Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag der Karwoche, 11. April 2022

11/04/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Propheten, Psalmen, Juden… Warum konfrontiert uns die Kirche ständig mit diesem dunklen Zeug? Mit Gedanken, die entweder zu lange her sind oder unverständlich oder „streng“ oder zornig? Warum nicht einfach ein fröhliches Lied? Warum können wir Christen in Österreich den Christen in der Ukraine nicht einfach ein bisschen mehr Fröhlichkeit bringen?

So wie es in der Französischen Revolution einen Tugend-Terror gab, so gibt es heute in der Kirche einen Freude-Terror. Beides kann nicht gut gehen. Warum? Weil Menschen nicht tugendhaft sind und weil das Leben auch sehr weh tun kann. Frömmer gesagt: Wir wurden durch Leiden erlöst, nicht durch einen Kindergottesdienst.

Propheten, Psalmen, Juden, dunkles Zeug: Es ist eigentlich ganz einfach. Beziehen Sie das, was die Propheten sagen, auf Christus. Um ihn geht es, nicht um alte jüdische Probleme. Versuchen Sie die Psalmen so zu beten: Es ist Christus, der da spricht. Er oder seine Kirche. „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“ Das sagt Christus von seinem Vater; das sagt die Kirche von Christus. Und dann sagen Sie es. Die Psalmen müssen nicht sofort Ihre Gebete sein. Sie können es sein oder es werden, aber sie müssen es nicht sein. Sie können in den Psalmen die Stimme der Kirche hören oder die Stimme Jesu. Und wo es um die Israeliten geht, um die Juden, um das erste Volk Gottes, da können Sie sicher sein: Hier geht es auch um die Kirche, das neue Volk Gottes.

„Er schreit nicht und lärmt nicht“, sagt der Prophet heute und meint den Messias; „das geknickte Rohr zerbricht er nicht. Ja, er bringt wirklich das Recht.“ – So? Bringt einer so das Recht, macht einer so die Welt besser? Indem er nicht schreit und nicht lärmt und den glimmenden Docht nicht auslöscht? Wenn ich einen glimmenden Docht sehe, ist genau dies mein erster Reflex: ihn auszulöschen. Nur die Angst bremst mich aus. – Sie wissen, dass Karl V., dem man den Mut und die Bravour eines Ritters rühmte – nie, niemals habe der Mann Angst empfunden! – dass der Kaiser trocken bemerkte: „Nie Angst? Dann hat er nie eine Kerzenflamme mit zwei Fingern gelöscht.“

„Er schreit nicht und lärmt nicht…“, ist das nicht der Inbegriff dessen, was unsere Zeitgenossen genau nicht schätzen? Diese Zeit sagt uns: „Sprich von dir! Zeige dich! Vertritt deine Interessen! Zeige dein Bild und rede! Sei niemals still! Poste! Hab eine Meinung, zu allem!“ Jede Kleinhäuslerin ist heute theologisch ebenso kompetent wie ich.

„Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus. Er wird nicht müde…“ – Aber klingt das alles nicht genau so: müde, zaghaft, vorsichtig, schwächlich? Wie können alle die toughen, streitbaren, laut vernehmbaren Katholik*innen sich auf diese Gestalt berufen, auf diesen schweigsamen Mann, der still nach Golgota hinaufsteigt.?

Denken Sie es einmal anders, neu! Kann, was Sie eben gehört haben, nicht die Beschreibung eines Mannes sein, der seiner Sache ganz sicher ist, der warten kann, der keinen Beifall braucht, der weiß, wann es zu dulden gilt und wann gestritten werden muss?

Es muss so sein. Denn nur wenn jenes Verhalten, das der Mehrheit heute nichts sagt, das ihr verdächtig ist, nur wenn dieses Verhalten – Schweigen, Warten können, aushalten können – nur wenn das aus der Stärke kommt, nur dann kann dieser Mann „alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft befreien“.

Sie könnten in diesen Tagen die Schmerzen Jesu entdecken und seine Stärke. Die Schmerzen Jesu sind die Schmerzen seiner Kirche. Wenn Sie bereit sind zu rufen: „Wir sind Kirche!“, dann müssen sie auch bereit sein, seine Schmerzen zu tragen. Nicht nur ergriffen zuschauen!

Wenn Sie stolz sein wollen auf sich und auf Ihre katholische Kirche, dann muss Ihr Stolz sein wie der Stolz Jesu. Der Stolze in der Welt sagt: Mir steht zu! Jesus sagt: Ich bin es. Der Eitle in der Welt plappert, glitzert, funkelt in die Menge. Jesus schweigt. Fällt Ihnen auf, wie wenige Worte von ihm überliefert sind? Kein Fluch, kein Jammern, keine Verteidigung. Manchmal ein stilles Gespräch, manchmal eine Erzählung. Hören Sie diesem Mann einfach zu. Hören Sie auch sein Schweigen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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