Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag, 14. Juni 2021, 11. Woche im Jahreskreis

14/06/2021 


Die Predigt zum Anhören

Montag, 14. Juni 2021, 11. Woche im Jahreskreis
(Lesungen vom Donnerstag derselben Woche)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer um etwas kämpft, ist selten angenehm. Paulus ist in diesem Brief jammerig, beleidigt, pathetisch. Unangenehm. Ich weiß gar nicht, ob ich Leute mag, die kämpfen. Ist sich zurückhalten nicht viel feiner? Aber so kann nur einer reden, der entweder furchtbar gut erzogen ist oder dem nichts wirklich wichtig ist. Und einer, der keine Verantwortung für andere hat. Nur wer es sich leisten kann, allein für sich zu leben, kann es sich erlauben, still und fein fortzugehen aus dem Getümmel.

Kämpfen also! Riskieren, sich peinlich aufzuführen. Auch riskieren, den Fight zu verlieren. Aber, entscheidende Frage, kämpfen für was? Auf welcher Seite? Und mit welchen Waffen?

Es ist angemessen, den Brief des Apostels vom Evangelium her zu verstehen. Das Wort des Herrn steht über den Worten des Apostels. Rangordnungen können sehr hilfreich sein. Das heutige Evangelium sagt: „So sollt ihr beten“, dann folgen die Worte des Vaterunsers. Ein einziges Gebet lehrt Jesus seine Leute. Dieses Gebet ist kurz. Was mich immer wieder überwältigt am Vaterunser ist seine Einfachheit. Dieses Gebet ist unausdenkbar, tief, schlicht, voller Majestät, schön, wahr, zugänglich. Mit einem Wort: einfach.

Wer immer vor der Frage steht: soll ich kämpfen? wofür? wie? der soll im Atem des Vaterunsers bleiben. Und er wird verstehen: Jeder komplizierte, niedrige, vulgäre, verdruckte Kampf ist falsch. Ungesegnet. Lassen Sie ihn, wenn Sie Christen sind.

Worum kämpft Paulus? Um die Einheit der Kirche. Und damit um ihren Bestand. Nicht um ein Ornament: um ihren Bestand! Wir beginnen wieder zu ahnen, was eine Kirchenspaltung bedeutet… Paulus will die Gemeinde um jeden Preis in der Reinheit des Glaubens und der Liebe erhalten (keiner wird behaupten, dass die Reinheit des Glaubens und der Liebe das Ziel der heutigen Kämpfe in der Kirche ist). Und Paulus weiß, dass er für die Einheit verantwortlich ist. Um etwas Wichtiges kämpfen (statt um Blödsinn) und um die eigene Verantwortung wissen: Das ist noch eine gute Regel für alle, die an die Front des Lebens gehen.

Um die Einheit kämpft Paulus also. Bizarr, nicht wahr? Peinlich naiv, oder? Wir kämpfen nicht mehr um die Einheit. Wir haben noch nicht einmal mehr Sehnsucht nach ihr. Weil wir nicht mehr an sie glauben. Wir sind schon froh, wenn das Meeting friedlich verläuft und man uns leben lässt wie wir möchten. Die Hoffnung auf Einheit haben wir längst verloren. So stehen wir hinter unseren Fenstern und beobachten von dort, wie das Land zerfällt, wie die Welt und die Kirche in Stücke brechen. Wir trösten uns mit der Rede von der „bunten Vielfalt“, haben zu Recht Angst von Gleichmacherei und Diktatur, die sich gerne als Einheit ausgeben. Wir sind längst Einzelne geworden, durch und durch, die sich nur noch mit ein paar wenigen Gleichgesinnten zusammentun können, aber schon lange nicht mehr mit dem großen Ganzen. Was verbindet uns hier noch mit einer Gemeinde, in der der Ungehorsam gegen die Lehre zur allgemeinen Pflicht geworden ist? Welche Art von Einheit soll das sein, wenn ein Protestant das Amt, das Priestertum, die Gemeinschaft der Heiligen, die Kraft der Fürbitte, die Gegenwart Christi in den eucharistischen Gestalten leugnet und dennoch bei uns zur Kommunion gehen will? Welche Art von Einheit soll es geben, wo man auf die Frage: was genau wird eigentlich getötet bei einer Abtreibung? einfach keine Antwort erhält? Man spricht uns vom „Trend zur Diversität“. Theoretisch müssten sich Diversität und Einheit gar nicht ausschließen; konkret aber bedeutet Diversität genau dies: Verzicht auf Einheit.

Der Streit wird uns so lästig, dass wir alles durchwinken und nur entre nous schimpfen. – Wenn’s dir nicht passt, kannst du ja gehen. Wenn’s mir nicht passt, geh‘ ich halt. Das gilt in der Partnerschaft genauso wie in der Kirche. Treue, Durchhalten, Kämpfen, Einheit: nicht so modern gerade…

Paulus kämpft um die Einheit, das Vaterunser spricht von der Vergebung, und mir geht auf, dass beide zusammengehören. Aber in der Kirche gibt es keine Vergebung mehr. Die Täter bekennen (wenn es sehr gut geht) ihre Schuld, aber sie bitten nicht um Vergebung. Und die Opfer dürfen nicht vergeben. Niemals. Das würde ja bedeuten, die Tat gutheißen. Was ein Unsinn! Da ist noch ein Unterschied zwischen der Tat und dem Täter.

Die Vergebung dient der Einheit. Die Vergebung stellt die verlorene Einheit wieder her. Jene Einheit, die nicht bloß eine Zutat ist, kein glücklicher Zufall. Denn Jesus lehrt uns zu beten: Gib uns unser Brot. Vergib uns unsere Schuld. Da geht es doch um Gemeinschaft, also um Einheit. Gemeinschaft des Brotes. Gemeinschaft der Sünden. Ein Gott in drei Personen, unser Vater. Nicht mein Vater. Vater ist man ist nicht für sich allein.

Wo immer Menschen das Vaterunser beten, werden sie eine Gemeinschaft. Sie werden Gott wieder ähnlich, der sie doch nach seinem Bild erschaffen hat. Manchmal ist es ein Kampf, das Vaterunser zu beten. Aber es ist immer einfach. Ein paar Worte genügen. Und schlichte Aufrichtigkeit.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X