Christtag 2021 – Wer ist Jesus?
Christtag 2021 – Wer ist Jesus? Die Predigt Pfarre Mailberg Die Predigt Malteserkirche Wien Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Ich bräuchte Weihnachten nicht – und ich mag Feste wirklich sehr! Ich blicke mich um und finde dieses Weihnachten irgendwie… nutzlos. Banal. Auch wenn die Pandemie alles ein wenig aufgemischt hat, auch im Guten, bleibt Weihnachten irgendwie langweilig. Sehen Sie: Der durchschnittliche Bürger wird ca. 80 Jahre alt, feiert also ca. achtzigmal Weihnachten, die meisten davon als Erwachsener, wenn der Zauber der Kindheit weg ist. Alle Weihnachten gleich. Vermutlich wollen es die meisten sogar so: unaufregend, verlässlich, ein bisschen nervig, aber auch beruhigend. Wie konnte es so weit kommen? Ursprünglich feiert Weihnachten ein einzigartiges Ereignis. Ein Ereignis, das die Weltgeschichte für immer verändert hat: Gott wurde Mensch. Denn Jesus war nicht nur ein besonders frommer oder guter Mann, Religionsstifter oder Prophet oder Guru. Jesus war bei Gott schon vor der Erschaffung der Welt. Und Jesus ist und bleibt Gott. Sogar, wenn er in die Windeln macht. Gott, der Windeln braucht. Gott aber ist der ganz andere. Gott ist das, was wir nicht sind und niemals sein werden. Gott ist der, zu dem es von uns aus keinen Weg gibt. Mit allen Meditationstechniken nicht. Die Menschen beten Götter an, seitdem es Menschen gibt, aber diese Götter sind selbstgemacht. Aus Hoffnungen, Ängsten, Sitten. Der unendliche, unbegreifliche Gott ist nicht gemacht. Einen Weg zu ihm gibt es nur, wenn Er diesen Weg auch öffnet. Dieser unendliche Gott wurde – das behaupten die Christen – vor 2000 Jahren in irgendeinem Winkel der Welt geboren. Eine Jungfrau gebiert ihren eigenen Schöpfer. Das ist menschlich gesehen völlig absurd. Kein Mensch konnte von sich aus auf eine so verrückte Idee kommen. Man muss lange nachgedacht haben, um zu begreifen, wie groß das ist, was wir an Weihnachten feiern. Lange nachdenken ist aber nicht bloß Sache von Gelehrten und Philosophen. Ich meine, unsere Vorfahren draußen am Feld, in den Gärten, die haben auch viel nachgedacht. Und irgendwann geahnt, was das mit Weihnachten ist. Sie haben verstanden, dass es nicht nur um Geschenke gehen kann und ums gute Essen. Achten Sie auf die alten Weihnachtslieder, und Sie wissen, was ich meine. Diese Lieder kommen aus dem gläubigen Volk. Das nachdenkt. Weihnachten verstehen, das geht nicht ohne die Frage: Wer wird da geboren? Jesus, „Gottes einzig geborener Sohn / Gott von Gott, / Licht vom Licht, / wahrer Gott vom wahren Gott, / gezeugt, nicht geschaffen, / eines Wesens mit dem Vater.“ So singt es das Lied des Glaubens. Ich kann denen, die in diesen Tagen zuhause sitzen, allein, mit Sorgen, krank, traurig… ich kann denen nur sagen: Setzen Sie sich hin und sprechen Sie, langsam, laut diese heiligen Worte. Das Herz wird Ihnen übergehen! Christus ist nicht „meine Wahrheit“, auch nicht „die Wahrheit der Christen“. Er ist die Wahrheit schlechthin, die für alle Menschen gilt. Das müssen wir als Christen verkünden, auch wenn es anmaßend und intolerant klingt. Jesus ist nicht eine Erscheinungsform Gottes unter vielen anderen, Jesus ist Gott. Ja, Jesus ist der Sohn. Der Sohn Gottes. Das bedeutet: Herkunft. So wichtig in einer Welt, in der sich die viele, viele Menschen entwurzelt fühlen, heimatlos! Jesus ist auch der Gehorsame. Gehorsam, das bedeutet: Einer hört auf den anderen. So entsteht Gemeinschaft. So wichtig in einer Welt, in der sich die meisten Menschen alleine fühlen! Oder meinen, sie werden frei, wenn sie nur das tun, was sie wollen. Ich will noch hinzusetzen (weil es für mich persönlich das Wichtigste ist): Jesus ist der Gegenwärtige. Der, der da ist. Hier. Und im Himmel. Eine wohlwollende, starke, liebevolle, gerechte Gegenwart erfüllt diese Welt. So wichtig, wo viele alles sinnlos finden! Wer ist Jesus? Eine letzte Antwort führt uns in ein Kloster in Salzburg. Dort, am Nonnberg, hüten die Benediktinerinnen eine alte Figur des Jesuskindes. Die Figur heißt „das Trösterl“. Es genügt, dem Kind ins Gesicht zu schauen und man versteht, warum, und es bricht einem schier das Herz: Jesus ist der große Trost. 2021, 2022: Die Menschen suchen Heimat, Gemeinschaft, Nähe und Trost. Jesus ist die Antwort. Ich brauche das moderne Weihnachten nicht, aber ich bin glücklich, dass Jesus geboren wurde. Dieses Kind armer Leute, mit seiner Botschaft, die mir keine Ruhe lässt. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören