Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Sechster Sonntag der Osterzeit (C), 22. Mai 2022

22/05/2022 


Die Predigt zum Anhören

„Wer mich liebt, wird mein Wort festhalten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wollen Sie wissen, wie Sie einen Menschen, den Sie nicht leiden können, ganz sicher loswerden? Sagen Sie ihm: Ich liebe dich! Schauen Sie dabei vielleicht noch ganz innig, übertreiben Sie Ihre Gesten ein klein wenig, – und fort ist er.

Kann es sein, dass die Menschen Angst haben vor der Liebe? Denn es ist ja so: Leute, die unbedingt geliebt werden wollen, die verzweifelt jemanden suchen, solche Leute sind besonders uncool. Man muss ja erst mal so tun, als sei der andere / die andere einem völlig egal: Lektion I Flirt-Kurs; lernt man schon in der Volksschule. „Liebe mich bitte! Geh nicht weg!“ Es will zwar jeder Mensch geliebt werden, aber das sagt man nicht.

Jesus hält sich mit solchen Regeln nicht auf. Auch nicht mit unseren Vorstellungen von Liebe. Wir meinen, Liebe, das sei erstens ein starkes Gefühl und zweitens eine Art guter Tat, ein Werk. Von – bis. Jesus hingegen sagt: Das, was der andere gesagt hat, was aus seinem Herzen kam, das festhalten, das ist Liebe. Liebe ist Treue. „Wer mich liebt, wird mein Wort festhalten.“

Das echte Christentum, die Eucharistie, die anderen Sakramente, das zwischen Mann und Frau: Alles das ist letztlich unmöglich. Es kann nicht funktionieren. Warum? Weil es dabei um Liebe geht und die Menschen gar keine Liebe wollen. Sie wollen gemocht werden, sie wollen einen guten Schmäh, wollen nicht allein im Haus sein, wollen gesund sein und ein gutes Einkommen haben, sie wollen ab und an starke Gefühle. Fußballstadion und so. Die Menschen haben erst übertriebene Vorstellungen von der Liebe, dann werden sie enttäuscht, dann werden sie vernünftig und dann treffen sie nur noch die Ärzte.

Und Gott? Gott ist für die meisten Gläubigen eine Art Kontrollinstanz, der Beobachter, der Lenker, ein irgendwie Gegenüber, – aber nicht etwas ganz Nahes. Nicht einer, der Sehnsucht hat und sich aufmacht. „Wer mich liebt, wird mein Wort festhalten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Das funktioniert nicht. Weil es den Leuten nicht um Liebe geht und weil sich kaum einer vorstellen mag, was das soll: Gott wird in mir wohnen. – Ich für meinen Teil mag, was nicht gleich funktioniert. Ich stelle mir gerne vor, was sich keiner vorstellt. Und ich hoffe immer noch, Menschen zu finden, die das mitmachen.

„Wer mich liebt, wird mein Wort festhalten.“ Wie kann man ein Wort festhalten? Nun, indem man es sich merkt. Und wann tut man das? Wenn das Wort etwas taugt. Wenn es einem zu Herzen geht. Wenn es vom Richtigen kommt. Taugen die Worte Jesu etwas? Gehen Sie Ihnen ins Herz? Ist Jesus Christus der Richtige? Oder der Falsche?

Es geht darum, festzuhalten statt zu vergessen. Wer nur einmal im Jahr hierher kommt, hat natürlich alles vergessen (das Einzige, was die Leute nicht vergessen, ist, wenn ein Pfarrer ungut zu ihnen war. Das bleibt. Lustig, nicht wahr?). – „Der Beistand aber, der Heilige Geist wird euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ Wann immer Sie sich an ein Wort Jesu erinnern, wirkt der Heiligen Geist in Ihnen. Der Heilige Geist ist der, der Sie an Gott erinnert.

Es geht hier um Ihren Verstand, um Ihr Gedächtnis, Ihre Erinnerungen. Ihre Seele. In der Gott-Vater und Gott-Sohn Wohnung nehmen werden. „Wer mich liebt, wird mein Wort festhalten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden bei ihm wohnen.“ Ist Ihre Seele dazu fähig? Kann Ihre Seele eine Wohnung Gottes werden? Ja. Sie wurde dazu fähig gemacht in Ihrer Taufe. Unfähig wird sie, wenn Sie schwer sündigen. Wenn Sie genau wissen: Gott will das jetzt von mir – und ganz bewusst das Gegenteil tun. Dann wird Ihre Seele leer. Sie vertrocknet. Sie stirbt ab.

Die Liebe hingegen und der Glaube, die bewirken die Gemeinschaft zwischen Ihnen und dem Vater und dem Sohn. Gott nimmt Wohnung bei Ihnen. Und dann wird wahr, was Johannes geschaut hat: „Die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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