Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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25. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), 19. September 2021

19/09/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Die wollen uns prüfen. Sehen, wie weit sie gehen können. Ob wir nervös werden; anfangen zu jammern. Ob wir aufgeben. – Sicher nicht!

„Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind.“ So steht es im Buch der Weisheit, geschrieben vor 2000 Jahren. „Wir wollen prüfen, wie es mit ihm ausgeht.“

Und dann?

Was macht ihr dann, wenn sich gezeigt hat, dass unsere Worte wirklich wahr sind, dass wir geduldig sind und sanftmütig, dass uns Beistand von Gott zuteil wird? Was, wenn sich alles gezeigt hat? Ist Ihnen aufgefallen, dass die dazu nichts sagen, kein Wort? Die Lesung spricht von einer Prüfung, – aber die Prüfung ist für nichts. Kein Wenn-dann. „Wenn er die Prüfung besteht, dann glauben wir.“ Nichts davon.

Wer sind die, die uns Christen prüfen wollen? Die „Frevler“ nennt sie die Lesung. Und im Evangelium heißt es: „Der Menschensohn wird in die Hände von Menschen ausgeliefert.“ Es sind die Leute. Die, denen wir bei der Arbeit begegnen, im Keller, in der eigenen Familie, überall. Sie wollen uns prüfen, wie sie Jesus geprüft haben; testen, wie weit sie gehen können. Und dann? Dazu sagen sie eben nichts. Weil da nichts ist. Der Angriff ist steril. Unfruchtbar. Steril aber ist das, was nicht von Gott ist. Der Geist Gottes macht lebendig und fruchtbar.

Beschäftigen Sie sich nur mit solchen Gegnern, die Sie lebendig machen.

Jesus, der Glaube, die Kirche, wir selbst. werden geprüft, getestet, zerlegt. Und das war’s dann. Die da draußen erklären uns die Welt. Sie erklären uns sogar uns selbst. Sie sagen: Wer Priester wird, wer Nonne wird, ist lebensuntauglich. Hat keine, keinen abgekriegt. Tickt nicht richtig. Die Leute versuchen, uns zu beweisen, dass wir die Doofen sind und sie die Schlauen. Sie rufen „Inquisition! Indios! Hexenverfolgung! Zölibat!“ Und damit hat es sich. Sie rufen, aber sie fragen nicht und hören nicht.

Wenn alle die Argumente gegen uns, wenn der ganze Spott, wenn die Blasphemie die Welt besser machen würden, käme ich ins Nachdenken. Aber sie prüfen uns, und die Welt wird nicht verändert, das Leben wird nicht anders gelebt.

Kritik, die nichts verändert, interessiert mich nicht.

Die Leute stellen uns Fragen, die keine echten Fragen sind. Wer wirklich fragt, sucht nach einer Antwort. Die aber wickeln ihre Zweifel, ihre Verachtung, ihre Angst ins Fragen-Papier, – und lassen das Paket dann liegen. Sie wollen gar keine Antwort. Sie kommen uns mit ihrer Pseudo-Naturwissenschaft, ihrer platten Psychologie, mit Ihrer dumpfen Geschichtsschreibung, aber verstehen wollen sie nicht. „Warum erlauben die Katholiken nicht, dass die Protestanten in der Messe zur Kommunion gehen?“, fragt mich einer. Ich fange an, ihm die Gründe zu nennen, und die Gründe sind gut, vernünftig, ganz einfach, aber schon nach zwei Worten steht ihm das Desinteresse im Gesicht. Er ist zu faul, zu feig, zu stolz, die Antwort wirklich hören zu wollen. Viele Leute weigern sich, auf die Antworten des Glaubens einzugehen. „Zu schwierig!“ Es ist unreif, nur Fragen zu stellen und bei den Antworten wegzuhören. Das ist nicht Dialog, sondern Verachtung dessen, der trachtet, Antwort zu geben.

Was also sollen wir tun? Weiter „den Dialog suchen“? Jedes Jahr wieder Firmunterricht halten, obgleich wir wissen, die sie nie wieder kommen werden, die, für die wir uns solche Mühe gegeben haben? Sollen wir einfach weggehen, hinter Klostermauern und in Stuhlkreise, wo wir auf ein hässliches Tuch und eine Kerze blicken und uns sicher fühlen? Sollen wir ihre Argumente übernehmen, solange, bis wir den eigenen Glauben lächerlich finden? Sollen wir unter uns streiten? Wer der Größte ist? Der beste Pfarrer, die heiligste Nonne, die kritischste Pfarrgemeinderätin?

Jesus sagt den Jüngern alles; er spricht von seinem Leiden und von seiner Auferstehung. Das Grundbekenntnis des christlichen Glaubens in zwei Sätzen. „Aber sie verstanden das Wort nicht.“ Jesus bricht den Dialog mit diesen Holzköpfen von Aposteln nicht ab. Jesus redet nicht um den heißen Brei herum. Jesus stellt ihnen weiter Fragen. „Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?“ Er gründet sogar seine Kirche auf sie!

Also weiter zuhören, weiter mit einander reden. Aber darauf bestehen, dass man unsere Antworten hört. Darauf bestehen, dass Fragen echte Fragen sind. Das aber bedeutet: nicht zimperlich sein, sondern hart. „Darum mache ich mein Gesicht hart wie Kiesel. Ich weiß, ich werde nicht zuschanden werden.“ So die Lesung des letzten Sonntags. Nicht hart werden mit den anderen, sondern hart gegen die eigenen Empfindlichkeiten, Eitelkeiten, Beleidigtheiten, Hoffnungslosigkeiten. Härte also. Nicht zurückweichen. Jesus verstehen lernen.

Die Jünger verstehen nichts. Jesus redet von Leiden, – sie streiten darüber, wer der Größte ist. Wie Buben am Bolzplatz oder die Typen beim Manager-Seminar. Trotzdem lässt Jesus nicht locker. Er bleibt bei Ihnen. Und stellt ein Kind in ihre Mitte. Das ist nicht süß, das ist hart. Kind sein hieß damals: nicht zählen, nicht wichtig sein, durchgebracht werden, bis man arbeiten kann, machtlos sein, jemand sein, der sich nichts erkaufen kann, um den man nicht lange trauert. Und nun müssen diese Männer das kleine Kind anschauen. Ein langer, stiller, quälender Moment. In dem es ihnen dämmert: Herrschen ist dienen. Hinten ist vorn. Das Erste ist das Letzte.

Es ist schwer, die Angriffe zu ertragen. Es ist noch schwerer, die Schwäche der Kirche, ihre Dummheit, ihre Sünde, ihre Plattheit zu akzeptieren – und ihr dennoch treu zu bleiben.

Jesus bleibt seiner Kirche treu.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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