Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Epiphanie 2022 (Dreikönig)

06/01/2022 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Warum erschrickt der König?

Weil es wahr wird. Wahr werden könnte. Weil es näherkommt. Gestern, bei der Jause schien es noch eine alte Geschichte zu sein, etwas, das die Leute sich erzählen; manche glauben es, manche nicht. „Der Messias“, das war harmlos, nichts richtig Ernstes, fern – und plötzlich ist er da. Eine neue Macht.

„Als der König Herodes das hörte, erschrak er.“ Warum erschrickt der König? Weil es wahr wird, und weil die neue Wahrheit ihm etwas wegnehmen wird. Die Wahrheit gibt dem Menschen ja etwas, aber sie nimmt immer auch etwas weg: den lieb gewordenen Irrtum, das ererbte Vorurteil…

Was wird dem König genommen? Was ihm am wichtigsten ist. Die Macht. Und damit auch Geld, willige Weiber, Kumpane, Einfluss, Bekanntheit, das ganze schöne alte Leben. Denn was wird sein, wenn der andere König wird, der Messias?

Auf die Idee, dass jener andere auf ganz andere Weise König sein könnte, auf diese Idee kommt Herodes gar nicht. Er erschrickt, wird panisch. Hätte er gewusst, dass der andere eines Tages sagen wird: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt“, wäre er da weniger erschrocken? Jesus aus Nazareth ist kein Konkurrent von Nehammer, Kurz oder wer immer sich da präsentiert. Christus ist ein anderes Kaliber.

Die Mächtigen haben keine Phantasie mehr. Irgendwann rufen sie nur noch: „Don’t look up!“, „schau nicht hin!“ Und machen weiter. Was machen Leute, die erschrecken? Sie tricksen. Sie machen Pläne. „Damit auch ich hingehe und ihm huldige.“ Guter Plan… Irgendwann zucken sie dann aus. Kindermord in Bethlehem.

Und dann kommt das Ende der Mächtigen. Hitler liegt verkohlt in einem Hinterhof, Napoleon versauert auf einer Insel im Atlantik und Herodes, Ehebrecher, Mörder des Täufers, Verspotter Jesu endet irgendwo in Gallien. Der Kaiser hatte ihn verbannt, keiner weiß mehr wohin.

Der heutige Festtag heißt korrekt nicht „Dreikönig“, sondern „Epiphanie“, „Erscheinung des Herrn“. Gemeint ist dies: Es wird klar, wer der wahre und gute Herr ist. Gott erscheint. Die Erscheinung Gottes führt zum Erschrecken, so ist das bei den meisten Menschen. Bei denen, die nie nachdenken, bei denen, die klammern an dem, was sie haben und was sie kennen. Ein paar wenige erleben die Erscheinung ganz ruhig. Maria, Joseph, die Sterndeuter aus dem Morgenland erschrecken nicht; sie staunen, sie freuen sich, dass es endlich klar wird. Und dann beten sie an. Die Suchenden, die Einfachen, die, die Gott vertrauen, die Gerechten, die staunen und beten an.

Epiphanie – Erscheinung: Etwas wird klar. Das aber bedeutet: Etwas ändert sich. Ein Kind, das in den Armen seiner Mutter schläft, verändert das Leben einer ganzen Reihe von Menschen. Manche davon merken es gleich, manche erst später; aber das tut nichts.

Damit wird klar, auf was Sie achten müssen, von diesem Fest an. Achten Sie darauf, ob sich etwas verändert. Denken Sie anders als früher? Verändert sich diese Gemeinschaft hier in der Kirche? Verändert die Pfarre das Dorf? Was wäre, wenn es dieses Fest nicht gäbe? Was wäre, wenn es die Pfarre in Mailberg nicht gäbe? Wenn es die Sternsinger nicht gäbe? Was würde sich ändern, wenn es die Kirche in Österreich nicht mehr gäbe? Gar nichts? Würde es schlechter gehen? Würde es besser gehen, wenn es keine Kirche mehr gäbe?

Die Männer kehren in ihre Heimat zurück; Joseph zimmert einen Kasten; Maria geht zum Brunnen; das Kind wächst heran. Äußerlich ändert sich nichts. Die Berge stehen wie sie vorher standen, die Lämmer springen wie Lämmer eben springen. Aber ein paar Menschen denken anders. Sind ruhiger. Froher. Schauen den anderen anders in die Augen.

„Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“ Die Männer aus dem Osten hatten eine Erscheinung bemerkt, einen Wunder-Stern; sie hatten begonnen zu suchen; die Sache wurde ihnen immer klarer. Schließlich finden sie und beten an. Dann kehren sie zurück in den Alltag. Aber mit verändertem Blick. Sie gehören jetzt zu der weiten Gemeinschaft derer, die gesehen haben, hier, dort, über dem Fluss, hinter den Bergen, über dem Meer, in der Stadt, in den Gräbern, in den Schulen: überall Menschen, die Gott gefunden haben.

Die Sterndeuter hatten die neue Macht gesucht. Zuerst dort, wo man die Macht eben erwartet, beim König in der Hauptstadt, im Palast. Aber da ist sie gar nicht. Sie merken das schnell. Herodes kommt für die Sterndeuter nicht einmal in Frage. Er und seine Familie können es nicht sein. Aber was bringt sie auf die richtige Spur? Die Heilige Schrift und der Stern. Die Führung Gottes. So ziehen sie weiter von der Hauptstadt ins Kaff; vom Mann auf dem Thron zu einem Kind.

Es kann nur einen geben.

Wer sucht, muss fragen. Wer sucht, der findet.

Es gibt Menschen, die die Zeichen Gottes in der Welt erkennen können und sich auf den Weg bringen lassen.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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