Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Osternacht 2023

08/04/2023 


Die Predigt zum Anhören

Osternacht 2023
Predigt in Trennfeld am Main am 8. April 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Worum geht es garantiert nicht? Darum, wie die Auferstehung vor sich ging. Die Frage ist sinnlos, kein Mensch kennt die Antwort. Es war keiner dabei.

Worum geht es? Einer, der vor aller Augen drei Stunden lang am Kreuz verreckt ist, einer, der tot war, lebt. Und offenkundig anders als vorher. Ein neues Leben. Glaubt Ihr das? Darum geht es.

Oder anders gesagt um die Frage: Was ist die Mitte des Christentums? Die Nächstenliebe? Oder, wie unsere Gegner sagen, Verbote und Verurteilungen? Sind die die Mitte unseres Glaubens? Sind Hexenverfolgung, Inquisition und der Reichtum des Vatikans das Wesen der Kirche? Viele sehen das so.

Wenn ich mich an den ersten Christen orientiere, muss ich doch sagen: Der zentrale Gedanke des katholischen Glaubens ist, dass es den alten Tod nicht mehr gibt. Dass seit Ostern der Tod nur mehr ein Durchgang ist, eine Verwandlung. Die zentrale Botschaft der Christen ist also: keine Angst! Hoffnung. Und so ist es recht besehen gleich, ob wir leben oder sterben. Wenn wir nur in Christus sind. Das versuche ich zu leben.

Glaubst Du das? Glaubst Du an die Auferstehung? Vielleicht trauen Sie sich und fragen den Menschen, mit dem Sie nachher nachhause gehen: Glaubst du? Und wenn er zögert, fragen Sie ihn: Würdest du das gerne glauben können? – [Hier, auf diesem Fest, wird der Osterglaube verkündet (und das dauert länger als ein Fußballspiel). Bei Ihnen zuhause wird der Osterglaube angenommen. Oder eben nicht.]

Es ist nicht schlimm, an etwas zu glauben. Alle tun das. Alle glauben irgendetwas. Und irgendwem. Die Impfgegner glauben, die Impfbefürworter glauben auch. Keiner von uns, schätze ich, hat selbst medizinische Experimente durchgeführt. Wir glauben jemandem im Internet. Jeder Mensch glaubt. Deswegen ist die Frage so wichtig: Was glaube ich? Und wem glaube ich? Ich glaube dem Evangelium.

Ich sage nicht, dass es leicht ist, an die Auferstehung zu glauben. Der Karfreitag ist bitter, aber nachvollziehbar, realistisch. Mit Ostern hingegen kommen wir an unsere Grenzen – wie die Apostel und die Frauen um Jesus. Die Osterevangelien sind voller Zweifel, sie erzählen von Menschen, die Zeit brauchen. Und denen Christus Zeit lässt. Der Modetrend, der Zeitgeist, die sozialen Medien, die Linken und die Rechten, die Diktaturen aller Art erlauben keinen Zweifel. In so vielen Ländern dieser Welt dürfen Sie keinen Zweifel äußern, weil Sie sonst verhaftet werden. Überall wird behauptet. Der Glaube der Christen beginnt mit Zweifeln und Fragen und Staunen. Das ist mir lieber.

Jesus hatte diesen Frauen und Männern eine neue Welt gezeigt. Sie haben miterlebt, wie er sich auf die Seite der Armen stellte, wie mit den Kranken war und wie er die Autoritäten kritisierte: eine bessere Welt. Dabei wollten sie mitmachen. Aber der Karfreitag setzte der großen Vision ein Ende.

Die Auferstehung ist nicht die Vision einer besseren Welt, sondern einer neuen Welt. Christinnen und Christen sind doch nicht die, die nur hier und da ein Schräubchen drehen. Wir machen mit beim ganz großen Wurf. Der, der tot war, lebt. Wir werden leben!

In einer Gesellschaft, die zerfällt (so sehe ich unsere Zeit) ist die Frage elementar: Was können wir glauben? Wie sicher ist der Glaube?

Meine Antwort wird Sie zuerst einmal enttäuschen: Der Glaube ist nicht „sicher“. Ideologien sind sicher. Kirchliche, politische, wissenschaftliche Ideologien sind sicher. Wenn nicht, werden sie sicher gemacht. Die meisten Leute werden sich sicher, indem sie aufhören zu fragen und zu denken. Dann sagen sie: So ist es und nicht anders. [Und als nächstes würden sie die, die anders denken am liebsten einsperren.]

Gott ist wahr, aber nicht sicher. Es ist ein Abgrund zwischen den „Sicherheiten“ und dem wahren, lebendigen, unfassbaren Gott.

Ich will Sie zu Gott führen. Sicherheit sollen Ihnen die AOK, die Bundeswehr und die CSU geben. Glaube ist Begegnung, nicht System. Maria von Magdala und die Apostel begegnen dem Auferstanden, dem Lebendigen. Nicht einem System. Ein lebendiger Mensch aber ist nie „sicher“. Wenn Sie einen sicheren Partner wollen, kaufen Sie sich einen Hund.

Ostern ist eine Breitseite gegen den Alltag, wo wir uns so ordentlich eingerichtet haben. Weil diese Welt uns dazu zwingt. Wo wir unsere Träume und Sehnsüchte und die Wahrheit über uns selbst und die großen Ideen ganz hinten in der Lade versteckt haben. Der Glaube an diese fantastische Auferstehung bringt uns ins wahre Leben zurück, das Leben, welches viele das letzte Mal gespürt haben, als sie Kinder waren. Der Glaube ist, so lehrt es unsere heilige Kirche, nicht zuerst unsere private Entscheidung. Der Glaube ist eine Gabe Gottes, vermittelt durch andere Menschen. Durch Eltern oder durch die Gemeinschaft einer guten Pfarrei (…) Der Glaube ist eine Antwort. Auf Gott. Beim Glauben geht es um Freiheit und Denken und Vertrauen. Um den ganzen Menschen. Der Glaube an die Auferstehung macht nicht verhuscht, sondern souverän. Sehr frei. Weil ich weiß: Christus lebt. Und ich bin in seinem Vertrauen und seiner Liebe aufgehoben für immer. Sie auch. Wir alle zusammen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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