Fest der hll. Cyrus und Methodius, 14. Februar 2022
Fest der hll. Cyrus und Methodius, 14. Februar 2022 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Was wird aus den Juden? „Euch“ – den Juden nämlich – „musste das Wort Gottes zuerst verkündet werden. Da ihr es aber zurückstoßt, wenden wir uns jetzt an die Heiden.“ – Die Christen verlassen ihre Heimat, das Judentum und wenden sich den Heiden zu: Natürlich ist das der Punkt am Fest der heiligen Cyrill und Methodius. Die beiden Brüder waren Missionare bei den heidnischen Slawen und wurden Schutzpatrone Europas, das längst wieder heidnisch geworden ist. Die Lesung versucht, den Übergang der frühen Kirche von den Juden zu den Heiden plausibel zu machen. Aber wie so oft, wenn man versucht, schwierige Probleme zu erklären: Kaum hat man die eine Ecke in Ordnung gebracht, verwickelt sich alles in der anderen Ecke. Was wird aus den Juden, war die Frage. Ich weiß nicht, was aus den Juden wird. Ich weiß, sie waren das erste Volk Gottes. Die ersten, die Gott für sich erwählt hatte. Aber was ich nicht weiß: Haben alle Juden Gott abgewiesen oder nur manche? Was wird aus den Juden, die Christus abweisen? Haben sie dennoch Zugang zum Heil? Und die Heiden? Auch bei denen gibt es ja welche, die das Wort Gottes zurückstoßen, nicht wahr? Was wird aus Menschen, die Christus zurückweisen? Wann genau geschieht diese Abweisung Christi? Gibt es das überhaupt, „die Juden“? Die Heiden? Gibt es die Kirche? Oder sind es immer nur Einzelne? Das Heil ist immer individuell: Lehre der Kirche. Viele, viele Fragen. So geht es dem, der die Bibel liest. Misstrauen Sie allen, die in der Bibel ständig Antworten finden! Auch vor dem Evangelium bleibe ich ratlos. „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter.“ Hat der Herr der Ernte denn keine Ahnung? Kein Interesse? Muss man ihn extra bitten? Und schließlich das Wort Jesu: „Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe…“ Was ist das für einer, der seine Leute unter Wölfe schickt? Wie Schafe?! Sie wissen, was mit Schafen geschieht, die unter Wölfe geraten. Sie wissen aber auch, dass auf den Altären vieler unserer Kirchen ein Lamm zu sehen ist. Das Lamm, das geopfert wurde. Opfert Jesus seine Jünger? Schon vergangene Woche haben wir zusammen darüber nachgedacht, wie die Heilige Schrift richtig zu lesen sei. Heute sind wir wieder bei diesem Thema. Es gibt Stellen, viele Stellen in der Bibel, die nicht auf Anhieb zu verstehen sind. Die Studium erfordern, Zeit, Austausch… D. h. die Tradition und Lehramt und den Glaubenssinn aller. Wer mit der Bibel allein bleibt, wird in die Irre gehen. Was bleibt uns nun, außer Schwierigkeiten? (A propos, man muss nicht jede Schwierigkeit auflösen und man muss auch nicht auf alle Fragen eine Antwort geben. Nur 17-Jährige glauben, alle Fragen des Lebens ließen sich beantworten.) Also, was bleibt uns? „Nehmt keinen Geldbeutel mit!“ – „Esst und trinkt, was man euch anbietet.“ – „Zieht nicht von einem Haus in ein anderes!“ – „Heilt die Kranken, die dort sind.“ Nicht alle Kranken der Welt: die, die dort sind. „Und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe.“ Viele Jahre lang hat mich dieses Evangelium irgendwie geärgert, mit seinen pedantischen Vorschriften, die sich auch noch widersprechen, die nicht wirklich praktikabel sind und außer von ein paar überdrehten Franziskanern auch nie praktiziert wurden. Auf das Fest der beiden heiligen Missionare hin höre ich dieses Evangelium noch einmal und nun verstehe ich, was Jesus den Christen sagen will: „Seid einfach!“ Der Mensch, der den Weisungen Jesu folgt, wird nicht immer komplizierter, sondern immer einfacher. Geldbeutel und Vorratstasche und Schuhe und, und, und… ein Übermaß an Vorbereitung und Zurüstung. Der Riesen-Apparat der Kirche. Betrachtet Jesus das prunkvolle Auftreten der Prälaten im Mittelalter mit Abscheu und den Verwaltungsapparat der modernen Kirchen mit einem zärtlichen Blick? Ja, wer weiß. „Friede diesem Haus!“ Einfach ein Gruß. Keine Rede, kein Vortrag, kein Thesenpapier. Nur ein Gruß aus einem mächtigem Herzen. „Esst und trinkt, was man euch anbietet.“ Gleich zweimal, wird das gesagt. Macht es den Leuten einfach. Seid nicht heikel, nicht kompliziert, nicht anspruchsvoll, nicht verwöhnt und behaltet eure Laktose-Intoleranz für euch. Seid einfach. Einfachheit… da geht es nicht um billiges Porzellan und trübe Jacken. Schon gar nicht um jene Verachtung für Bildung und Denken, wie sie heute in der Kirche und in der Welt in Mode ist. Es geht nicht um Naivität. Einfachheit meint auch nicht den gemütlichen Dialekt, den heute jeder Bischof können muss. Das sind nichts als wiederhervorgeholte Schäferspiele in Versailles. Wer wirklich zuhört und beim Reden an seine Hörer denkt, der wird verstanden. Ganz einfach. Es braucht keine Kunststücke. Wer wirklich studiert, wird nicht immer komplizierter, sondern immer einfacher. Wer wirklich betet, hebt nicht ab, sondern wird still. Weil er nicht sucht, sondern nur ist. Sein vor Gott, das ist einfach. Wer in die Lebensschule Jesu geht, der lernt, das Komplizierte, das Gesuchte, das zu Schöne, das Hintergrundige und Verdrehte, das Auftrumpfende und das Laute zu lassen. Er lernt, einfach zu werden. Fest der beiden Heiligen Cyrill und Methodius: einfach zu den Wölfen gehen. Geradeaus. Das Naheliegende tun. Den Menschen sagen, mit jedem Blick, jeder Geste: „Das Reich Gottes ist euch nahe.“ Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören