Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Fest des Heiligen Augustinus (Kirchenlehrer und Bischof)

28/08/2023 


Die Predigt zum Anhören

Fest des Heiligen Augustinus (Kirchenlehrer und Bischof) – (Joh 4,7-16)
Predigt in Bischbrunn am 28. August 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die Kirche folgt der Mode. Wie wir alle. Niemand hier kann noch denken wie sein Großvater; selbst, wenn er wollte, es ginge nicht. Es gibt Moden im Denken, im Reden und sogar im Beten. Früher fiel den Katholiken zum hl. Augustinus dessen berühmtes Wort ein: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir.“ Das stand oft auf Sterbebildchen oder christlich-hässlichen Spruch-Karten. Wer heute von Augustinus sprechen will, erzählt, der Mann habe erst einmal ein liederliches Leben geführt, sich dann bekehrt und schließlich die Lehre von der Erbsünde erfunden. Damit habe er das Christentum für immer verdorben. Seit Augustinus seien die Christen pessimistische Gestalten und müssten Angst vor der Sünde haben. – Ein Heiliger und ein liederliches Leben? Da wird man doch hellhörig! Und merkt (wenn man ein bisschen hellwach ist), dass sogar hinter diesem Gerede eine Mode steckt. Augustinus, der junge, erfolgreiche, gescheite, eitle, unverheiratete Mann hatte ein langjähriges Verhältnis mit einer Frau. Das geben rückständige Prediger und spießige Journalistinnen als große Sache aus. Alle anderen sagen: „Ja, und?“

Ich für meinen Teil verstehe gut, dass einer Freude hat am Denken und am Streiten, dass er Karriere machen will, berühmt werden will und auch Sex haben will und ein schönes Haus. Und dass das alles irgendwie doch nicht reicht. Ich verstehe auch, dass einer sich fragt, wie es denn komme, dass Menschen Böses wollen. Wie kommt es, dass die Menschen das Böse irgendwie anziehend finden und mal sehen möchten, wie es damit weitergeht. ZDF und ARD hängen einen Mord an den anderen. Das täten sie nicht, wenn die Menschen das Böse uninteressant fänden.

Ich verstehe also, dass Augustinus darüber nachgedacht hat. Was dann weniger gescheite und weniger lebendige Leute der Kirche aus seiner Lehre gemacht haben, ist eine andere Geschichte…

Weil das alles aber irgendwie doch fade ist und nichts weiterbringt, tue ich, was immer passt: Ich schlage die Seiten der Heiligen Schrift auf, die die Kirche für das Fest des Kirchenlehrers anordnet. Der Johannesbrief spricht von der Liebe und vom Vater, vom Sohn und vom Geist. – Der hl. Augustinus hat versucht, über den dreifaltigen Gott zu schreiben. In der Lesung finde ich diesmal aber etwas, das mir bislang gar nicht aufgefallen war: „Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns…“ – „Und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“ Erstaunlich oft das Wort „bleiben“ in diesem relativ kurzen Text. Es muss also wichtig sein, dieses Bleiben.

Das klingt fremd in einer Zeit, in der alle immer aufbrechen wollen. Schnell zum Flughafen. Mal weg! Ein Jahr ohne Urlaubsreise? Ende der Republik! „Bleiben Sie auf dem Weg! Der Weg ist das Ziel!“ Sagen uns die Ratgeber*innen. Wer sich ein wenig mit dem Glauben auskennt, weiß außerdem, dass Jesus sagt: „Ich bin der Weg…“ Vom Bleiben scheint Jesus nichts zu halten, wie er so über das Land läuft und im Laufen lehrt, die Jünger atemlos hinter ihm her.

Man geht in die Kirche, sonntags, von acht bis neun. Aber man bleibt nicht in der Kirche. Auch eine Stunde lang, allein und still. Man tut gute Werke, aber dann tut man wieder etwas anderes. Man bleibt nicht im guten Werk. Manche beten das Stundengebet, früh, Mittag und Abend, aber sie bleiben nicht im Gebet. Es geht um das Erledigen, nicht um das Bleiben. Einfach beim Partner bleiben, das reicht keinem mehr. In derselben Firma bleiben, ohne daran zu denken, „sich zu verändern“, das macht die Unternehmensberater*innen arbeitslos. Einen Film ganz anzuschauen, so richtig von Anfang bis Ende und nicht nach zwei Minuten aufs nächste Tiktok-Video zu wischen, das ist was für alte Leute. Aushalten ist doof. Bleiben auch.

Natürlich muss man mal aufbrechen. Vor allem hier oben, im Kopf. Natürlich gibt es das rechte Vergessen. Eine Mutter, die immer bei ihrem Kind bleibt, ruiniert es fürs Leben. Sie können nicht bei ihren Kindern bleiben. Der Stöpsel geht allein in den Kindergarten und hoffentlich auch in den Club. Das Leben ist Vergessen, Weiterziehen, Suchen und Finden. Aber auch Bleiben. Bei einer Aufgabe, bei einem Versprechen, bei einem Gedanken, bei einem Menschen. Und bei Gott, so die Lesung am Fest des hl. Augustinus. Dieser Mann hat lange gesucht. Vielleicht hat er manchmal auch nur gezögert und getändelt. Aber irgendwann ist er geblieben. Bei seiner Gemeinschaft, bei seiner Diözese und ganz sicher bei Gott. Augustinus starb als Bischof in Nordafrika, als die Vandalen seine Stadt Hippo belagerten. Das war 430.

Natürlich müssen Sie tun und fort und hin; natürlich rattert Ihr Kopf und schlägt Ihr Herz. Alles läuft durcheinanderläuft, alles will weg. Letztlich sind wir alle im Aufbruch. Das Leben ist nämlich unhaltbar. Aber deswegen muss es nicht unstet sein. Wenn Sie vor allem panisch sind und nervös und hektisch, ist etwas falsch. Denn irgendwo in Ihnen gibt es den Ort, der „Bleibe“ heißt. Dort ist es still. Dort ist Ihre Stärke. Wo genau ist dieser Ort? Dort, wo die Liebe ist. Vielleicht nur ein kleiner Rest von früher, vielleicht inzwischen ganz verkleidet, aber sie ist da. Sie kann größer werden. „Und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“

Gott aber ist nicht im Aufbruch. Gott ist nicht auf dem Weg, schon gar nicht hektisch auf vielen Wegen. (Die Hostie in der Monstranz ist das Bild des stillen Bleibens.) Gott ist ewig. Gott bleibt. „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17).

FÃœRBITTEN

Am Fest des hl. Kirchenlehrers beten wir in Stille…

Für die Theologinnen und Theologen
Für alle, die wissentlich falsche Lehren verkünden
Für alle Suchenden
Für alle, die Karriere machen

Für die Reisenden der Ferienzeit
Für die Lkw-Fahrer auf der Raststätte in Rohrbrunn

Für die Kinder, die sich langweilen

Für die Frauen, die verlassen werden
Für die Mütter, die sich um ihre Söhne sorgen

Für alle Orden, die nach der Regel des hl. Augustinus leben
Für das russische Volk
Für die Reste der Kirche in Nordafrika

Für unsere Toten

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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