18. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C), 31. Juli 2022
18. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C), 31. Juli 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Nein.“ Mehr hat Jesus nicht zu bieten? Nein, er wird sich nicht in die Erbstreiterei einmischen. Nein, er wird nicht helfen. Jesus hilft nicht immer, und es gibt Dinge, die Jesus nicht bietet. Wollen Sie ihm dennoch folgen? In den Texten dieses Sonntags geht es um Fragen, die Sie alle sich stellen: Was hat das Leben zu bieten? Was macht mich glücklich? Und es geht um die Frage: Was gewinnt der, der an Gott glaubt, m. a. W. was haben wir eigentlich vom Glauben? Was hat das Leben zu bieten? Das hängt sehr davon ab, wo man wohnt. Hier eine Rehab, dort nicht einmal ein Krankenhaus. Hier Sommerhitze, dort Waldbrände und steigender Meeresspiegel und Revolutionen, alles zusammen. Hier eine Demokratie, dort eine Diktatur (und nein, Österreich ist keine Diktatur). Was sollte Ihrer Meinung nach das Leben bieten? Die klassische Lehre sagt: Die Lebensumstände sollten so sein, dass jeder Mensch seine natürlichen Fähigkeiten entfalten kann und dass jeder die himmlische Seligkeit finden kann. Von einem Audi oder einem vergrößerten Busen ist da nicht die Rede. Nur: Der Audi, der Busen, der Billigflieger nach Mallorca und das Steak für 2 Euro irgendwas: alles falsch, aber „leider geil“. Eine nagelneue große Lagerhalle voll mit einer guten Ernte: auch geil. „Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen…“ Der Mann im Evangelium erwartet vom Leben: Fleiß und Arbeit, gewiss. Aber auch eine gute Ernte. Er erwartet also Leistung und eine Portion Glück. Und dann Sicherheit und Lebensgenuss. „Recht hat er“, sagen die Nachbarn. „Du Narr“, sagt ihm Gott. Welcher Frau in Mailberg, welchem Mann hier wird Gott eines Tages sagen: Du Närrin! Du Narr? Was hat Gott gegen so ein Leben? Ist es der Egoismus? Ist es das Immer-mehr? Oder ist es einfach die Blödheit? Der Mann ist fleißig und schlau, er glaubt sich in Sicherheit. Aber niemand ist in Sicherheit. Die Krankheitsfälle und Unglücke allein in Mailberg in letzter Zeit lehren das ganz klar. Aber wir geben uns alle Mühe, die Lektionen des Lebens möglichst schnell wieder zu vergessen. Ist es so schwer, mit der Unsicherheit zu leben? Ihr ins Gesicht zu schauen? Nicht der Lebensdurst ist der Fehler, nicht die Lebenslust. Der Fehler ist, sich etwas vorzumachen. Lernt, sagen uns die Texte heute, lernt, dieses Leben zu leben, das unsicher ist. Flüchtet euch nicht in immer noch mehr Arbeit, in noch mehr Besitz, auch nicht in irgendeine Form der Verzweiflung wie den Suff oder das Klammern an ewiger Jugend. Das Leben ist unsicher. Und es vergeht. Das sollen wir wissen. Und dann fragen: Was wird bleiben? Bleiben unsere guten Werke? Auf denen kann man irgendwann genauso hocken wie auf einer guten Ernte: „Meins!“ – „Das alles habe ich für die Pfarre getan!“ Oder für die Schwiegermutter. Der Mann im Evangelium schaut nur auf sich. Er ist die Mitte seiner Welt. Mancher hier würde vielleicht sagen: Ja, aber ich schaue auch auf meine Familie. Aber da ist es wieder: meins! Meine Familie. Ich. Kein Blick auf die Fremden, kein Blick auf Gott. Jesus schaut auf Gott. Er kann zu Gott nicht sagen: Das ist meins. Er sagt: Dein Wille geschehe. Volle Scheunen – gut. Leere Scheunen – auch gut. Besitz kann besessen machen. Die Schlauheit kann ein Fluch sein. Die Sicherheit kann ein Fluch sein. Was hilft? Zu wissen, dass das Meiste vergänglich ist und dass wir das Leben nicht im Griff haben. So viel steht also fest. Bleibt die Frage: Was hat das Leben dann zu bieten und zu was ist der Glaube gut? „Mensch, wer hat mich zum Richter oder zum Erbteiler bei euch eingesetzt?“ Zu was ist ein Glaube gut, der mir nicht mein Recht verschafft? Nicht mein Recht, nicht garantierten Wohlstand, nicht ewige Gesundheit? Vielleicht geht es gar nicht darum, was der Glaube mir bringt. Meinen Sie, Jesus habe so gedacht: Was bringt mir das? Vielleicht geht es in Wahrheit darum: Wie verändert mein Glaube diese Welt? Nicht: Was bringt mir der Glaube, sondern: was bewirkt mein Glaube? Das steht hinter dem, was Paulus heute schreibt. Mit der Taufe wird der Mensch innerlich von einem neuen Leben erfüllt. Das soll im Alltag konkret werden. Das ist der Sinn des Christentums. Solange die Getauften aber genau wie alle anderen leben, hat der Glaube gar nichts gebracht. Paulus gibt uns einen guten Maßstab an die Hand. Die anderen messen den Menschen an seiner Herkunft: Aus welcher Schicht kommt der? Aus welchem Land? Gott tut das offenkundig nicht. Er sieht jeden gleich an. Er findet Bauern nicht besser als Grafen und Grafen nicht besser als Bauern. Der Glaube verändert das Denken. Oder es ist kein Glaube. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören