Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Christkönig, 21. November 2021

21/11/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

So. Und wer soll Sie nun regieren? Ihre Frau? Ihr Mann? Möchten Sie von der Lehrerin Ihrer Kinder regiert werden? Oder von den Zahlen auf Ihrem Konto? Von Ihrem Unterleib? Soll der Schallenberg Sie regieren oder die Rendi-Wagner oder der Krickl? Oder der PAPST?? – Wer soll mich regieren? Das ist die Frage, die vor jedem steht. Bis zum Ende. Wird die serbische Pflegerin mich regieren oder der Katheder oder die Angst? Oder die Hoffnung?

*

„Bist du der König? Der König der Juden?“ So fragt Pilatus, dieser Landeshauptmann, der nichts kapiert hat. Er fragt nicht: „Bist du der neue Statthalter?“ Oder: „Bist du der Bundeskanzler?“ Weil es hier um mehr geht als um Informationen. – Jedes Kind weiß, was ein Bundeskanzler ist: einer, der was entscheidet, richtig oder falsch, der Verantwortung hat, der gewählt wurde, der am Fernsehen ist, der eine Pension bekommen wird, fertig.

Aber ein König ist ein Geheimnis. Pilatus ahnt immerhin, dass der Mann, der da vor ihm steht, nicht irgendeiner ist. Auch keiner, der gewählt wurde. Auch keiner, der sich selbst an die Macht gebracht hat. Jesus ist anders. Am Christkönig-Fest geht es um mehr als um Informationen und um viel mehr als Politik. Pilatus, der Menschen zum Tod verurteilen kann, auch wenn er ein Trottel ist, macht ahnungslos ein Tor auf zu der Welt hinter den Parteien und Politikern. Wir beginnen zu ahnen: Macht ist mehr, als einen Lockdown verhängen zu können; auch mehr, als eine Impfung verweigern zu können, weil man das halt so will. Wir ahnen an diesem Fest: Hier ist eine ganz andere Macht. Die wahre Macht.

Wer vor einer Macht steht, muss sich positionieren. Vor der Macht kann man nicht neutral bleiben. Christus ja oder nein? Das ist die Frage dieses Festes. Das ist die Frage an die Pfarre. An diese Kinder. An Ihr Herz. Christus, ja oder nein?

Das Evangelium des Festtages spricht von der Verhaftung Jesu, von seinem Verhör und vom Kreuz. Wer mit dem Evangelium mitgeht, spürt sofort: Keine Sekunde lang ist Jesus hier der passive Dulder. Durch das ganze Elend hindurch leuchtet seine Gottheit. M. a. W. Sie sehen zuerst nichts einen Mann, der verhaftet und hingerichtet wird. Aber irgendwie stimmt das nicht, irgendwie ist das nicht alles. Da ist mehr. Da ist Macht. Eine ganz andere Macht als die Kurz-Lukaschenko-Gendarmerie-Banken-Macht. Und drei Tage später wird klar: Wer über den Tod gesiegt hat, der ist der Herrscher. Der hat die letzte und größte Macht.

Warum? Sehr einfach: Alle anderen Mächtigen sterben irgendwann. Aus. Jesus aber ist gestorben und auferstanden. Die Lektion der Geschichte über die menschliche Macht ist ganz kurz. Sie lautet: weg vom Fenster. Die Männer, die die Königin von Frankreich köpfen ließen, verloren kurz darauf selber ihre Köpfe. Diese superschlauen Machos. Hitler war mal der Herr Europas. Nur halt nicht lange. Man muss nur warten können. Gott kann warten. Christus ist, heißt es, das Alpha und das Omega. Merken Sie sich das gut, damit es Ihnen wieder einfällt, wenn es laut wird und wirr: Christus ist der Anfang und das Ende. Dazwischen: mehr oder weniger Quatsch. Wissen Sie, was die große Teresia von Avila schreibt? „Nichts soll dich verstören, nichts dich erschrecken. Alles vergeht. Gott ändert sich nicht. Geduld erlangt alles. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott genügt.“

Nicht das, was sich ereignet, ist wichtig, sondern das, was ewig ist. Dem Ewigen soll man seine Zeit geben und seine Mühen.

Und im Übrigen ruhig bleiben, gerade jetzt. Ruhig bleiben, das braucht es.

Beide Lesungen stammen aus Zeiten, in denen die Situation ausweglos erschien. Das Leiden schien kein Ende zu nehmen.

”Ich schaute in den Gesichten der Nacht: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn.“ (Neue Übersetzung: „Ich schaute in meiner Vision während der Nacht und siehe…“). Diese dunklen Worte bedeuten: Gottes großer Plan erfüllt sich. Eine Herrschaft, die nicht unterdrückt und nicht trennt, sondern vereint. Die nicht einer an sich reißt, sondern die von Gott geschenkt wird.

Christus kontrolliert nicht, er herrscht. Das ist ein Unterschied.

Seine Macht kommt aus dem Leiden, nicht aus dem Egoismus.

Seine Macht kann dienen: dem Vater im Himmel.

Hier bei uns ist die Macht laut. Siehe gestern auf den Straßen Wiens. Die Macht Jesu ist still.

In der Lesung wird Jesus „der treue Zeuge“ genannt. Konkret heißt das: Dieser Mann hat festgehalten an Gott, sogar dann, als alles so aussah, als habe ihn Gott aufgegeben.

Für uns Christen heißt die Herrschaft Christi: nicht alles allein ertragen. Nicht alles alleine machen. Ihn herrschen lassen.

Für uns Christen heißt das Königtum Christi: Aushalten. Durchhalten bis zum Ende. Das ist wichtiger, als diesen oder jenen Sieg zu erringen. Durchhalten, von Niederlage zu Niederlage gehen, meinetwegen sich von Katastrophe zu Katastrophe schleppen. Wohin? Ins Reich Gottes.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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