27. Jänner 2023 – Fest der Heiligen Angela Merici
27. Jänner 2023 – Fest der Heiligen Angela Merici Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Dient einander!“ Das ist leicht zu verstehen. Ehrenamt, Pflege, die Kinder helfen im Haus mit: Das alles ist Dienen. „Dient einander… … als gute Verwalter der Gnade Gottes.“ Schon schwieriger. Gnade heißt: Gott wirkt in dieser Welt. Nicht durch Wunder, sondern durch uns. Wir verwalten das Wirken Gottes. Wir helfen Gott. Wir beten nicht bloß „Dein Wille geschehe!“, wir tun etwas, damit der Wille Gottes geschehe. „Dient einander als Verwalter der Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“ Wir haben also Gaben empfangen. Alle hier. Nicht anders als die heilige Angela Merici. Sie starb am Nachmittag des 27. Januar 1540. Wenn der Name Ihnen nichts sagt: Würzburg, Urschele… klingelt es? Die hl. Angela hat die Ursulinen gegründet, und die Ursulinen haben jahrhundertelang Mädchenschulen geführt. Sie haben armen Mädchen zu einer Ausbildung verholfen. Klingt harmlos. Für die Jüngeren hier. Die Älteren wissen noch, dass viele Mädchen früher nur die Wahl hatten, beim ältesten Bruder auf dem Hof zu bleiben. Als Magd. Oder ins Kloster zu gehen. Es gab kaum Berufe für Frauen. Da haben die Ursulinen eingegriffen. Die hl. Angela wurde am Gardasee geboren, in einer christlichen Familie. Das bedeutet: mit einer selbstverständlichen Frömmigkeit. Eine gute Grundlage. Aber das Eigentliche kommt dann. Wenn Sie einfach irgendwie katholisch sind, „so halt“, dann sehen alle Katholiken gleich aus, reden alle die gleiche Sprache. Die hl. Angela hat nicht andere nachgemacht, sie hat nicht „irgendwas“ gemacht, sondern ihre Berufung herausgefunden. Schritt für Schritt hat sie erkannt, was Gott von ihr will. – Jeder Beichtvater, der sein Metier beherrscht, wird das als seine Aufgabe erkennen: Herausfinden, was Gott von diesem Menschen will. „Jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“ Also fragen Sie sich: Was macht mir Freude? Was kann ich gut? Was will Gott von mir? So findet man die eigene Berufung heraus. Sie können gut organisieren? Fein. Das ist eine Gabe Gottes. Dann kommt die nächste Frage: Wie wollen Sie diese Gabe nutzen? Man kann schließlich ein KZ organisieren oder ein Zuhause für arme Kinder. Man kann ein böser Mensch werden oder ein guter. Wir sind frei. Angela Merici konnte mit Menschen. Also wurde sie nicht Einsiedlerin, sondern eine Seelsorgerin: Mittelpunkt einer Gruppe von Laien, die einfach gute Christen sein wollten. Angela war „klug“ wie es heißt. Wer klug ist, der überlegt zuerst: Was fehlt? Was ist zu tun? Was kann ich, was kann ich nicht? Und dann handelt der kluge Mensch. Er zieht seine Sache durch. Die hl. Angela realisiert, was die Welt jetzt braucht und was sie selbst kann. Sie hat einen guten Blick für Kinder, die Mädchen aus den armen Familien haben niemand, der sich um sie kümmert. Alles klar: Sie gründet eine Schule für arme Mädchen. Irgendwann war es Zeit für den nächsten Schritt: Angela sammelt Frauen um sich, die arm, keusch und gehorsam leben wollen. Aber nicht im Kloster, sondern in ihren Familien. Ohne Gelübde, ohne Nonnenschleier. Das war damals unvorstellbar. Frauen, die nach den „Evangelischen Räten“ leben wollten, konnten das nicht allein, sie mussten ins Kloster gehen, wo sie Schutz und Anleitung hatten. Also hat die Kirche es Angela nicht erlaubt, ihren Plan zu verwirklichen. Aber die Gemeinschaft der Ursulinen wurde gegründet, dann hat die Kirche Angela heiliggesprochen und 400 Jahre später hat sie die Lebensform anerkannt, die Angela einst vorschwebte. Ist die Kirche immer hinterher? Oder ist die Kirche klug? Wie auch immer: In all der Zeit haben die Ursulinen kleine Mädchen zu Frauen erzogen. Sie haben Frauen gebildet. Wer Menschen bildet, macht sie stark. Bildung für Frauen: Das ist auch die Kirche. „Jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.“ Es geht darum, sich zu kennen. Aber nicht zu gut. Man muss nicht auf sich selbst bestehen. Gott weiß noch besser als wir, wer wir sind. Wenn man beides zusammenbringt, Selbsterkenntnis und Gottesfurcht, dann kommt ein Mensch heraus, der selbstbewusst ist, aber offen. Die Heilige sagt: „Handeln, wie der Geist es eingibt. Weitergeben, was Jesus lehrt. Auf bewährten Wegen Neues wagen.“ Amen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Predigt in Oberndorf im Spessart