Fest des Weihetags der Lateranbasilika in Rom
Fest des Weihetags der Lateranbasilika in Rom Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Wozu wurden unsere Kathedralen und Dome gebaut? Weil die Gemeinde einen Versammlungsort braucht, sagen die Pastoraltheologinnen. Weil der König, Bischof, Stadtrat es den anderen zeigen wollte, sagen die Historiker*innen. Machtstreben plus praktische Bedürfnisse ergeben die Kathedrale von Chartres. – In der Welt von ZDF-History. Was sagen wir, die Katholiken, die heute den Weihetag der Lateran-Basilika feiern? Wir sagen: Eine Kirche gibt es, um Gott zu feiern. Die Kirche ist kein Versammlungsort, kein Konzertsaal, keine Touristen-Attraktion. Die Kirche ist das, was um den Altar ist; auf dem Altar selbst steht der Kelch und über dem Kelch die gewandelte Hostie. Wer aber das Allerheiligste anschaut, was sieht der? Nichts. Was sehen Sie vor der Monstranz? Zuerst nur Gold, Ornamente, Zierde. Dann aber, ganz in der Mitte: eine weiße Fläche. Sie wissen: Es ist Brot. Sie glauben: Es ist der Herr. Sie sehen: nichts. – Die Kirche ist sichtbar und unsichtbar zugleich. Sie müssen beides behalten. Wer die Spannung auflösen will, der endet im Abseits der Sekte: große Lektion der Geschichte. Es gibt die, die meinen, das Sichtbare vernachlässigen zu können: verschlampte Kirchen, scheußliche, in China (!) gefertigte Billig-Messgewänder, Missachtung der Regeln, Hauptsache „fromm“. Fromm nach dem eigenen, privaten Urteil, nicht nach dem Urteil der Kirche. Wer so meint, der endet in den eigenen Vorlieben und der Selbstdarstellung. Es gibt auf der anderen Seite die, die meinen, auf das Innerliche komme es nicht wirklich an. Für die stehen die Regeln, das Gewohnte, das Liebgewordene, der Brauch über allem. Wer so meint, endet in der Versteinerung. Dann wird das pseudobarocke Messgewand wichtiger als das Evangelium und „Stille Nacht“ wichtiger als die Geburt des Erlösers. Damit sind wir am entscheidenden Punkt. Gott wurde ein Körper, öffentlich, sichtbar. Die Kirche ist sichtbar, weil es die Menschwerdung Gottes gibt. Die Sakramente sind die sichtbaren Zeichen der unsichtbaren Gnade. Wissen Sie um das unsichtbare Geschehen der Messe? Der Sohn Gottes war zu sehen, zu hören, berührbar. Frauen und Männer begegneten Ihm. Die Kirche breitete sich aus. Sie war nie nur innerlich. Deswegen wurde der Staat auf sie aufmerksam, die Öffentlichkeit. Die Gegner der Kirche. 300 Jahre lang wurden die Christen verfolgt, dann verstanden die Herrscher: Es ist unmöglich, die Kirche zu besiegen, denn die Kirche ist nicht von dieser Welt. Der Kaiser Konstantin baute den Christen die erste Kathedrale: die Lateranbasilika in Rom. Jeder konnte sie sehen, „Haupt und Mutter aller Kirchen des Erdkreises“ wird sie genannt. An ihrem Fest wird das Evangelium von der Tempel-Reinigung gelesen. Jesus schlägt auf das Sichtbare ein. Auf Tisch, Tier, Händler und Händlerinnen. Jesus zerschlägt Gewohnheiten, womöglich sogar Rechte. Mit dem, was er da tut, greift er die Lebensgrundlage anderer Menschen an. Er zerstört Arbeitsplätze! „und bringt den Wirtschaftsstandort Jerusalem in Gefahr“. Schlimmer geht’s nicht. Und warum tut er das? Um des Glaubens willen. Jetzt wollen die Bischöfe braven Dörfern die Kirche wegnehmen. In die kaum noch einer geht. Warum? Aus finanziellen Gründen oder um des Glaubens willen? Überlegen Sie! Alle diese Probleme gäbe es nicht, wenn die Religion nur innerlich wäre. Das aber kann nicht sein. Der sichtbare Jesus zeigt uns Gott, Er allein. Weil Er sichtbar war, ist auch die Kirche sichtbar. Sichtbar ist die Gemeinde, die wir leiden mögen oder nicht, die Heilige sind oder Halunken. Sichtbar ist der Altar. Über den gesagt ist: „Christus selbst ist der Priester, der Altar und das Opferlamm.“ Die Kirche ist ein sichtbares, von Menschen gebautes Haus und gleichzeitig der Tempel des Heiligen Geistes. „Reißt diesen Tempel nieder! In drei Tagen werde ich ihn wiederaufrichten.“ Das Sichtbare und das Unsichtbare, das Handfeste und das ganz Innerliche müssen in lebendiger Spannung bleiben. Deswegen reißt Gott nieder: Kirchenstaat, ehrwürdige Klöster, lang gehegte Überzeugungen. Deswegen baut Gott auf: gläubige Seelen, neue Gemeinschaften. Deswegen müssen die, die am liebsten niederreißen würden, erhalten. Und die, die am liebsten alles erhalten wollen, die müssen hergeben und lassen. Das Sichtbare, das, was wir liebgewonnen haben, vergeht. Alles vergeht, auch die Lateran-Basilika. Zwei aber bleiben: Gott und Ihre Seele. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Marktheidenfeld St.-Laurentius am 09. November 2023