24. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), 12. September 2021
24. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr B), 12. September 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Was gibt Ihnen Hoffnung? ––– Was gibt mir Hoffnung? Die Frage geht ja schon länger um. Sie erinnern sich: In der Fastenzeit wurden im Dekanat Vorträge gehalten; das Thema war: Meine Hoffnung. Sinngemäß und sehr kurz zusammengefasst habe ich damals gesagt: Ich habe keine Hoffnung. Ich schätze die meisten Priester des Sprengels, aber ich setze keine Hoffnung in sie. Sie machen ihre Sache ordentlich, aber sie werden ’s nicht herumreißen. (Ich setze übrigens auch keine Hoffnung in die Frauen, die gerne Priesterinnen wären.) Ich setze keine Hoffnung in Synoden, Päpste, Büros, Intellektuelle, Politiker, Wirtschaftsleute. Auch keine in die Taliban, gleich ob sie islamisch oder katholisch sind. Ich setze keine Hoffnung in bestimmte Nationen. Und ganz gewiss keine Hoffnung in mich selbst. Wenn mich einer (oder eine, ja. Dieses Gendern ist so nervig!), wenn mich also einer fragen würde: Was gibt Ihnen Hoffnung? was würde ich dann antworten? Manche Kinder geben mir Hoffnung. In Wien bereite ich derzeit vier Kinder auf die Kommunion vor. Ihre Eltern sind gerne katholisch. Sie finden den Glauben gut, wichtig; sie leben ihn wirklich. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass diese Kinder so begeistert bei der Sache sind. Das gibt mir Hoffnung. Oder die Heilige Schrift. Manchmal ein Lied. Treue Menschen, die nicht stur sind, die suchen und sich auf den Glauben einlassen: Die geben mir Hoffnung. Und die Heiligen! Es gibt also durchaus manches, was mir Hoffnung macht. Momentweise, in bestimmter Hinsicht. Eines aber gibt es, was mir immer und absolut Hoffnung macht. Gott. Gott, der mir das Ohr öffnet. So hieß es doch gleich zu Anfang der ersten Lesung: „Gott hat mir das Ohr geöffnet.“ Für was? Was soll ich hören? Komplimente und Lob? Sicher nicht. Kritik? Die Rufe der Armen? Gott öffnet die Ohren eines Menschen nicht für dieses und jenes, sondern zuallererst für das Evangelium. Im Hören des Evangeliums entsteht der Glaube und der gibt mir Hoffnung. Das ist aber nicht irgendein Glaube, sondern nur ein einziger: „Du bist der Messias, der Sohn Gottes!“ Petrus formuliert ihn für uns alle. Jesus selbst, der angesprochene, fügt ein Zweites hinzu: Ohne das Kreuz geht gar nichts. – Sie tragen alle irgendein Kreuz. Nehmen Sie diese Kreuze in den Glauben mithinein. Ohne den Glauben ist das Kreuz nutzlos, schmerzhaft und dumm. Hören also. Das ist das Erste. Dann der Glaube. Dann die Hoffnung. Und weiter? Was bewirkt diese Hoffnung? Widerstandsgeist. Mut. Ich verstehe den Typen in der Lesung gut. Er kommt in Schwierigkeiten, die Menschen setzen ihm zu. Doch er hört auf Gott und weiß: „Der Herr wird mir helfen.“ Das macht ihn hart und kampfbereit. – Ein Vater, der seine Kinder zu harten, kampfbereiten Sportler*innen erzieht, wird von allen geachtet. Und ein Vater, der seinen Sohn zu einem kampfbereiten Gläubigen erzieht, wie sehen Sie den an? Hören, Glaube, Hoffnung, Mut – und Vorsicht. Weil sich nichts so leicht zusammenbasteln lässt wie ein Gott. Man nehme die eigenen Erfahrungen, die eigenen Wünsche, ein wenig Zeitgeist, haue es in den Mixer, – und fertig ist ein Herrgott. Petrus tut genau das. Er macht sich seinen Heiland. Einen ohne Leid. Wer seinen Gott kennt, wer genau weiß, was Gott ist, was er will, wo er war, wo er sein wird, der kann sicher sein, dass er einen Götzen anbetet oder eine Göttin. Wer seine Hoffnung auf Gott setzt, hat in Wahrheit ein Ticket für die Achterbahn. Mal ist Gott da, mal nicht; mal spricht er, mal schweigt er; mal weiß man ganz genau: so ist Gott und dann wieder weiß man gar nichts mehr. Und landet so bei etwas, bei einer, bei einem, der einen trägt und den es vielleicht gar nicht gibt. Seltsam, so seltsam, die Sache mit Gott! Und so schön. Schön, weil etwas so Rätselhaftes eine so klare Hoffnung geben kann. „Gott der Herr hat mir das Ohr geöffnet… Der Herr wird mir helfen. Darum mache ich mein Gesicht hart wie Kiesel.“ Da geht Resignation nicht. Da werden Anfeindungen zweitrangig. Das ist Hoffnung. Die sich auf andere überträgt. So entsteht eine Gemeinde. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören