Hochfest der Dreifaltigkeit, 30. Mai 2021
Hochfest der Dreifaltigkeit, 30. Mai 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes [Geste] Wissen Sie, was das ist? Das österreichische Kreuzzeichen. – Machen Sie so Ihren Wein? Wickeln Sie so Ihr Kind? Erledigen Sie so Ihre Steuer? Küssen Sie so Ihre Frau? Wer das Kreuzzeichen mit Bedacht schlägt, ganz ruhig, der gewinnt einen klaren Moment, der ihn erhebt. Er begegnet dem dreifaltigen Gott. Das Kreuzzeichen, richtig gemacht, ist ein Gebet. Hochfest der Dreifaltigkeit. Heute. Vater, Sohn, Geist. Ein einziger Gott in drei Personen. Wo begegnen Sie diesem Gott? In jedem Kreuzzeichen. Jedes Mal, wenn Sie Weihwasser nehmen. In der Tauferneuerung. Die ist gar nicht so selten. Sie geschieht jedes Jahr in der Osternacht, bei der Erstkommunion und wieder bei der Firmung: Ich erinnere mich daran, dass ich getauft bin. Und stolz blicke ich geradeaus. Sie auch? Sind Sie stolz, getauft zu sein? Es muss in der Tat erinnert werden. Wir Menschen sind so vergesslich. Deswegen gibt es den Hochzeitstag. Staatsfeiertage. Jubiläen aller Art. Und die Feste des Kirchenjahres. Alles Erinnerungen an das, was uns wichtig ist. – Unser Alltag ist voller banaler Dinge, die uns beschäftigen. Aber jeder hier weiß, dass es gut wäre, öfter darüber nachzudenken, wohin wir eigentlich unterwegs sind. Sei es in der Klimakrise, der Pandemie oder der Politik. Oder der Glaube. Ich drücke mich auch vor diesen Fragen, weil sie mich ängstigen. Aber andererseits mache ich die Erfahrung, dass die Hl. Schrift und die Messe mich zu guten Gedanken anregen. Gedanken, die mein Leben reicher und besser machen. Ich bin so froh, dass ich Jesus Christus kennen darf! Heute erinnert mich die Kirche nicht einfach an Gott, sondern an den dreifaltigen Gott. Vater, Sohn, Heiliger Geist. Was bedeutet das? Ich habe ein Wort gefunden, das den dreifaltigen Gott gut beschreibt für uns: Offenheit. Offenheit für einander und nach außen, das ist Gott. Vater, Sohn und Geist stehen ja nicht neben einander wie drei Feldsteine. Nein, die Dreifaltigkeit ist ein Ineinander. Der eine offen für den anderen. Empfangen und geben, beides. – Verstehen Sie jetzt, dass dieser Gott das Modell ist für die Ehe, die Familie, jede Art von Gemeinschaft? Ineinander, statt nur neben einander. Empfangen und geben. Offen für einander und nach außen. Gott teilt sich mit. Er gibt. Vater, Sohn und Geist teilen sich uns mit, jeder auf seine Weise. – Und was teilen wir mit? Jedes Leben ist eine Mitteilung an die anderen; schon das Auto, das Sie fahren, teilt den anderen etwas mit. Die Mission ist nicht nur irgendein Auftrag, sie ist das Lebensprinzip der Kirche. Ein Christ, der nicht mitteilt, dass er Christ ist: ein Unding. Christsein bedeutet, früher oder später, Öffentlichkeit. Wir sind alle getauft. Auf den Namen des dreifaltigen Gottes. Das müsste unserem Leben eine ganz bestimmte Prägung geben. Offenheit. Die Taufe macht den Christen offen in zwei Richtungen: auf Gott zu und offen für die Welt. Wer aber offen ist, teilt sich mit, ganz von selbst. Gott teilt sich mit; das nennen wir „Offenbarung“. Wir Christ*innen teilen uns mit; das nennen wir „Bekennen“. Wir bekennen! – Wenn die Firmlinge eine Mai-Andacht ankündigen, dann bekennen sie sich vor ganz Mailberg zu ihrem Glauben. Was bekennt der, der auf den Vater, den Sohn und den Geist getauft wurde? Er bekennt, dass diese Welt nicht aus einem Urknall kommt, sondern aus einer liebevollen Beziehung. Dass das Ur-Modell dieser Welt nicht eine Diktatur ist, auch keine Gewinntabelle, sondern Liebe. Wer Gott den Vater bekennt, sagt, dass diese Erde Schöpfung ist. Dass es also nicht allein Physik und Chemie gibt, sondern zuerst Wille und Geist. Wer sich zu Gott dem Vater bekennt, sagt den Politikern und Wirtschaftsleuten, dass diese Erde uns gegeben ist, aber nicht gehört. Er sagt den Unglücklichen und Einsamen, dass wir einen Vater haben im Himmel; dass Gott nicht eine anonyme Energie ist, sondern Person, also ein Gegenüber. Wer vor den Menschen Gott den Sohn bekennt, sagt ihnen, dass diese Welt schwer beschädigt ist, aber nicht verloren. Dass sie gerettet wurde. Dass der Tod besiegt ist. Durch Christus, der von den Toten auferstanden ist. Wer den Heiligen Geist bekennt, sagt den Menschen, dass es nicht bloß Natur gibt, nicht nur das hier, sondern auch Gnade. Gnade, die lebendig macht. Wer den Heiligen Geist bekennt, weiß, dass wir angesprochen sind und antworten können. Dass es also Verantwortung gibt und Vergebung. Geht Ihnen jetzt auf, welches Bild vom Leben Sie weitergeben, wenn Sie sich zum dreifaltigen Gott bekennen? Welche Chance Sie verpassen, was sie den Menschen verweigern, wenn Sie es nicht bekennen? Seien Sie einfach stolz auf Ihre Taufe. Und dankbar für diese wunderbare Chance. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören