Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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Pfingstmontag 2021

24/05/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Was ist die Bibel? Zuerst einmal: ein sehr altes Buch. Genauer: mehrere sehr alte Bücher in einem Band. Dann (und das ist für uns wichtiger): das Wort Gottes. Die Bibel ist das Wort Gottes für uns.

Das bedeutet: Die Bibel ist kein Ratgeberbuch, wie es ein netter Pensionist oder eine kluge Therapeutin schreiben könnte. Die Bibel hat nicht auf jedes Problem eine patente Antwort. Manches in ihr ist dunkel und schwer zu verstehen, manches ist überholt – und manches ist tatsächlich göttliche Weisung. Die wir brauchen, wenn wir nicht wissen, wie es weitergeht. Wenn wir in einer Krise stecken. Egal, ob die Krise nur privat ist oder die Gemeinde betrifft oder die ganze Kirche oder die ganze Welt: mit Hilfe der Heiligen Schrift können wir durchkommen.

Die ersten Christen landeten sehr schnell in einer Krise. „In jenen Tagen brach eine schwere Verfolgung über die Kirche in Jerusalem herein. Alle wurden in die Gegenden von Judäa und Samárien zerstreut, mit Ausnahme der Apostel.“ Katastrophe. So weit, so schlecht. Nun aber kommt das Entscheidende: „Die Gläubigen, die zerstreut worden waren, zogen umher und verkündeten das Wort.“ Ohne die Katastrophe wären alle zuhause geblieben. Das Wort von Jesus Christus wäre in den Jerusalemer Wohnzimmern verstaubt, irgendwo zwischen Sofakissen und Bildschirm. Nur weil es die Verfolgung gab, hörten die Völker der Welt das Wort Gottes. Christinnen und Christen, die hatten fliehen müssen, sprachen von Christus, irgendwo, überall. Das ist das ganze Geheimnis der Kirche. Sie erkennt in der Katastrophe die Chance. Was uns, menschlich gesehen, niederwirft, wird vom Heiligen Geist zu einem Auftrag und einer Chance verwandelt. Und siehe: Es gelingt!

Wir stecken in einer Krise, nicht wahr? Ich sage nicht, dass alles schlecht ausgehen wird; auch nicht, dass alles umsonst ist. Ich sage nur: Wir stecken in einer besonderen Herausforderung. In vielfältigen Herausforderungen: Klima-Katastrophe, Pandemie. Politik und Kirche moralisch ruiniert. Die Wirtschaft in den Händen wenig vertrauenerweckender Gestalten usw. usw. In Krisen hilft es, sich zusammenzunehmen, ruhig zu werden und die Situation zu analysieren. Was ist wichtig? Was unwichtig? Was kommt als Erstes? Was als Zweites? Also: Worauf kommt es an? Kommt es darauf an, dass die Pfarren bestehen bleibt? Oder / und dass sie bleiben, wie sie sind? Überlegen Sie! – Wie beten Sie? „Dein Reich komme!“ Nicht: „Die Pfarre bleibe!“ Auf das Reich Gottes kommt es also an. Und das hat so viele Orten und Arten und Wege. Dass sich das Reich Gottes ausbreite, darauf kommt es an. Und Gott sorgt dafür, dass das geschieht. Mit und ohne Pfarrverbände und Pfarrer.

Da bricht eine Verfolgung aus, die Christen müssen fort, irgendwohin – und bekehren dort, in der Fremde, viele Menschen zum Glauben an Christus. Das Reich Gottes breitet sich aus durch den Glauben an Christus. Auf dem Weg nach Jerusalem wählt Jesus 72 Jünger aus, die ihn ankündigen sollen: Das ist der Zusammenhang des heutigen Evangeliums. Warum 72? Weil man damals 72 Welt-Völker zählte. Das bedeutet: Geht zu allen Völkern! Ihr werdet Missionare sein, dort, wo ihr lebt. Sie aber leben wo? Hier. Auch hier gibt es viele verschiedene Völker und Menschen!

Das Reich Gottes ist mehr als die Kirche. Aber ohne die Kirche wird das Reich Gottes nicht sein. Christus hat die Kirche gegründet, damit das Reich Gottes sich ausbreitet (nicht damit Traditionen erhalten bleiben). Wer die Lesung studiert, versteht die Kirche: „Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samárien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin.“ Die beiden Apostel legen den Gläubigen in Samarien „die Hände auf und sie empfingen den Heiligen Geist“. Sie verstehen, was da geschieht? Die Christinnen und Christen, die aus Jerusalem geflohen waren, hatten in Samarien, in der Fremde also, Menschen für Christus gewonnen. Nun werden die Apostel aus Jerusalem geschickt, um zu bestätigen. Die Kirche beginnt niemals und nirgendwo bei null. Die Verbindung mit Jerusalem, mit den Aposteln, mit Rom ist wesentlich. Das Amt bestätigt, was aufgebrochen ist. Das Amt garantiert den Heiligen Geist. Die Amtsträger und die Laien gehören zusammen. So ärgerlich das sein kann.

Und was hat das mit Ihnen zu tun? Das Amt, das bin ich. Sie sind die Chaoten. Die gläubigen Chaoten. Sie durchqueren Krisen, Sie reden von Jesus, Sie beten zusammen, Sie leben so, dass andere aufmerksam werden und anfangen, sich für den Glauben zu interessieren. Sie tun all das, aber sie haben vielleicht keinen Pfarrer, keinen Bischof, nichts. Doch Sie halten durch. Bis eines Tages ein Geweihter kommt und besiegelt, was Sie geleistet haben. So könnte es gehen.

Das Amt müsste den Laien gar nicht misstrauen und die Laien dem Amt nicht. Voraussetzung: Beide sind wirklich gläubig. Bei Paulus war das so: „Denn ich habe von eurem Glauben an Jesus, den Herrn gehört.“ Ist es heute noch immer so, dass Laien und Priester gemeinsam glauben?

Die Heilige Schrift erzählt uns heute von Laien und Aposteln: Alle zusammen sind dankbar dafür, Christen sein zu dürfen. Die Taufe ist für sie alle ein Zeichen der göttlichen Erwählung. Und der Apostel sagt den Laien: „Der Gott Jesu Christi, unseres Herrn gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung. Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid.“

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

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