Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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7. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C), 20. Februar 2022

20/02/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Zack. Ohrfeige! – Was dann? Das ist eine der großen Lebensfragen. Was tun, wenn einem ein anderer was getan hat? Zurückschlagen? Streiten? Diskutieren? Beleidigt sein? Rache? Lächeln? Verzeihen? – Noch mal hinhalten, ist sicher die krasseste Lösung: „Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halt auch die andere hin.“ Für was entscheiden Sie sich? Was tun Sie, wenn Sie angegriffen werden als Christin oder Christ?

Damit eines gleich hier klar wird: Die Nerven verlieren, Angst haben, ist sicher die schwächste Lösung. Die Lesung aus dem Alten Testament zeigt uns mit David einen Mann, der sich wehren könnte, der das Zeug dazu hätte zurückzuschlagen, – es aber nicht tut. David ist aggressiv, er hat Lust am Kampf, er geht bis an die Grenze. Aber nicht darüber. Er vergreift sich nicht am Leben des gesalbten Königs. David ist stark. Im Kämpfen und im Verzichten. Stark gegen den Feind, stark gegen die Freunde und stark gegen sich selbst.

Wir wissen, dass David ein erstes Bild von Jesus ist; wir wissen, dass die erste Lesung das Evangelium vorbereitet. Und in der Tat: Was braucht es, um jemandem, der dich eben geschlagen hat, auch noch die andere Wange hinzuhalten? Mut natürlich. Kraft. „Dem halte auch die andere Wange hin“ – ist der, der das sagt, ist Jesus ein Weichei? Ganz sicher nicht.

Wir werden angegriffen. Mit Worten oder mit Schlägen, egal. Wir können zurückschlagen. Wir können beleidigt sein, diskutieren, schreien, uns rächen. Es gibt viele Möglichkeiten. Richtig bewährt hat sich keine davon. Mit diesem Evangelium steht eine ganz, wirklich ganz andere Lösung im Raum. „Wenn dich einer auf die eine Wange schlägt, halt ihm auch die andere hin.“ Schon das ist ein Fortschritt in einer Welt, in der die meisten überzeugt sind, es gebe nur eine Lösung: zurückschlagen. Das Christentum kommt von Jesus her, jenem Mann, der immer wieder eine neue Welt zeigt. Uns geht auf, dass das alles hier nicht so sein muss. Wir können auch anders.

Woher nimmt Jesus das? Die Zweite Lesung deutet es an. Da steht der Satz: „So werden wir nach dem Bild des Himmlischen gestaltet werden.“ Das ist es. Jesus denkt von woanders her, er hat eine andere Perspektive. Das bedeutet für uns zum Beispiel: den anderen anders sehen. Denn was ist der andere zuerst? Eben nicht mein Gegner. Zuerst ist der andere ein Geschöpf Gottes. Noch bevor er der Unsympath wurde, der er heute ist, war er ein geliebtes Kind Gottes. Das vergisst Gott nicht. Der andere ist eine Gabe für mein Leben. Auch die, auf die wir leicht verzichten könnten, sind Geschenke Gottes. Auch unsere Gegner sind zu etwas gut in unserem Leben.

Schon aus diesem Grund müssen wir Christen viele verschiedene Lösungen kennen, uns zu wehren oder Streit gleich zu vermeiden. Die meisten davon lehrt einen schon der gesunde Menschenverstand; sie sind nicht schwer zu verstehen. Zum Beispiel: nur um Wichtiges streiten. Man streitet nicht um Schmarren; ich streite nicht, bloß weil mir gerade nach Streiten ist; bloß, weil ich schlechte Laune habe. – Andere Lösung: den Mund halten. Man muss nicht alles sagen. Man muss nicht das letzte Wort haben. Man muss nicht Recht haben. – Oder dies: lächeln. Manchmal eine super Lösung. – Noch eine: Vergeben. Unglaublich, oder? Haben Sie schon einmal daran gedacht? „Erlasst einander die Schuld. Dann wird auch euch die Schuld vergeben.“ – Und schließlich diese Lösung im Konflikt: den anderen achten. Oder sogar hoch-achten. „Richtet nicht. Dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden.“ Das ist beinahe schon Liebe. Die Liebe verwandelt immer noch das meiste.

„Die Liebe erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ Paulus. Wird gerne bei Hochzeiten gelesen. Was wird aus einem Menschen, der alles hat, nur keine Liebe? Im besten Fall ein heimlicher Säufer. In schlimmen Fällen: ein Mörder. Der Rechtsradikale, der in Norwegen 77 junge Menschen umbrachte, hatte kein Glück bei den Frauen… Wer liebt und geliebt wird, braucht keine Gewalt, um der Welt zu beweisen, wie toll er ist.

Dieses Evangelium mit seinen Ideen, die den Spießbürgern bloß absurd erscheinen („geht nicht!“ – „Nur für Spinner!“), dieses Evangelium fordert erwachsene Menschen auf, Verantwortung für das Zusammenleben zu übernehmen. Wie? Durch einen Vorschuss an Vertrauen. Vertrauen, ohne gleich eine Gegenleistung zu erwarten. Durch das Unterbrechen von Gewaltspiralen, die sich sonst hochschaukeln. Wer auch die andere Wange hinhält, der steigt nicht ein. Der stoppt.

Man erzählt, die Christen, die man in die Arena des Zirkus stieß, zu den ausgehungerten Löwen, diese Frauen und Männer hätten gelächelt. Vielleicht wussten die: Es gibt Schlimmeres in dieser Welt als den Tod. Das Leben ohne Liebe ist schlimmer.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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