Christi Himmelfahrt, 26. Mai 2022
Christi Himmelfahrt, 26. Mai 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Nicht alles ist das, wonach es aussieht. „Während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben.“ Wonach sieht das aus? Nach einer Trennung. Das zu denken, ist aber nicht bloß falsch, sondern gefährlich. Solches Denken ruiniert die Kirche. Wo ist Jesus? Lange tot, sagen die meisten. – Andere: im Himmel. Oben. – Nicht hier unten? Christi Himmelfahrt bedeutet nämlich: Der Himmel kommt nahe. Wir wursteln hier, – und Gott sieht uns zu. Manchmal erhört er ein Gebet. Wir leiden und Gott beobachtet uns dabei. Manchmal erhört er die Gebete nicht, so scheint es. Die Kirche ist uralt. Und schuldig. Die Kirche muss sich ändern. M. a. W. Gott ist fern, und die Pfarre / der Orden plagt sich durch die Welt, recht und schlecht. Wir haben nicht wirklich mit einander zu tun, wir und Christus. Er ist dort, vielleicht; wir sind hier. Wie konnte es zu dieser Meinung kommen? Die Heilige Schrift, die Tradition, die Erfahrung sämtlicher Heiliger sagt das Gegenteil: Er ist da! Himmelfahrt bedeutet Gegenwart. Es ist nicht egal, was Sie denken! Christi Himmelfahrt bedeutet eben nicht Trennung, sondern Gemeinschaft. Eine neue Form der Gemeinschaft. Sie wissen doch: Beziehungen verändern sich. Wenn Ihre Kinder ausziehen, ist das ja auch keine Trennung, aus und vorbei, sondern eine neue Form der Familie. Sie bleiben einander verbunden. So ähnlich (!) ist es mit Christus und uns. In der ersten Lesung heißt es: „Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.“ Wir sehen Christus nicht mehr. Das ist der springende Punkt. Und das Problem. Christus ist nicht zu sehen, stimmt. Die allermeisten bleiben hier stehen und sagen sich: Was nicht zu sehen ist, ist nicht da. Und so vergessen sie ihn, wursteln weiter, wie wenn es Christus nicht gäbe. Echte Christen hingegen verstehen genau, was Paulus meint, wenn er sagt: „Euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“ Himmelfahrt bedeutet: verborgene Gegenwart. Christus ist verborgen, aber er ist da. Und, Achtung, wir sind der Welt verborgen. „Euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott.“ Die Leute, die Heiden sehen uns wohnen, zur Arbeit fahren, einkaufen, im Keller sitzen… und haben keine Ahnung, dass das Wichtigste von uns, unser wahres Leben in Gott verborgen ist. Das Beste von Ihnen lebt schon jetzt mit Christus in Gott. Sie leben mit Christus in Gott. Wir leben – alle – ein Leben in Gott. Einleuchtend, denn wir wurden in der Taufe ja mit Christus verbunden. Er lebt bei Gott, also auch wir. Er wurde gekreuzigt, also werden auch wir gekreuzigt. So viele Kreuze! (…) Er ist gestorben, auch wir sterben. Täglich ein Stück mehr. Und wir werden mit ihm auferweckt. In jedem Gebet, jedes Mal, wenn wir ein Sakrament empfangen, jedes Mal, wenn wir wirklich lieben, geschieht eine Auferstehung und eine Himmelfahrt. (Kol 3) „Darum strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt. Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische!“ Konkret bedeutet das für uns: Die gleiche Gesinnung haben, die auch Jesus hat. Das Kreuz auf sich nehmen; die schlechten Begierden abtöten; die Laster ausrotten; sie durch das Gute ersetzen. Demut, Geduld, Nüchternheit, Wachsamkeit. Täglich ein Stück mehr. Dazu sendet uns Christus unaufhörlich den Heiligen Geist. Die Kraft. – Was tut Christus im Himmel? Er betet den Vater an und sendet uns den Heiligen Geist. Unablässig. Himmelfahrt bedeutet: Wir können in Jesus Christus ein versöhntes und heiliges Leben ergreifen. Himmelfahrt bedeutet: Die Herrschaft des neuen Lebens hat begonnen. Deswegen freuen sich die Jünger: „Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Sie waren immer im Tempel und priesen Gott.“ So auch wir. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
Was wir denken, muss nicht stimmen.
Es könnte auch anders sein.
Wo ist Gott? Gott gibt es nicht, sagen viele. – Andere: Gott ist im Himmel. – Also ist Gott nicht hier?
Und was ist hier? Hier sind wir. Hier ist die Welt. Aber nicht der Himmel.
Falsch, falsch und dreimal falsch! Die Trennung zwischen Erde und Himmel, Erde hier, Himmel fern, ist falsch; sie ruiniert Ihre Seele.