Fünfte Woche der Fastenzeit, Montag, 4. April 2022
Fünfte Woche der Fastenzeit, Montag, 4. April 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Wie war Ihre Kindheit? Haben Sie als Kinder auch Banden gegründet? Also natürlich Geheim-Banden? Da waren ja viele aufregende Dinge zu klären: Wer ist der Chef? Noch wichtiger: Wer darf mitmachen? Der Klausi? Nä, der auf keinen Fall! Dürfen Mädchen in der Bande mitmachen? Nur wenn sie nicht doof sind. Mädchen, die beim Springen ins Schwimmbecken gilfen (sic) sind sehr doof. Banden gab es nicht ohne Feinde, eh klar. Es musste aber nicht unbedingt klar sein, wer die Feinde waren. Halt Feinde. Die angreifen würden. So waren Banden. Vielleicht gibt es sie immer noch. Ist der Johannsclub eine Bande? Heute überlege ich, was eigentlich hinter all dem steckte. Um was ging es uns? Um Geheimnis, Kampf, Freundschaft. Aber im Tiefsten ging es vielleicht um den Bund. So eine Kinder-Bande ist ein echter Bund. Es geht um einen Zusammenhalt, der nicht brüchig ist und auch nicht nur zweckdienlich. Ein Bund ist mehr. Beinahe etwas Geheimnisvolles. – Ist Ihre Ehe auch ein Bund? „Das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes.“ Sie alle kennen die Worte. Früher war ich am meisten bewegt bei den Wörtern „Leib“ – „Das ist mein Leib“ – und „Blut“ – „Hic est enim calix sanguinis mei“ –. Ich bin es immer noch, aber mit den Jahren wurde das Wort vom „neuen und ewigen Bund“ mein größter Trost. Mein größtes Staunen ist hier: „Das“ – diese alte, trockene Semmel! (Pardon, aber genau das ist die Hostie doch!) – „das ist mein Leib.“ Fassungsloses Staunen. Mein größter Trost dagegen ist dies: der „neue und ewige Bund.“ Da denke ich: Ich gehöre dazu! Ich darf dabei sein! Und er ist der Stärkste! Der Beste! Und es ist neu, nicht alt. Neu. Es kann nicht altern. Ich kann altern, Sie können es auch, aber dieser Bund kann nicht alt werden. Er ist immer der neue Bund. Etwas Neues und Ewiges in dieser Welt, die so alt ist und so brüchig. Sogar ihre Kriege sind alt. Der Papst hat es jetzt ausgesprochen: Dieser Krieg ist „infantil“ und wie aus der Welt von vorgestern. Ein Bund ist etwas ganz anderes als ein Deal. Beim Geschäft steht der Gewinn im Vordergrund. Was springt dabei raus, was muss ich investieren, was wird mein Profit sein? Solche Sachen. Aber beim Bund? Da geht es doch viel mehr um die, die den Bund miteinander schließen. Um Vertrauen, Treue. Als Gott seinen Bund mit Israel schließt, geht es nicht darum, was Gott dabei gewinnt. Wie sollte es? Was bitte sollte Gott gewinnen, wenn er sich mit uns Menschen verbündet? Er ist auch ohne uns vollkommen (ich weiß, das ist für viele schwer zu schlucken. Die wenigsten halten es aus, einfach so geliebt zu werden, ganz ohne Deal. Auch das, was Israel bei seinem Bund mit Gott gewinnt, ist nicht die Hauptsache, sondern nur die Zugabe. Wenn Israel den Bund hält, gewinnt es ein Land, Wohlergehen, Frieden und so weiter. Aber vor allem: die Freundschaft Gottes. – Zählt das für Sie, die Freundschaft Gottes? Was gewinnen wir beim Bund mit Christus? Die Erlösung, okay. Aber (und es ist wichtig, das ein für alle Mal zu verstehen) die Erlösung ist nur eine Etappe, ein Instrument, ein Mittel zum Zweck. Das, worum es eigentlich geht, ist die Freundschaft des Menschen mit Gott. Nur wenn wir erlöst sind, können wir Freundschaft mit Gott schließen. Christus, der Sohn, lebt diesen Bund schon jetzt. Er hält unseren Platz frei. Beim Letzten Abendmahl, nach der Fußwaschung und vor der Passion, schließt Jesus seinen Bund mit den Menschen. Von da an geht es um Treue. „Wenn jemand an meinem Wort festhält…“ Am Wort des anderen festhalten, das ist Treue, nicht wahr? Sich verlassen auf. „Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.“ Dieses Wort bezeichnet den Grundkonflikt zwischen den Leuten und Jesus. Der Tod ist für die Leute die Tatsache schlechthin. Der Tod ist unbestreitbar. Man kann die Toten doch liegen sehen! „Noch ehe Abraham wurde, bin ich. Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen.“ Jesus widerspricht den Tatsachen. „Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.“ Auch Jesus weiß, dass Menschen sterben. Dass ihr Herz aufhört zu schlagen. Vielleicht weil sie vom Fahrrad geschossen wurden. Was er sagt, ist also Unsinn – oder die wahre Wahrheit. Der Tod, von dem Jesus spricht, ist mehr als das Erkalten der Organe. Und dieser Tod, den Jesus kennt, wird aufgehalten, unmöglich gemacht durch die Treue. „Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht schauen.“ Die Treue über den Tod hinaus. Keine Floskel mehr. Also ewiges Leben. Bedeutet das Dauer? Würde Ihnen das reichen, einfach zu dauern? Oder wäre die schiere Dauer, das ewige Überleben nicht in Wahrheit ein Alptraum? Das hier, dieser Alltag hier, diese Welt hier einfach verlängert ins Unendliche, das sollte das große Geschenk Gottes sein? Nur wenn wir Gott anschauen dürfen, macht das ewige Leben einen Sinn. Nur dann ist es schön. Was Jesus sagt, ist ungeheuerlich. Den Bund braucht es, um seine Worte tragen zu können. Der Bund ist der Raum, in dem ich glauben kann, was Jesus sagt: Echtes Leben gibt es nur in der Beziehung mit Gott. Das ist die völlig neue Grundannahme. Kann ich der folgen? Ja, weil ich mich auf den Bund verlassen kann. In dem, was Jesus sagt und tut, wird das eigentliche Geheimnis Gottes deutlich: Gott ist der Vater. Der Vater, dem wir vertrauen können. Unseren leiblichen Vätern konnten wir nicht vertrauen; bestenfalls ein Stück weit, ein paar Jahre, in manchem, in anderem nicht. Auch dem ewigen, unendlichen, unbegreiflichen Gott können wir nicht vertrauen. Da sind wir überfordert. Aber dem Bund mit Christus, dem können wir vertrauen. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören
(Texte vom Donnerstag derselben Woche)