22. Sonntag im Jahreskreis
22. Sonntag im Jahreskreis – („Lasst euch verwandeln!“ – Röm 12,1-2. Version des neuen Lektionars) Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heilligen Geistes „Zeitenwende!“, rief der Kanzler. Und nun fragen viele „Wo bleibt sie denn?“ So zu fragen, ist ziemlich dumm, denn in Wahrheit wissen alle: Vom Ukraine-Krieg über das Wetter bis zur Künstlichen Intelligenz hat sich wirklich viel gewendet. Wir stecken in Veränderungen, und es ist wie immer: Die einen wollen sie schneller, die anderen wünschen sich: Es soll wieder sein wie früher. Das allerdings wird nichts. Es gibt nie ein Zurück. Die Erinnerungen gleiten uns durch die Finger. Veränderungen? – „Aber keine, die mir weh tun!“ Das dürfte schwierig werden. Gesundes Klima und freie Fahrt; blühende Wirtschaft und keine Ausländer; Ehe und Affäre; Eisbecher und Sixpack: Hätte alle gerne, wird aber nichts. – Sie wissen doch: Das Leben verwandelt uns, ob wir wollen oder nicht. Plötzlich stehen die, die gestern noch solche Stöpsel waren, vor dem Traualtar, und eines Tages ist das eigene Bild im Spiegel eher wäh. Die Jugend ist fort. Mitten in diesen Wirbel aus Veränderungen, Widersprüchen, Aufbrüchen, Verweigerungen, mitten in diesen Wirbel hinein tönt, ganz von ferne, eine Stimme: „Lasst euch verwandeln!“ Die Stimme der Heiligen Schrift. „Lasst euch verwandeln!“ Wer hier hört das gerne? Wer hier möchte verwandelt werden? Vielleicht ein paar Kinder. Die fänden das aufregend. Die meisten Menschen sind bereit, ein bisschen was zu ändern. Sie lernen eine Sprache, fangen an zu joggen, melden sich für etwas Ehrenamtliches. Hier aber, bei „lasst euch verwandeln!“, ahnen sie, dass es um mehr geht. Die Verwandlung geht tiefer. Sie berührt uns selbst, nicht nur diese oder jene Fähigkeit. Wir sollen also einem Andern erlauben, uns zu verändern; wir sollen zulassen, dass sich etwas in uns verändert. Das ist viel verlangt. Sehr viel. Wenn ein Mensch käme und mir sagte: „Lass mich dich verwandeln!“, würde ich sagen: „Hau ab! Lass mich bloß in Frieden!“ „Lasst euch verwandeln!“ Paulus sagt nicht, wer da verwandelt. Aber ganz gewiss spricht er nicht von sich selbst. Nicht Paulus ist es, der uns verwandeln kann. Verwandeln kann uns nur Gott. Genauer: der Heilige Geist. Nur er erreicht die Tiefen in uns, wo die Verwandlung geschieht. Aber können Sie sich überhaupt vorstellen, dass Gott Sie verwandeln will? „Gott liebt jeden so, wie er ist“, heißt es überall. Das ist die konservativste Lehre, die ich je gehört habe. Der status quo, der Zustand jetzt wird zementiert und golden angestrichen. Wann kam dieser Blödsinn auf? Ganz bestimmt nicht im Evangelium. Nennen sie mir eine Frau, einen Mann, der Jesus begegnet und bleibt, wie er ist. Es geht um Veränderung. Die hier „Verwandlung“ genannt wird. Nicht eine Verwandlung wie im Märchen, vom Prinzen zum Frosch. Ich denke eher an die Verwandlung, die geschieht, wenn nachts das Mondlicht auf die Landschaft scheint. Oder die Verwandlung des Augenblicks durch eine Musik. Oder ein Lächeln, das dir den Tag verwandelt. Eine Verwandlung, die nicht auslöscht, was da ist. Die etwas schöner macht. Die alles gut macht. Ich sage Ihnen das, damit Sie Vertrauen fassen. Es ist ja wirklich nicht leicht, einer Veränderung zuzustimmen. Es ist ein Wagnis, und die meisten Menschen sind nicht sehr wagemutig. Brächten Sie es also fertig, in der kommenden Woche jeden Morgen zu Gott zu sagen: „Verwandle mich!“? In was sollen wir uns verwandeln lassen? Zweierlei höre ich aus der Lesung heraus. Wir sollen Menschen werden, die erkennen können, was Gott will. Männer und Frauen, denen Gott nicht fremd ist. Und das Andere: Wir sollen Menschen werden, die sich selbst „als lebendiges und heiliges Opfer“ darbringen. Das bedeutet: Menschen, die sich Gott geben können; die eine Gabe sein können. Sie können im Lauf Ihres Lebens ein Klotz werden. Oder ein Greifer und Nehmer. Oder eine Gabe. – Eltern, die ihren Kindern Zeit, Aufmerksamkeit, eigene Lebenskraft geben, verstehen, was gemeint ist. Also: „Lasst euch verwandeln durch die Erneuerung des Denkens.“ Das ist aber der zweite Schritt. Der erste ist, Gott handeln zu lassen. Und wozu das Ganze? Weil die Welt so nicht bleiben kann wie sie ist. Weil Sie so nicht bleiben können wie Sie jetzt sind. Weil es Sie in besser gibt. So wie wir jetzt sind, wird keiner von uns zu Gott gelangen. Der Heilige Geist macht uns gottfähig. Wie könnte ich Ihnen garantieren, dass diese Wandlung immer nur sanft vor sich gehen wird? Wir wissen doch: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt…“ Die Leben der Heiligen erzählen von Frauen und Männern, die es schwer hatten, Gott auszuhalten. Aber vielleicht ist es schöner, Gott auszuhalten als den Blödsinn der Welt? Ich will Ihnen (und mir) Mut machen. Hören Sie, wie Gott Ihnen sagt: „Lass dich verwandeln! Gib mir deine Einwilligung und dann halte einfach still.“ FÜRBITTEN Heiliger Geist! Heiliger Geist! Gib uns den Mut, etwas von unserem Leben zu verlieren, damit wir das Leben beim Vater gewinnen. Vater, du wirst jedem geben, was er für seine Taten verdient. Wir beten für die, die trauern. Wir beten für die, die Schmerzen haben. Für die, die in dieser Woche einen schwierigen Termin haben. Wir schenken Gott unsere Toten. Er nehme sie auf. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Esselbach am 03. September 2023
Gib uns das Vertrauen, Dir zu sagen: Verwandle mich!
Hilf, dass wir Christen nicht denken, was die Menschen wollen, sondern was Gott will.
Dein Sohn Jesus Christus sei jedem hier ein barmherziger Richter.