Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Freitag der 21. Woche im Jahreskreis

01/09/2023 


Die Predigt zum Anhören

Freitag der 21. Woche im Jahreskreis – (1 Kor 1,17-25)
Predigt am 01. September 2023 in Oberndorf

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Es gibt drei Wege. Zwei davon sind falsch.
Die drei Wege heißen: „Juden“, „Griechen“, „Kreuz“.

Worauf will Paulus hinaus? Paulus geht es nicht um bestimmte Völker, sondern um Haltungen. Und schon sind wir im Heute, denn Geisteshaltungen sterben nicht einfach aus. Auch wenn wir mit den Juden und den Griechen zur Zeit der Urkirche nichts mehr zu tun haben: Die Haltungen, um die es geht, begegnen uns heute ständig.

„Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit.“ Zeichen und Weisheit. Natürlich schreibt Paulus nicht gegen Zeichen. Jesus selbst hat Zeichen gewirkt. Seine Wunder, seine Heilungen z. B. waren Zeichen. Sie sollten den Menschen helfen, Gott zu erkennen.

Paulus schreibt auch nicht gegen die Weisheit. Er ist selbst Jude und weiß, wie hoch die Weisheit in den Büchern der Heiligen Schrift angesehen ist. Sie wird ganz nahe bei Gott angesiedelt.

Zeichen und Weisheit haben ihren Platz, aber mehr auch nicht. Zeichen und Weisheit sind beide etwas Vorläufiges. Sie sind nicht das Ziel.

Menschen, die denken wie die Juden, fordern Zeichen. Die Zeichen sollen beweisen, dass das mit Jesus stimmt. „Wenn überall Frieden wäre, dann würden wir an Gott glauben.“ – „Wenn alle Priester gute Menschen wären und klug und nett, dann würden wir in die Kirche gehen.“ Paulus meint Menschen, die Gott Bedingungen stellen.

Das Schwierige in der Kirche sind Konservative und Progressive, die bei den Zeichen steckenbleiben. Sie gehen nicht weit genug. Sie suchen sich ein paar Zeichen aus, die ihnen gefallen und richtig erscheinen: den Alten Ritus der Messe, das Frauenpriestertum, das Ende der Hierarchie, das Messgewand aus Spitzen und wenn das erreicht ist, ist alles gut. Es geht nie über die Zeichen hinaus.

Weisheit. Dahinter steht die Haltung, die den Glauben durch und durch verständlich machen will. Was nicht (oder nicht mehr) zu verstehen ist, fliegt raus. Übrig bleibt, wenn es nach einer deutschen Theologin geht, „eine ethische Lebensführung zum Wohle aller“. Mit anderen Worten: das allgemeine Wohlgefallen. Das kann der Atheist auch unterschreiben. Das Dunkle, das Schwierige, das Skandalöse: kann alles weg. Also kann Christus weg.

Beim Zeichen geht es den Leuten um die Richtigkeit. Es darf nur dieses Zeichen sein. Bei der Weisheit geht es den Leuten um die Zustimmung. Die Weisheit muss allen einleuchten. Besonders denen, die man beeindrucken will. Wenn die Intellektuellen, die Fernseh-Menschen, die Filmstars, wenn der Zeitgeist und die öffentliche Meinung endlich Ja sagen könnten zum Glauben, dann wäre alles gut. Und so müht man sich – und kommt zu keinem Ende. Alle Argumente, alle Ausgewogenheit, alle Kenntnisse… versickern. Das Ja zum Glauben kommt nämlich nicht, weil einem etwas einleuchtet; keiner glaubt an Gott, weil das Argument so gut ist. Das Ja zum Glauben kommt immer aus dem Dunkel. Erst dann, im nächsten Schritt wird es hell, einsichtig, stimmig. Das muss so sein, denn der Glaube wird von Gott gewirkt und wird vom Menschen angenommen. Wer könnte diesen Vorgang zwischen Gott und Mensch analysieren, erhellen und anderen vermitteln? Wer das könnte, der könnte Gott erklären.

Der Glaube kommt aus dem Dunkel. Dort aber steht das Kreuz. Das Kreuz ist für uns dunkel. Das Kreuz ist unverständlich, abstoßend, „Torheit“ wie Paulus sagt. Oder wie wollen Sie das Kreuz erklären? Das Kreuz ist keine Weisheit und auch kein Zeichen, das allen einleuchten würde.

„Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten.“ Genau. Das kann gar nicht anders sein als unangenehm. Quälend. Kreuz bedeutet Schmerz, was sonst?

Ich habe einen Sinn für Zeichen, viele Zeichen sind mir lieb und wert. Ich mag das gute Argument. Ich hoffe, der andere lässt sich überzeugen. Aber alles das schlägt mir das Kreuz aus den Händen, immer und immer wieder.

Der Schmerz macht mir Angst; ich habe nicht die leiseste Lust, mein Kreuz auf mich zu nehmen. Aber ich bin sicher: Wenn die Verkündigung der Kirche den Schmerz ausräumt, ist sie falsch. Daran können Sie alles messen. Das beginnt schon damit, dass man den Kindern ein kleines Holz-Kreuz schenkt, an dem ein Regenbogen hängt oder eine Sonne oder eine Friedenstaube. Aber nie ein Gekreuzigter. Was lernen die Kinder vor solch einem Kreuz? Was werden sie tun, wenn der Schmerz in ihr Leben kommt, als Liebeskummer oder später, in dem Moment, wo sie realisieren, dass die Eltern alt werden, wo sie merken, dass das Leben endet. Was werden sie tun? Das Kreuz wegwischen? Das echte Leben ist nicht auf Tiktok…

Es gibt tatsächlich nur einen richtigen Weg der Verkündigung. Das gilt für alle, die den Glauben weitergeben: Großeltern, Eltern, Religionslehrerinnen, Pastoralassistent*innen, Diakone, Priester und Bischöfe. „Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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