Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Erster Fastensonntag – Predigt in Erlenbach

26/02/2023 


Die Predigt zum Anhören

Erster Fastensonntag
Predigt in Erlenbach am 26. Februar 2023

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Manche Priester predigen, als hätten sie kleine Kinder vor sich. Andere predigen, als hätten sie eine Vorlesung an der Uni zu halten. In Vorlesungen lernt man denken, mehr nicht. Wer eine gute Predigt hört, lernt, an Christus zu glauben und gut zu leben. Wieder andere laden die Predigt aus dem Internet herunter und lesen sie vor. Kann man machen. Man kann auch Tüten-Suppe kochen. Essbar, macht aber keine große Freude. So ist es auch mit der Predigt aus dem Internet.

Ich überlege immer wieder, auch nach 40 Jahren noch: Wie muss ich predigen? Erste Antwort: Ich muss die Menschen vor mir ernst nehmen. Noch besser: sie lieben, wenigstens in dem Moment. Ernstnehmen heißt aber auch: ihnen etwas zutrauen. Nicht sagen: Das verstehen die Erlenbacher sowieso nicht. Das wäre hochmütig. Und faul. Es ist mein Job, dass Sie verstehen. Wenn ich Sie verwirre, habe ich schlecht gearbeitet. Sie sollen sich anstrengen, ein wenig, aber auch glücklich sein, weil Sie etwas verstanden haben, das wichtig ist für Sie. Ich frage mich also nie: Was gefällt den Leuten? Sondern: Was brauchen diese Menschen? Das macht einen großen Unterschied.

So ungefähr nähere ich mich der Predigt. Im Lauf der Woche dachte ich: „Ah, erster Fastensonntag – Versuchung Christi!“ Ich freute mich, denn dieses Evangelium ist großartig, wunderschön. (Fällt Ihnen übrigens auf, dass die Leute bei „Versuchung“ immer an Schokolade, offene Kassen oder Sex denken? Nichts davon in diesem Evangelium. Die wahre Versuchung ist nämlich die Macht. Darum geht es in allen drei Versuchungen Jesu.)

Ja, und dann sah ich mir auch die Lesungen dieses Sonntags an. Die aus dem Römer-Brief. Schwierig vorzutragen, schwierig zu verstehen. Auch für mich, nicht nur für Sie. Aber dieser Text hatte ungeheure Folgen in der Geschichte.

Und dann schien mir, wie wenn ich hörte: Darüber musst du predigen. Über das, was du nicht gleich verstehst, über das, wo die Leute aussteigen. Geh den schwereren Weg!

Wer, wie Sie eben, den Text nur hört, nicht mitlesen kann, ist schnell draußen. Der Verstand kann nicht leicht folgen. Aber Ihr Herz kann ahnen, worum es geht. Es geht um den Menschen. Um Sie. Es geht darum, wie Sie gedacht waren und wie Sie geworden sind. Gott hat ja ein Bild von Ihnen.

Sie kennen das: Man sieht die Kinder, dann die Erwachsenen und weiß: So war es bestimmt nicht gedacht. Die Kinder so offen, zutraulich, mutig, lustig, fantasievoll – und dann werden aus ihnen misstrauische, ängstliche Leute.

Es geht darum, dass Gott den Menschen erschaffen hat. Frei! Gott hat keine Maschinen gemacht und keine Sklaven, sondern Freie. Deswegen leiden Sie, wenn Sie zu etwas gezwungen werden. Frei bedeutet aber auch verantwortlich. Wir sind für unsere Entscheidungen verantwortlich. Manche sind belanglos, andere sind sehr ernst. Da entscheiden wir uns zwischen Gut und Böse.

Am Bösen war irgendetwas, das den Menschen gefiel. Sie waren vom Bösen mehr fasziniert als von Gott. Wenn Sie gerne den Sonntagskrimi anschauen, wissen Sie, wovon ich rede. Gott ist den Leuten langweilig. Das Böse ist spannend. Der Steuerbetrug oder der Ehebruch sind irgendwie aufregend. Anscheinend sogar der Krieg.

So entschieden die Menschen sich eines Tages für das Böse. Erst einer, dann zwei (wir nennen sie Adam und Eva), dann immer mehr. Alle. Alle machen mit. Jeder erwachsene Mensch, jeder außer Jesus und Maria hat sich schon einmal für etwas Böses entschieden. Und sei es nur ein Wort oder ein Blick.

Diese Entscheidungen haben Folgen. Letztlich führen sie zum Tod. Das Böse nimmt immer etwas vom Leben weg (Neid, Lüge). Der Tod wie wir ihn kennen, der mit Schmerzen, Verfall, Angst, Einsamkeit, der kommt aus der Sünde. Im Paradies wäre der Tod ganz einfach und glücklich gewesen. Nur ein Schritt in den Himmel.

Mit der Zeit gewöhnen wir uns an das Böse. „So bin ich einfach“, sagt Julian Nagelsmann, das Zornpinkerl. Christen sind Menschen, die wissen, wie sie sind – und Sehnsucht haben, anders zu sein. Gut nämlich. Weil Gott gut ist.

Wir gewöhnen uns an die Sünde. Das macht uns immer schwächer. Wir kapieren immer weniger; wir halten nicht durch. Die Menschen können Impfstoffe erfinden, aber einfach immer gut sein zu ihrem Partner, das können sie nicht.

„Aber es gibt doch viele, die keine Sünden haben, was ist mit denen?“ Keine Sünden? Wissen Sie, ich kenne eine, die sagt, oft sogar: „Also, ich, ich habe keine Sünden! Ich komme gleich in den Himmel!“ Und drei Minuten später sagt dieselbe Frau: „Wenn ich die schon sehe, die blöde Kuh!“ Natürlich würde die Frau sagen, dass es Sünder gibt. Aber das sind die anderen. Die Schwägerin oder Putin oder Biden; die Pharmaindustrie oder die Priester, Merkel oder Alice Schwarzer. Das Böse ist für viele eine Geschmacksfrage. Und es ist nie bei einem selbst.

Gott ließ also den Menschen ihre Freiheit. Wie sie die nutzen, sehen wir im Kreml oder bei den Influencern. Aber Gott ließ nicht zu, dass die Herzen ganz verdorben wurden. Gott erhielt in uns die Sehnsucht nach dem Schönen, die Fähigkeit zu bereuen und die Möglichkeit, das Gute zu tun. Alleine können wir nichts Gutes tun. Aber sobald wir sagen: „Ja, ich will“, wirkt Gott mit uns.

Und Gott tat noch mehr. Er gab den Menschen Jesus Christus. Und von dem Augenblick an hat die Welt viele, viele, die sündigen und einen, einen einzigen, der nicht sündigt. Der wirklich liebt. Dieser Einzige rettet alle andern. Weil er sich ganz für Gott entscheidet. Adam hat gesündigt, Jesus hat geliebt. Nicht manchmal, nicht halb, sondern immer und ganz. So liebt dieser eine, und das reicht Gott, um allen anderen zu verzeihen.

Sündigen heißt, sich gegen Gott entscheiden. D. h. gegen die Liebe. Sünde ist nicht der Verstoß gegen Gesetze, sondern die Absage an jemanden. Die Liebe ist das Ja-Wort zu jemanden. Weil Jesus den Vater liebt, sind wir gerettet.

FÜRBITTEN

Wir beten heute besonders um Frieden in der Ukraine. Der wird ohne die Bekehrung der Herzen nicht sein können. – Stille

„So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.“ Wir haben unser Leben von Gott.
Wir beten um Dankbarkeit. – Stille
Wir beten um Achtung vor allem Leben. – Stille

„Gott, der Herr, ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und köstlich zu essen.“
Wir beten um Nahrung für alle Menschen der Erde. – Stille
Wir beten um die Bewahrung der Schöpfung. – Stille

„Da gingen beiden die Augen auf.“
Wir beten um Selbsterkenntnis und echte Reue. – Stille

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt.“
Wir beten um Liebe zur Heiligen Schrift. – Stille

Wir beten für die, die große Opfer bringen und Kranke pflegen. – Stille
Wir beten für die Erlenbacher Kommunionkinder. – Stille
Wir beten für unsere Toten (besonders für …).

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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