Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

22. Sonntag im Jahreskreis (B), 29. August 2021

29/08/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

In diesem Evangelium geht es um: ein Streitgespräch. Um Autorität. Hier ist Jesus die Autorität: „Hört mir alle zu!“ Es geht um Vorschriften. Um Äußerlichkeiten. Um Traditionen. Um Reinheit und um das Herz. Alles Dinge, die in der Kirche heute keinen Platz haben. Oder ist Jesus noch die Autorität dieser Kirche? Ist er der Herr? Der Papst jedenfalls ist nicht einmal mehr für die Konservativen eine Autorität (die sonst so gerne von Gehorsam reden). Und wo gibt es noch echte Debatten, mit Zuhören und Argumenten und Einigungen? Spielen Vorschriften irgendeine Rolle? Welche Pfarre hält sich noch an die Regeln des Messbuchs? Und was bedeutet den Katholik*innen von heute die Tradition? Brauchtum, aber sicher keine Verpflichtung. Und das Herz, die Reinheit, wo spielen die noch eine Rolle? Beim Empfang der Hl. Kommunion? Bei den Kindern? Den jungen Leuten? Bei den Absichten? Sollen Ihre Absichten rein sein? Reinheit kommt nur noch in der Hygiene vor. Das Herz, um das es in diesem Evangelium geht, ist etwas anderes als das Gefühl, auf das sich heute alle berufen und das alle einfordern. Hochrangige Laien-Katholiken bringen als Argument gegen den Kardinal Woelki in Köln vor, er sei nicht herzlich gewesen. Deswegen tauge er nicht für das Amt.

Dieses Evangelium und die Kirche von heute haben nichts gemeinsam. Lassen Sie „die Kirche von heute“ und gehen Sie zum Evangelium, immer und immer wieder.

Zwei scheinen mir in diesem Evangelium besonders wichtig: die Regel und das Herz.

Die Theologin des Katholischen Bibelwerks schreibt in ihrem Kommentar: „Das Evangelium ist eine Absage an jede religiöse Praxis, in der es um das Einhalten von scheinbar heiligen Regeln und Riten geht.“ Schauen wir auf Jesus. Er hält sich an Regeln und Riten. Und er bricht sie. Beides. Er betet im Tempel, er feiert das Pascha-Mahl. Und er heilt am Sabbat und stiftet damit Menschen zu einem Tun an, das an diesem Tag verboten war. Die ersten Christen hatten Regeln und Riten, gleichzeitig brachen sie mit den Regeln ihrer Welt. So einfach, wie es die Frau Doktor gerne hätte, ist es also nicht.

Regeln engen ein, stimmt. Aber sie formen auch. Regeln geben Halt. Die erste Lesung sagt: „Ihr sollt die Gebote des Herrn bewahren, auf die ich euch verpflichte. Ihr sollt sie bewahren und sollt sie halten.“ Bewahren. Riten sind nicht nur äußerlich. In den Riten der Kirche geht es auch um das Recht, die Form, um Schönheit, um Treue, um Gehorsam. Jeder weiß, dass es Regeln braucht und dass diese Regeln am besten alt sind, wenn sie tragen sollen. – Das ist ja eines der großen Probleme mit den sogenannten „Ausländern“ bei uns: Dass sie unsere alten Regeln nicht kennen oder nicht kennen wollen. Das macht das Zusammenleben schwierig. Wer Regeln befolgt, ist nicht einfach bloß eng, ängstlich. Und auch nicht unbedingt eine Heuchler*in. Die Pharisäer sind Heuchler. Aber nicht, weil sie die Regeln des heiligen Gesetzes befolgen, sondern weil sie meinen, sie könnten ihr Herz heraushalten. Viele Katholiken haben nach und nach den Gebrauch ihres Herzens eingebüßt. Das Gewissen ist die Stimme Gottes im Herzen, aber die meisten gebrauchen ihr „Gewissen“ nur noch, um ihre kleinen privaten Probleme so zu lösen, dass sie ungeschoren davonkommen: Wie kann ich das Finanzamt betrügen und dabei trotzdem ein reines Gewissen haben? Da muss es doch einen Trick geben…

Es braucht also Regeln und Herz. Treue und Aufbruch. Jeder, der die Geschichte kennt, weiß, dass es Regelbrüche, Aufbrüche braucht, aber nicht, damit man es kommoder hat, sondern weil sonst alles stillsteht. Das liebevolle Herz steht nie still.

Die Bibel spricht vom verstockten Herz oder von dem Herz, das zu Stein geworden ist. Jesus hat in den Pharisäern mit Leuten zu tun, die ganz im Äußeren aufgehen und nichts von ihrem Herzen wissen. Damit das Herz liebevoll sein kann, mit voller Kraft, muss es geheilt werden. Gereinigt. Geläutert. Wirklich liebevoll kann nur ein reines Herz sein. Rein aber ist nur das, was wahr ist. Also prüfen Sie Ihr Herz: Warum handle ich wie ich handle? Beschenke ich andere, damit sie sich freuen – oder damit sie mich toll finden? Spende ich für die Armen, damit es den Armen gutgeht – oder damit ich mich gut fühle? Bete ich, um nachher getröstet und gestärkt zu sein – oder bete ich zur Ehre Gottes? Bin ich streng, weil ich Recht haben will oder, noch schlimmer, nur weil ich schlechte Laune habe? Ist der Nachbarpfarrer milde, weil er gütig ist – oder weil er ein Feigling ist? Suchen Sie die Wahrheit des Herzens. „Man muss sich der Wahrheit auftun von oben bis unten.“ Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit: Sie läutern das Herz. Dazu noch das ertragene Leiden. Viele, die leiden, sagen: „Man muss es nehmen, wie es ist.“ Von Jesus heißt es in der Wandlung, dass er „sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf“. Das eine ist Resignation, das andere positive Tat. Wahrhaftigkeit und Leiden also und ein Drittes: dienen. Dienen läutert das Herz, weil es gegen die Eigenliebe geht.

So läutern wir also unser Herz – und merken, dass wir nie zu Ende kommen. „Ohne mich könnt ihr nichts.“ So wie wir jetzt sind, werden wir nicht in den Himmel kommen. Gott muss an uns handeln. Die Heiligen werden nicht immer selbstsicherer, sondern immer vertrauensvoller. Die Heiligen vertrauen nicht sich selbst, sondern Christus. Nur ein Herz ist wirklich rein: das Herz Jesu. Also beten Sie, immer wieder: „Bilde mein Herz nach deinem Herzen.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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