. Gott respektiert das Leben, das wir uns selbst gemacht haben. Gott lässt uns machen. Er lässt uns lügen, die Ehe brechen, Gelübde verraten, Kriege führen, den Advent mit Deko und Glühwein bestreiten. Die Botschaft Gottes ist gesagt und wird gesagt, immer und immer wieder. Dann ist es an uns. Es ist an uns, so zu leben und zu denken, dass wir Gott hören können. Es geht nicht darum, brav zu sein. Johannes war nicht „brav“. Es geht darum, Gott zu hören. Das verändert die Welt.

Und diese Welt braucht doch etwas Neues, oder?

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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