27. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), 3. Oktober 2021
27. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), 3. Oktober 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Die große Frage: Wer ist wichtiger, Jesus oder die Menschen von heute? Die Menschen von heute finden Ehescheidung ganz normal, kein Problem. Allenfalls für die Kinder. Aber die nehmen das eh gut, die schaffen das. Jesus ist gegen die Ehescheidung. Absolut. Er bringt sogar Gott ins Spiel. Gott gegen den Staat, gegen die moderne Gesellschaft, Gott gegen den Zeitgeist und das Verliebtsein und die Freiheit. Aber für die Verlassenen. Gott ist für die Verlassenen und für das Zusammenstehen. Sagt Jesus. Mag sein, dass die Menschen in Mailberg zusammenhalten. Ganz sicher bin ich nicht; so gut kenne ich das Dorf nicht. Aber im Land insgesamt, in der modernen Gesellschaft erleben wir das Gegenteil von Zusammenhalt: brutale Entsolidarisierung. Jeder gegen jeden, jeder für sich. Sogar in der Kirche. Wenn jemand etwas vorgeworfen wird, rücken alle von ihm ab. Die gemeinsame Zugehörigkeit zur Kirche, zum Leib Christi scheint für die meisten nur noch eine Floskel zu sein. Siehe Köln. (Und da wir alle ständig Angst haben müssen, mit Steinen beworfen zu werden, muss ich ausdrücklich hinzufügen, dass auch ich nicht der Ansicht bin, Fehler oder sogar Straftaten sollten vertuscht werden.) Wieso diese Hinweise? Weil es im Evangelium nicht zuerst um die Scheidung geht, sondern um das Zusammenhalten von Frau und Mann. Die jüdischen Gesetze kannten die Möglichkeit der Scheidung. Wie andere Religionen damals die Möglichkeit der Priesterin kannten. Doch Jesus richtet sich nicht nach anderen Religionen und nicht nach Gesetzen. Er spricht gegen die Scheidung und nicht für die Weihe von Frauen. Das Gegenteil kann nur behaupten, wer einer Verschwörungstheorie anhängt, die lautet: Nach Jesu Tod haben sich ein paar Männer zusammengetan, um die Frauen von der Macht fernzuhalten. Sie haben Vieles unterdrückt, was Jesus sagte und Maria Magdalena verbannt. Die heutige Kirche, so die Verschwörungstheorie, geht nicht auf Jesus zurück, sondern auf die Machenschaften von ein paar Männern. Braucht es solche Arte-Spekulationen, um die Weihe von Frauen durchzusetzen? Jesus – vielleicht sind sich wenigstens darin alle Parteien der Kirche einig – Jesus richtet sich nach Gott. Offenkundig steht es für Jesus fest, dass es Gott gibt, dass Gott diese Welt gemacht hat und dass die Welt eine bestimmte Ordnung hat. So denkt Jesus. Kann man mögen oder nicht. Zur Ordnung dieser Welt gehört, dass es Frauen und Männer gibt und dass sie für einander bestimmt sind. Für die Gemeinschaft. Die tiefer geht als nur bis zum Sex. Jesus geht es um eine Gemeinschaft, die den ganzen Menschen erfasst, die einmalig ist und für immer. Denn das ist der ursprüngliche Wille Gottes. Und der ist verbindlich. Der Wille Gottes ist es auch, dass der Mensch über die Erde herrschen soll – und Gott dienen. Beides nämlich steht in der Bibel. Direkt nebeneinander. Die Menschen haben das Herrschen behalten und das Gott-dienen gelassen. So sieht die Erde heute auch aus. Die Menschen reduzieren alles auf Sex und wollen immer neue Möglichkeiten, nichts für immer, nichts Ausschließliches. So sieht die Ehe heute auch aus. Jesus will die Dinge neu auf Gott ausrichten. Er stellt sich auf die Seite der Zurückgelassenen. Damals in der Regel wohl die Frauen. Den anderen aus der Ehe fortschicken, ist Ehebruch, sagt Jesus. Denn hier setzt sich der Mensch an Gottes Stelle und entscheidet eigenmächtig. Jesus sagt es gleich noch einmal: In der Ehe darf nicht ein Mensch über den anderen Menschen entscheiden. So will es Gott: Der Mensch soll nicht allein bleiben. Er soll ein Gegenüber auf Augenhöhe haben. Eine Hilfe im Leben. Jemand, der ihm ebenbürtig ist. Aus der Seite des Menschen macht Gott die Frau, nicht aus dem Staub der Erde: ebenbürtig. Und dann sind beide eins, kaum unterscheidbar. „Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und hängt seiner Frau an und sie werden ein Fleisch.“ Nicht die Frau wird dem Mann zugeführt, sondern er kommt zu ihr. Glauben Sie wirklichen, mit solchen Lehren wollten die, die diese Worte Jesu aufschrieben, die patriarchalische Männer-Gesellschaft stärken? Was ist wichtiger, Jesus oder die Menschen von heute, das war die Frage. Meines Erachtens nach gibt es nur eine richtige, lebbare Antwort. Sie lautet: Dilemma. Zwischen Jesus und der Zeit, in der wir leben, stehen wir in einem Dilemma. Ist es lösbar? Auch im Dilemma muss man leben. Dazu ein paar Ratschläge aus dem Mund eines Pfarrers mit sehr begrenztem Verstand. Da sich aber Laien, Verheiratete sehr gern über den Zölibat äußern, ohne ihn zu leben, darf ich mich wohl über die Ehe äußern, ohne sie zu leben. Man muss halt den Bach flachhalten; das gilt für Laien und für Priester. – Also: Unterscheiden Sie zwischen Gier, Verliebtsein und Liebe. Verliebtsein ist toll, vergeht aber. Es bleibt dann: nichts oder Liebe. Für Verliebtsein gibt man keine Ehe auf. Für Gier nach einem Körper schon gar nicht. – Wer auf Nummer sicher gehen will: nicht wiedersehen, nicht zurückrufen! Das hat jeder in der Hand. Es kann sein, dass es flasht. Das passiert, ob wir wollen oder nicht. Den Flash ein zweites Mal sehen: Das entscheiden wir. – Dritter Rat: Liebe hat sehr, sehr viel mit Durchhalten zu tun. Nicht davonlaufen! – Vierter Rat: Wenn es sein muss: sich trennen. Wenigstens räumlich. Wirkt Wunder. Gott verbietet nicht die Trennung, sondern die Wiederverheiratung. Zwischen beiden ist viel Raum. – Und fünftens: Es gibt keine Garantie, dass meine Ratschläge funktionieren. Es sind Versuche. Jesus geht es um ein ganz bestimmtes Menschenbild. Eine Alternative zu dem, das Ihnen von Ihren Arbeitskollegen gepredigt wird. „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“ Kinder haben nicht viel Handlungsfreiheit; sie können keine Leistung aufweisen, nur leere Hände hinhalten. Diese Abhängigkeit von Gott macht das Reich Gottes aus. Wer sich befreien will, vom Mann, von der Frau, von Gott, hat schlechte Chancen. FÜRBITTEN im Rosenkranz-Monat Den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast… Vater, wir beten, dass unsere Seele ganz offen sei für den Heiligen Geist. – Stille Den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast… Wir beten, dass wir Jesus zu anderen Menschen tragen. – Stille Der für uns Blut geschwitzt hat… Wir beten um Ruhe und Tapferkeit in aller Angst. – Der für uns mit Dornen gekrönt worden ist… Vater, wir beten um Demut. Befreie uns aus den Fallen des Stolzes. Der von den Toten auferstanden ist… Wir beten um absolut festen Glauben an die Auferstehung. – Der in den Himmel aufgefahren ist Christus, sei bei deiner Kirche und leite sie durch die Wirren. Der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat… Wir haben so viele Anliegen, so viele Sorgen. Sei, Maria, unsere starke Hilfe im Himmel! – Besonders empfehlen wir deiner königlichen Sorge die Versammlung des Ordens am 16. Oktober und die erste heilige Kommunion der Kinder in der Malteserkirche. – Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören