Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Maria Königin, 22. August 2022

22/08/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Schon damals, als Pius XII. das Fest Maria Königin einführte, dürfte das nur wenige Menschen interessiert haben. Für die meisten wird 1954, wenige Jahre nach Kriegsende, das Leben einfach weitergegangen sein, Papst hin, Papst her. Es war hart und mühevoll, das Leben damals. Viele saßen noch frierend in ihren Wohnungen.

Inzwischen wurde das Fest auf den Oktav-Tag von Mariä Himmelfahrt verlegt – und interessiert noch immer keinen. Ein paar wenige, wir hier, freuen sich an der Poesie des Namens – „Maria Königin“ –, aber viel mehr ist da wohl nicht. Der Titel, einer mehr für Maria, ist ja ganz einleuchtend, aber hat er die Kraft, irgendeine unserer Alltagsentscheidungen zu prägen? Nein. – Fehler! Falsch!

Was macht eine Königin? Nichts als Winken? Ewiges Winken? Oder ruft sie ständig „Kopf ab!“ wie die rauflustige Königin in „Alice im Wunderland“? Oder sagt sie: „Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen.“ Die Königin Marie-Antoinette habe das gesagt, verbreiten sie noch immer, die Journalist*innen ohne Bildung.

Noch einmal: Was tut eine Königin? Oder besser: Was ist königlich?

Das Evangelium, das uns die Liturgie der Kirche zum heutigen Fest gibt, muss ja irgendwie mit Maria, der Königin zu tun haben. Auch wenn im ganzen Text die Worte „Königin“ oder „königlich“ nicht verkommen. Nur von einem Thron ist die Rede und von Herrschaft.

Warum „funktioniert“ dieses Evangelium so wunderbar? Immer wieder? Ich denke, es liegt auch an seiner Einfachheit. Der Text ist einfach und still. Maria selbst erscheint darin einfach und still.

Nicht einfach wie ein Trampel, nicht still wie eine verlegene Schülerin. Nein, einfach wie eine Frau, die das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden weiß und still wie eine Frau, die es nicht nötig hat, viele Worte zu machen. Es ist die Mühelosigkeit, mit der diese junge Frau handelt. Mühelos ist auch der Engel. Natürlich. Die Flügel, die wir Menschen an den Engeln sehen, bedeuten ja nichts anderes als Mühelosigkeit. Diese Wesen kommen schnell wie ein Blitz von hier nach dort, ganz leicht.

Mühelosigkeit, das ist königlich. Alles Angestrengte, Obsessive, Laute, Blendende, alles allzu Gründliche, das pedantische Bestehen auf, das Etwas-hermachen, das Hast-du-mich-bemerkt? ist nicht königlich. Die Königin ist die, die ohne Mühe den Raum betritt. Den Thronsaal wie das Gericht.

Denken Sie noch einmal an die Szene des Evangeliums. Sie hat nichts Angestrengtes. Da ist nichts pedantisch, nichts geschraubt. Der Moment ist ernst, aber nicht schwer. Maria ist da. Sie ist. Das reicht. Und das ist königlich.

Während alle überlegen und diskutieren, machen und tun, Gutes betreiben oder Schlechtes, Kluges oder Dummes, macht die Königin: nichts. Sie ist da. Sie ist zu sehen. Das reicht. Und die, die sie anblicken, schöpfen Hoffnung. Manchmal spüren sie sogar, wie sie glücklich werden vor diesem stillen Bild. – Sehen Sie die vielen Bilder Marias: Sie zeigen uns nie eine gehetzte, geschäftige Frau, nie eine, die etwas demonstrieren muss. Und keiner könnte sagen: Naja, Kunststück, die Frau hatte ja keine Sorgen, die musste nicht arbeiten, die wusste nicht, wie schlimm das Leben sein kann. Maria keine Sorgen? Maria keine Schmerzen?

Maria trägt ihre Mühen nicht vor sich her, um etwas zu beweisen. Maria klagt nicht, um die Aufmerksamkeit der anderen zu gewinnen. Maria ist einfach Maria. Königlich.

Mühelosigkeit also – in einem mühsamen Sommer, in einem Jahr, schwer und voller Mühen. Merken Sie jetzt den Auftrag dieses Festes?

Überlegen Sie: Wer ist der beste Tänzer? Der, der sich recht anstrengt? Wer ist die beste Köchin? Die, die das Rezeptbuch neben sich hat? Wer ist der beste Boxer? Der, der jeden Schlag bedenkt? Die beste Pianistin, ist das die, die vor einem schwierigen Lauf nervös ist – und ihn dann bestens spielt? Oder die, die ihn einfach spielt? Und siehe da, er ist vollkommen.

Sie merken selbst: Wenn man erst einmal kein Kind mehr ist, dann kommt die Mühelosigkeit nur mit viel Mühe. Man muss lernen und lernen und lernen, üben, immer wieder, man muss sich vergessen, man muss sich halten… und dann, eines Tages, sitzt der Schlag und der Ton kommt genau so, wie es die Melodie erfordert und das Gericht auf dem Teller ist mehr als ein Sammelsurium von Zutaten. Es ist ein Wunder.

Und so ist es auch mit dem Glauben. Zuerst ist er leicht. Ein Kind, das glaubt, hat es nicht schwer. Dann wird es schwer zu glauben. Weil wir gescheit geworden sind und enttäuscht, weil wir zu viel gesehen und zu wenig verstanden haben. Und dann, irgendwann, ist der Glaube wieder leicht. Die Gnade ist leicht. Mühelos. Königlich.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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