Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Taufe des Herrn, 9. Januar 2022

09/01/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wann waren Sie das letzte Mal im Kino? – Auch wenn Sie nur fernsehen, Sie wissen: Ein guter Film funktioniert nur dann, wenn er mit unseren Träumen oder unseren Ängsten zu tun hat. Im Kino werden Geschichten erzählt, die mit unserer Zeit zu tun haben. Genauso ist es auch in der Messe. Das wird aber nichts, wenn Priester, die nie ein eigenes Leben hatten, nur irgendetwas erzählen. Fromm allein reicht nicht. Kino oder Messe, das wird auch nichts, wenn Sie selbst nur passiv sind, sich raushalten, auf die Uhr schauen oder sich nur berieseln lassen. Das kann am Ende kein gutes Gefühl geben, so viel ist sicher. Den Atem anhalten, lachen, weinen, gruseln, jubeln: Das ist doch wohl das Minimum, sonst ist der Film doch nur langweilig und hinterher ist einem schlecht (wie kann man einen Eimer Popcorn essen?!).

Warum gehen Sie also in die Kirche? Die Antwort auf diese Frage hängt sehr davon ab, ob zwischen der Messe und Ihrem Leben eine Brücke geschlagen wird. Versuchen wir’s.

„Und alle überlegten im Herzen, ob…“ – Ob was? Das Evangelium berichtet von Menschen, die sehr angespannt auf etwas warten. Die nicht ruhig oder beruhigt sind.

Was überlegen Sie „im Herzen“? Wie lange der Pfarrer diesmal brauchen wird? Ob Sie sich irgendwann doch noch anstecken werden? Ob der Kredit bewilligt wird? Die Leute damals überlegten im Herzen, „ob Johannes nicht vielleicht selbst der Christus sei“. Warum überlegen die das? Weil sie alle „voll Erwartung“ waren. – „In jener Zeit war das Volk voll Erwartung.“

Da haben Sie die Brücke zwischen denen damals und Ihnen heute.

Denn Sie sind doch auch „voll Erwartung“. Gleich ist es Ihnen jedenfalls nicht, was werden wird. Wir sind alle angespannt.

Die damals streiten: Ist er es? Wer ist es? Wie wird es weitergehen? Damals muss eine große Nervosität über dem Land gelegen haben. Wie heute, nicht wahr? Wie lange geht es noch? Was ist richtig? Verschwörung oder alles so weit okay? Diktatur oder Demokratie? Draufschlagen oder mit einander reden? Kalt lässt das keinen.

Eines wird schnell klar: Johannes enttäuscht die Leute. „Ich bin es nicht.“ – „Ich taufe euch nur mit Wasser.“ Sie alle wissen: Es gibt heilsame Enttäuschungen. Gäbe es die nicht, hätten wir ein Leben in Illusionen.

Hier funktioniert es, weil der Mann zurücktreten kann. Johannes muss sich nicht aufspielen. Er muss nicht am Heldenplatz in ein Mikrophon grölen oder wie die Bischöfe salbungsvolle Neujahrswünsche raushauen, die keinen interessieren. Johannes sagt den Leuten: ein anderer. Ein Stärkerer. Die Spannung steigt.

Johannes ist es also nicht. Die Klarheit kommt aus einer Richtung, aus der sie keiner erwartet. Wer von den Gelehrten oder den Politikern oder den paar Leuten, die im braunen Wasser des Jordan stehen, wer denkt da an Licht aus dem Himmel?

Das ganze jüdische Volk ist voller Erwartung, erzählt der Evangelist Lukas. Was Johannes der Täufer am Jordan predigt, weckt große Hoffnungen. Und mitten in dieser aufgeladenen Situation steht Jesus still in der Menge und wartet, bis er an der Reihe ist. Dann wird er getauft – und in diesem Moment vom Geist Gottes erfüllt! Für alle sichtbar! Der Himmel öffnet sich, und die Menschen können erfahren, was zwischen Himmel und Erde geschieht.

Und Sie hier, was haben Sie von alldem? Nun, Sie haben Erwartungen. Das sicher. Sie sind angespannt; gespannt, wie es weitergeht. Vielleicht werden viele Ihrer Erwartungen enttäuscht werden. „Ich bin es nicht“, sagt Johannes.

Und dann, schlussendlich ist die Frage nur noch: Wird Ihnen Christus geben, was Sie erwarten? Werden Sie ihn erkennen? Werden Sie ihm folgen? Das ist die uralte, immer gleiche Entscheidung, vor der jeder steht: Ist Jesus aus Nazareth der Sohn Gottes und unser wirklicher Herr? Oder ist er einfach irgendjemand, irgendeine alte Nummer?

Glaube ich an Jesus Christus? Das ist die Grundfrage. Kann dieser Glaube vom Himmel hinabsteigen bis in die Tiefen meiner Seele wie ein Licht in die Nacht? Kann der Glaube mein Inneres ganz erfüllen?

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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