Montag der 22. Woche im Jahreskreis
Montag der 22. Woche im Jahreskreis – (1 Thess 4,13-18) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben…“ Gibt es das? Menschen, die keine Hoffnung haben? Das gibt es, aber sehr selten. Die Mehrheit, das sind derzeit wohl die, die hoffen, es werde schon irgendwie gut gehen. Ein unklarer, dumpfer Mix aus Sorge, Angst… und Hoffnung. Die jungen, tapferen, nervigen Klima-Aktivist*innen haben eine, eine einzige, sehr klare Hoffnung. Sie hoffen darauf, dass die Mächtigen und die Mehrheit der Gesellschaft zur Einsicht kommen und die Erde so erhalten bleibt, wie wir sie kennen und lieben. Sie hoffen auf Einsicht und Erhaltung. Ich hoffe auf einen gigantischen Lotto-Gewinn. Spaß. Ich wünsche den Klima-Schützer*innen allen Erfolg der Welt, ich fliege nicht, ich fahre Auto nur bis Bischbrunn, ich kaufe keine Wegwerf-Klamotten, ich könnte mehr tun für die Umwelt als ich tatsächlich tue, aber irgendwie komme ich mit den Aktivisten nicht recht zusammen. Ich weiß zu viel von der Geschichte, um auf die Einsicht der Mächtigen zu hoffen. Ich weiß zu viel von den Menschen, um irgendeine Hoffnung in die Mehrheit zu setzen. Wer das Evangelium liest und die Kirche hört, der weiß: Diese Welt wird nicht dauern. Diese Welt ist nicht ewig. Es gab eine Zeit, da war sie nicht da; es wird eine Zeit sein, wo es diese Welt nicht mehr geben wird. Die Erhaltung dieser Welt ist ein gutes, großes Ziel. Aber es gibt noch Wichtigeres. – Nein, das ist nicht die Blüte der Wirtschaft. Auch nicht die Aufstellung der Nationalmannschaft. Es gibt noch Wichtigeres… Schon deswegen würde ich die freie und demokratische Gesellschaft nicht dem Klima opfern. Ich bringe es einfach nicht fertig zu sagen: Wenn nur eine Diktatur das Klima retten kann, dann her mit ihr! Ich habe mehrere Werte, nicht nur einen einzigen. Ich blicke weiter. Noch über diese Welt hinaus. „Wenn Jesus gestorben und auferstanden ist, dann wird Gott durch Jesus auch die Verstorbenen zur Herrlichkeit führen.“ Diesen Blick habe ich eben auch (vorsichtig ausgedrückt). Nicht nur am Sonntag, sondern jeden Tag. Im Alltag. Ich weiß also (weil ich Paulus lese): Die Verstorbenen gehören auch zur Schöpfung. Die Christen glauben an die Auferstehung und daran, dass Jesus wiederkommen wird. Für die ersten Christen war das vielleicht schwieriger als für uns. Sie fragten nicht nur: Was ist mit unseren Toten? Sondern auch: Werden wir es noch erleben, dass der Herr wiederkommt? Viele der ersten Christen waren sicher, die Wiederkunft Jesu noch zu erleben. Wir sind nicht mehr sicher. Milliarden von Christen vor uns haben umsonst gewartet. Es kann sein, dass wir hier die Wiederkunft Christi noch erleben, vielleicht aber auch nicht. Hier sind wir anders als Paulus. Er spricht über das Los der Verstorbenen. Nicht fragend, sondern feststellend. Paulus behauptet. Verstörend präzis: Der Erzengel ruft, die Posaune Gottes erschallt, die Lebenden und die Verstorbenen werden „auf den Wolken in die Luft entrückt – dem Herrn entgegen.“ In seinen späteren Briefen wird er nicht mehr so sicher sein. Diese genauen Angaben sind es, die auffallen; uns heute sicher mehr als denen damals. Aber sind diese Angaben auch das Wichtige am Text? Nein. Entscheidend ist dies: Es gibt die Auferstehung. Mit dem Tod ist nicht alles aus. Christus verbürgt die Auferstehung. Und Christus ist das Ziel: „Dann werden wir immer beim Herrn sein.“ In seiner Hauptaussage ist der Text also nicht überholt. Er enthält Fragen an unseren Glauben und damit danach, was wir eigentlich erwarten. In diesem Sinn ist er modern. Er ist vital. Warum genau trauern wir? Wie trauern wir? Verzweifelt oder gläubig? Haben wir Hoffnung oder erwarten wir nichts mehr? Was hoffen wir? Was ist unser Glaube? Der Christ, egal ob der in Thessalonich oder der in Bischbrunn glaubt dies: Jesus ist auferstanden. Und wozu? Damit auch wir auferstehen. Was aus dem Brief des Apostels bis zu uns herüberkommt, was wir spüren, wenn wir ihn lesen, ist doch das: keine Angst! Der Christ hat keine Angst. Oder besser: Die Angst vor dem Tod beherrscht ihn nicht. Damit hat der Christ die nüchterne, frohe Bereitschaft, weiterzuleben in dieser Welt; sie zu erhalten und in ihr zu handeln. Solange es eben sein soll. „Dem Herrn entgegen.“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Bischbrunn am 04. September 2023