Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Montag, 11. Oktober 2021, 28. Woche im Jahreskreis

11/10/2021 


Die Predigt zum Anhören

Montag, 11. Oktober 2021, 28. Woche im Jahreskreis
(Fest des hl. Papstes Johannes XXIII. aus dem Malteser-Ritter-Orden)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Irgendetwas sehen, irgendetwas hören, daherreden, irgendwas, Hauptsache meinungsfroh: So funktioniert das Gesellschaftsleben. Wieder zuhause, am Abend nach der Party, bleiben irgendeine Überzeugung (die in Wahrheit nicht mehr ist als eine Aufregung) und ein schales Gefühl. Das Schiefe macht nicht glücklich.

Es geht auch anders. Hinsehen, hinhören, nüchtern bleiben, genau sein, nachdenken, ein Urteil fällen. Oder kein Urteil fällen; das geht nämlich auch. Man kann auch sagen: Ich verstehe das nicht. Oder: Ich weiß es nicht. Risiko dieses anderen Weges? Man darf bei den Meinungsführern nicht mehr mitspielen. Das ist zu verkraften.

Paulus, voller Selbstbewusstsein, schreibt den hauptstädtischen Römern: „Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um in seinem Namen alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen“ (Röm 1). Das ist also die Aufgabe der Kirche? Alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen? Interessant, oder?

Nun aber, im Sinn des eben Gesagten: Hören Sie beides, nicht nur eines. Hören Sie gründlich, nicht schnell. Hören Sie nicht nur „Gehorsam“, sondern auch „Glauben“. Paulus verbindet beide. Also halten auch Sie beide verbunden. Dann sind Sie auf der richtigen Spur. Gehorsam und Glaube. Wenn Sie nur Gehorsam behalten, landen Sie auf dem Kasernenhof, im Mädchenpensionat, im Büro der Unternehmensführung, – aber nicht in der Kirche.

Überall im Leben geht es um Gehorsam. Alle gehorchen, alle Menschen. Im Straßenverkehr, vor Gericht, zwischen Eltern und Kindern, bei Chefs und bei Angestellten. Um Gehorsam geht es sogar zwischen zwei Menschen, die sich lieben. Und zwischen dem Menschen und Gott. In der Kirche geht es nicht um den Gehorsam der Juristen und nicht den der Militärs (so gerne das manche hätten). Es geht um den Gehorsam des Glaubens.

Was ist Glaube? Nicht zuerst das, was man halt nicht genau weiß und nicht beweisen kann. Sie werden doch nicht anfangen, den Glauben aus einem Mangel heraus zu erklären? Glaube ist Nicht-Wissen? Wollen Sie den Kindern wirklich beibringen: Naja, wenn du es nicht wissen kannst, musst du es halt glauben? Wollen Sie sich so Gott nahen? Ist der Glaube die Notlösung, bis man’s endlich besser weiß? Das ist für Krämerseelen!

Glaube ist auch nicht zuerst das, was behauptet wird und geglaubt werden muss. Glaube ist nicht zuerst Dogma.

Glaube beginnt dort, wo einer dem anderen vertraut. „Du bist der Messias, der Sohn des Lebendigen Gottes!“ Das sagt Petrus, weil er Jesus vertraut.

Christus ist auferstanden: Das glaube ich, weil ich Christus vertraue und Maria von Magdala und Petrus und Johannes und meinen christlichen Eltern und der Schwester Belina im Kindergarten. So vielen. Den Zeugen. Christus zuerst. Dem, der mehr ist. „Hier aber ist einer, der mehr ist…“

Das ist doch gerade an diesem Montag, gerade in diesem Jahr wichtig. Oder wollen Sie den Politikern weiterhin vertrauen? Oder den Priestern? Vertrauen Sie Christus. Das geht.

Der Glaube des Vertrauens ist das Erste. Daraus entsteht als Zweites der Gehorsam. Ich vertraue einem, – deswegen achte ich seinen Willen, höre ich, was er möchte. Ich prüfe es, ich realisiere, dass es mir gefällt oder mir nicht gefällt und ich tue es. Ich gehorche, weil ich vertraue.

Der Gehorsam in der Kirche wird schwierig, wenn das Vertrauen fort ist. Dann gehorchen wir den Obern nur noch um Christi willen. Wenn wir von den Bischöfen enttäuscht sind, wenn wir Grund haben, ihnen nicht mehr zu vertrauen, dann können wir dennoch gehorchen, weil Jesus gesagt hat: „Ich bin bei euch alle Tage…“, auch unter diesen Bischöfen. Doch eine solche Situation ist prekär. Viele halten sie nicht lange durch und sagen dann eher: Schluss, wir gehen.

Der gehorsame Soldat macht. Er tut, was ihm befohlen wurde. Der gehorsame Jurist unterscheidet genau, wann zu gehorchen ist und wann nicht. Der Manager gehorcht, wenn es dem Profit dient und der Karriere. Der Christ gehorcht immer. Der Gehorsam ist seine Grundhaltung. Warum? Sehr einfach: Weil auch Christus gehorsam war. Nicht hie und dann, nicht manchmal, nicht nur in besonderen Fällen und nicht blind. Christus war dem Vater gehorsam, weil er in tiefster Übereinstimmung mit ihm lebte. Weil er dem Vater vertraute. Immer. In jedem Augenblick seines Lebens.

Der Gehorsam des Christen ist also nicht reserviert für ganz besondere Fälle; er ist Alltag. „Was willst du, Herr, dass ich tun soll? Heute? Heute Nachmittag? Heute Abend?“ Der Christ gehorcht den Situationen. Denn gibt es eine Situation, in der Gott nicht ist? Der Allgegenwärtige? Sie gehorchen also den Aufgaben des Tages, den Lästigen, den Unsympathischen, den Ungelegenen, wir gehorchen den Geliebten, den Kranken, dem Evangelium und sogar den Glocken, die den Angelus läuten.

Und wozu? Weil die Übereinstimmung mit Gott, die Einigkeit zweier Willen, Frieden bedeutet. Glück.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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