Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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15. Jänner 2023 – Predigt in Homburg am Main

15/01/2023 


Die Predigt zum Anhören

2. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A)
15. Jänner 2023 – Predigt in Homburg am Main

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was ist eine Floskel? Eine Floskel ist: heimkommen und als Erstes die Glotze aufdrehen. Eine Floskel ist wie eine Woche lang nichts als Tiefkühlpizza und Cola. Oder wie Onanieren. Oder wie nach dem All-you-can-eat-Buffet: Es war geil, aber du fühlst dich irgendwie dumm. Dumm und müde. So ist Floskel.

Und deswegen will ich mir in der Heiligen Messe keine Floskeln erlauben!

Wir alle leben mit Konflikten, mit der Ahnung von Katastrophen, mit schlechten Zukunftsaussichten, ohne Lösungen. Ich verstehe jeden, der da nach Ablenkung sucht, sich ein bisschen berieseln lassen will. Aber so ist das Evangelium nicht. So sind Christen nicht. Ich bin überzeugt: Ruhige Klarheit tröstet besser als Einlullen. Wenn wir wirklich die Guten sein wollen, dann müssen wir wach bleiben. Besonders in der Messe.

Also müssen die Priester die Texte mit Ernst vortragen. Ernst hilft gegen Floskeln. Und die Lektor*innen, Wortgottesdienstleiter*innen und Priester müssen uns die Floskeln übersetzen. Es genügt nicht zu sagen „Gott liebt dich“ oder „Erlösung“. Was soll das sein? Wer oder was ist Gott? Was ist das für eine Liebe? Und wer bin ich, der da geliebt wird? Erst wenn man so gefragt hat, erst dann kann man glaubwürdig verkünden: Gott erlöst dich.

Die Messe beginnt mit dem Kreuzzeichen. Wenn das Kreuzzeichen nichts als eine Floskel ist, dann können Sie genauso gut ein Blatt Altpapier kauen. Wenn wir das Kreuzzeichen aber wirklich machen, dann fängt die Messe schon mit einem Knaller an.

Das Kreuzzeichen bedeutet nämlich: Ich glaube an Gott. Den dreifaltigen Gott. Und weil ich an diesen Gott glaube, glaube ich auch an die Beziehung. Ich glaube an meine Ehe, meine Partnerschaft, meine Freundschaften. Ich glaube an meine Familie und mein Dorf und meinen Verein. Vater und Sohn und Heiliger Geist: In Gott selbst ist Beziehung, und deswegen ist die Beziehung der Grund der Welt. Nicht die Konkurrenz. Das alles ist in dem Kreuzzeichen, das Sie zu Anfang Ihrer Messe machen.

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!“ So steht es in der heutigen Lesung, dann im Messbuch, und so beginnen viele Priester die Messe. Floskel oder nicht? Der Priester spricht Ihnen Gott zu. Er stellt die Gemeinde vor Gott. Besser: Er stellt Sie in Gott hinein! Wenn das Ernst ist, dann ist das atemberaubend, zart und gewaltig. „Schönen guten Morgen, liebe Gemeinde“ lässt dann nur noch die Luft raus. – Wissen Sie, echte Freundlichkeit kostet Kraft. Herz-Blut. So viel Kraft, dass man nachher erschöpft ist. Jede gute Wirtin weiß das. Was kostet die Messe den Priester?

Man kann nicht immer auf Zack sein. Aber man kann auch nicht immer nur dudeln. Das können Sie im Job nicht, mit ihren Kindern nicht – warum also mit ihrem Glauben? Man kann nicht immer nachdenken. Aber warum soll ausgerechnet die Kirche der Ort sein, wo nicht nachgedacht wird? Und was hält einen vom Nachdenken ab? Geplapper und Gesinge.

Warum ist das Nachdenken so wichtig? Weil es sonst nicht weitergeht. Floskeln und Gerede lähmen. Die zweite Lesung spricht von „überall“. In der ersten heißt es: „dass mein Heil reiche bis ans Ende der Erde.“ Aber die Kirche bleibt murmelnd zuhause. 

Überall. Nicht nur in Pfarrbüros, Sitzungen und Kirchenzeitungen. Es gibt so viel mehr als die kleine Welt der Amtskirche. Überall. Das kann aber kein Pfarrer leisten (und wenn er die beste Pfarrsekretärin von der ganzen Welt hätte). Sie müssen ran. Weil Sie überall sind. Sie sind im Büro, im Fitness, am Telefon, mit den Kindern, im Verein, bei Kunden, auf Mallorca… überall. Überall sind Sie Christinnen und Christen.

Und wie soll das gehen? Indem Sie ständig von Jesus reden? Oder mit dem Rosenkranz rasseln? Nein. Indem Sie so leben, dass die Menschen überall froh sind, Sie zu kennen. Indem Sie überall so sind, dass Sie den anderen guttun. – Es wird Ihnen klar sein, dass Sie das ohne Beten und ohne die Sakramente der Kirche keine drei Tage durchhalten.

Den anderen guttun: So waren die ersten Christen. Die haben geglaubt und waren einfach gute Menschen. Ich für meinen Teil will lieber zu den ersten Christen gehören als zu den letzten.

Zum Schluss. Da „sah Johannes, wie Jesus auf ihn zukam und sagte: Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“ Die Sünde der Welt. Jesus ist nie nur unser Haus- und Dorfheiland. Auch nicht ein toller Typ, der schon lange tot ist. Jesus war ein Mann, der seine Kraft zog aus der Beziehung zu Gott. Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Jesus lebt. Wer ihm folgt, wird menschlich und findet den Vater im Himmel.

Wenn wir es so machen, dann sind wir die Guten.

FÜRBITTEN

Zelebrant:

Beten kann in Wahrheit nur der, der Gott vertraut. Also beten wir. – Heute einmal anders als gewohnt: einfach nach jeder Bitte einen Moment in Stille beten

Vorbeter

„Der Herr sprach zu mir: Mein Knecht bist du…“ – Vater im Himmel, wenn wir den Falschen dienen: befreie uns. – Wir beten in Stille.

„Dass mein Heil reiche bis ans Ende der Erde.“ – Christus, treibe uns an aufzubrechen!

„Paulus, berufener Apostel.“ – Heiliger Geist, zeige jedem von uns seinen wahren Platz im Leben: seine Berufung.

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott!“ – Vater, lass uns nicht allein in dieser armen Welt, tröste uns, wenn wir den Mut verlieren.

Wir beten für unserer Kranken und die, die sie pflegen. – Stille
Wir beten für die Homburger Kinder und jungen Leute. –Stille
Wir beten um Frieden. – Stille

Wir beten für unsere Toten. Heute besonders für die verstorbenen Mitglieder der „Liedertafel Homburg“. Gott vergelte ihnen die Freude, die sie den Menschen mit ihrer Musik ins Herz gegeben haben.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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