Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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29. Jänner 2023 – Predigt in Marienbrunn

29/01/2023 


Die Predigt zum Anhören

4. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
29. Jänner 2023 – Predigt in Marienbrunn

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sind Sie demütig ? Ich weiß es nicht. Wollen Sie demütig sein? Eher nicht, oder? Nun heißt es aber in der heutigen Lesung: „Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut !“ Wir haben also ein Problem: Ich muss Ihnen etwas verkaufen, was Sie gar nicht wollen. Also los!

Wer ist schuld? Wer hat Schuld, dass man heute nicht mehr von der Demut sprechen kann, ohne dass jeder sofort aussteigt? Die Kirche ist selbst schuld. Genauer: die Kirchen-Leute. Ein Papst, der jemand hinausschmeißt und ihm sagt: „Demütigungen tun gut!“ Die Oberin, die ihren Nonnen „Demutsübungen“ aufgibt.

Jesus sagt von sich selbst: „Ich bin von Herzen demütig“ (Mt 11,29), – und wir können nicht mehr über Demut reden. Die frommen Leute haben das Thema verdorben. Wir hören in der Lesung dieses Sonntags „sucht Demut!“, aber die Prediger werden das Thema meiden wie der Teufel das Weihwasser. Genau solche Situationen reizen mich. Ich überlege. Und das Erste, was mir klar wird: Kein Mensch hört gerne „Demut“. Weil jeder Mensch toll sein will. Zuerst einmal. Ein 15-Jähriger, der demütig sein will: Das fände ich eher seltsam. Demut schätzt man erst, wenn man ein wenig Lebenserfahrung hat.

Neuerdings reden Karriere-Berater von Demut. Und Fußball-Funktionäre. „Wir müssen mit Demut Fußball spielen“, hat Rumennigge neulich gesagt. Ich dachte, mich haut ‘s vom Sessel: der FC-Bayern und Demut!

Aber ich checke natürlich, dass diese Politiker und Fußballer Demut erst dann entdecken, wenn es mal nicht so gut läuft und denke mir: Wäre doch fein, wenn die Sieger Lust hätten, demütig zu sein!

Karriere-Coachs und Funktionäre helfen uns nicht weiter. Die viel bewunderte Mutter Teresa schreibt: „Dies sind Zeichen für wahre Demut: Ehrerbietung, Respekt und Gehorsam gegenüber unseren Vorgesetzten. – Ein freudiges Ja zu allen Demütigungen. – Liebe zu den anderen, besonders zu den Armen und einfachen Leuten.“ So schreiben Menschen, die nicht zu den einfachen Leuten gehören und „gut“ sein wollen. Solche Leute lieben und helfen immer von oben herab. Liebe ist nicht von oben nach unten, Liebe ist Aug in Aug. – „Ein freudiges Ja zu allen Demütigungen.“ Warum freudig? Mir reicht es schon, wenn einer nach einer Demütigung ruhig bleibt. Wenn er sagen kann: Passt schon, so ist das Leben.

Mit Mutter Teresa und anderen Kapazundern kann ich Ihnen also nicht kommen. Fangen wir am besten neu an: Was ist Demut eigentlich? Vielleicht kann man sie am ehesten so beschreiben: Demut hat kein Problem damit zu dienen. Der demütige Mensch muss nicht herrschen, um sich gut zu fühlen. Er muss es den anderen nicht zeigen; er braucht nicht ständig Anerkennung. Der Demütige kann Gutes tun, ohne dafür einen Orden zu bekommen. Er dient gerne. Weil die Welt so besser wird.

Wer demütig ist, kann Erniedrigungen annehmen, ohne gleich einen Atomkrieg auszulösen. Der demütige Mensch kann auch mal verlieren. Weil er weiß: So ist das Leben hier. Er weiß auch: der große Sieger steht schon fest. Christus. Demütig kann der sein, der vertraut. Also macht Demut lässig.

Ein demütiger Mensch nimmt sich selbst nicht so wichtig; er muss nicht immer beachtet werden; er muss nicht Recht haben und auch nicht immer das letzte Wort haben. Demut macht vornehm.

„Und er ging weg aus ihrer Mitte“, heißt es einmal von Jesus. Die Leute wollen streiten, er geht einfach weg. Nicht hochmütig, nicht beleidigt, schon gar nicht maulig. Jesus bleibt bloß aufrecht und still. Demütig. Sehen Sie, Demut wird meistens von oben nach unten empfohlen. Die droben sagen denen unten: Ihr müsst demütig sein! Jesus sagt nichts von oben nach unten. Er sagt nur: „Ich bin demütig von Herzen.“ Nun kann jeder selbst seine Schlüsse ziehen.

Die Bibel sagt uns: „Sucht Demut!“ Da dürfen wir fragen: Was bringt uns das? Ich weiß nicht, ob meine Demut den anderen was bringt; ob das Land besser wird, wenn ich demütig bin. Obwohl… ein Deutschland (oder ein Amerika oder ein Russland) ohne Angeber, ohne Ellenbogen, ohne Selbstdarsteller, ohne Jammerer, das wäre nicht übel, oder?

Was ich sicher weiß, ist: Schwächen und Fehler zu sehen, zuzugeben und um Verzeihung bitten, das ist einfach und demütig. Das tut jeder Ehe, jeder Familie, jeder Pfarrei, jedem Staat gut. Wo ist das Problem? Doch nur im Stolz.

Demut bringt mir Frieden mit mir selbst und mit dem Leben. Die Demut lehrt mich, das Leben zu nehmen, wie es ist. Und sie bringt mich das richtige Verhältnis zu Gott. Er ist groß, ich bin nicht groß. Richtigkeit ist eine Wohltat. Sie beruhigt, sie macht „sanft“. Sagt Jesus nicht: ich bin sanft und demütig von Herzen? Der, der als einziger das Recht hätte, von oben nach unten zu reden, der sagt: „Ich bin demütig von Herzen.“ Ich höre ihn und ich werde still. Und wünsche mir, auch demütig zu sein.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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