Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Aschermittwoch 2022

02/03/2022 


Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Aschermittwoch: ein schöner alter Brauch, den die Kinder kennen sollten. Das mit der Asche: eine eindrucksvolle Geste. Die Worte dieses Tages: gute Gedanken, ja. Aber irgendwie ist das alles nicht echt. Es hat mehr von einem Spiel als von Ernst.

Der Aschermittwoch ist der Beginn der Fastenzeit, – die enden wird mit der Erinnerung an den Tod Jesu und seine Auferstehung. Tod und Auferstehung: irgendwie wichtig für Christen. Aber wie genau? Vielleicht wahr, vielleicht nur Legende. Nicht entscheidend.

Woanders, nicht so viele Kilometer von hier, ist es jetzt sehr echt. In der Ukraine ist es kein Spiel, sondern ernst. Dort ist es nicht irgendwie, sondern entscheidend.

Hier verdrängen die Leute den Tod, heißt es. Kann man überall lesen. Stimmt das? Verdrängen Sie den Tod? Wenn ich die neue Musik höre, die in letzter Zeit bei der Beerdigung am Grab gespielt wird, denke ich mir: Ja, stimmt. In diesen Liedern kommt Christus nicht vor und keine Auferstehung.

In der Ukraine kann keiner mehr den Tod verdrängen. Den Tod verdrängen, das ist die Sache verwöhnter Menschen. Oder ängstlicher. Oder leichtfertiger.

Dabei wissen Sie doch, wie das ist, wenn jemand aus der Familie stirbt. Sie wissen, wie das ist, wenn die Ärzte eine Krankheit finden, die vielleicht zum Tode führt. Sie wissen, wie die Wochen und Monate und Jahre laufen. „Eine dieser Stunden wird deine letzte sein“, habe ich auf dem Zifferblatt einer alten Standuhr gelesen.

Was soll ich Ihnen sagen? Alles halb so schlimm? Wird schon wieder? Andere schon, aber du nicht? Manches ist schlimm, manches wird nicht wieder, und es sind alle, nicht nur die anderen.

Die Fastenzeit ist die Vorbereitung auf das Osterfest: Das kann ich Ihnen sagen. Wer sich nicht vorbereitet, stolpert am Fest vorbei, und es wird wieder nichts geschehen, nichts sich ändern. Es wird Mai werden und Juni und bald wieder November. Und so fort.

Zwischenfrage. Sie wissen, wie perfekt die Leute ihre Hochzeiten vorbereiten. Aber ist die Liebe gewachsen, nach all den Vorbereitungen? Und der Glaube, ist der gewachsen? Warum wird der Tisch bereitet, aber nicht die Seele? Weil die meisten gar nicht glauben, dass sie eine Seele haben?

Gestern noch hörte ich eine gute Katholikin erzählen, auf was alles sie verzichten wird: Alkohol, Süßigkeiten, Kaffee. Toll. Würde ich nicht schaffen. Toll, – aber was dann? Was ist dann gewonnen, außer ein bisschen Stolz auf sich selbst?

Warum sagt niemand, niemand!: Ich will in der Fastenzeit mehr beten. Mit meinen Kindern. Für meine Kinder. Oder: mehr in der Bibel lesen. Ich sage Ihnen, warum das niemand sagt: Weil man das den anderen nicht erzählen kann beim Kaffee.

Wenn Sie den anderen sagen: Ich will mich in der Fastenzeit wirklich ändern, – dann werden die anderen milde lächeln und sie werden dastehen wie der Depp.

Ich habe eine Idee, wie die Vorbereitung gelingen könnte: Indem Sie ernst nehmen, was Sie hören und tun. Wer’s ernst nimmt, weiß ganz von selbst, was zu tun ist. Wer seinen eigenen Tod ernst nimmt und den Tod Jesu und die Auferstehung Jesu, der weiß. Dass er Buße tun muss. Dass sein Herz Reue braucht. Dass der Verzicht zusammenhängen muss mit der Liebe. Dass der Glaube fortgeht, wenn Sie nicht beten.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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