Pfingsten 2021
Pfingsten 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes Zwischen Frühling und frühem Sommer; wenn alles beginnt und wird; wenn noch nichts sich zum Ende neigt, sondern alles aufsteht und Frucht bringen will. Wenn die Menschen aufatmen, wieder hoffen und leben. Wenn sie sich nicht mehr wehren müssen gegen die Kälte und noch nicht müde sind von der Hitze: Dann ist Pfingsten. Fest des Heiligen Geistes und Geburtsfest der Kirche. Sie finden: Das passt beides nicht. Geist scheint ihnen das Gegenteil von Erde und Grün, die Kirche halten Sie für trocken und veraltet. Vielleicht weil Sie die Kirche in anderen Erdteilen nicht kennen? Ich widerspreche Ihnen also! Was keinen Geist hat, ist nicht lebendig. Menschen ohne Geist verstauben innerlich und haben keine Zukunft. Pfingsten ist das Fest der Lebendigkeit. Ohne Geist aber bloß Wuchern, keine Lebendigkeit. Sie meinen, Leben, das sei bloß von dann bis dann, von Geburt bis Tod. Leben, das sei Blutdruck, Verdauung und Schicksal. Geist klingt Ihnen nach Verstand, Bildung und Besserwissern. Aber braucht eine gute Winzerin nicht Geist? Wünschen Sie sich einen geistlosen Pfarrer, der nur auf Vorschriften reitet? Wollen Sie ein geistloses Kind oder eines, das Sie überrascht und zum Lächeln bringt? – Misstrauen Sie dem Geist nicht, denken Sie groß vom Leben, dann haben Sie ersten Zugang zum Pfingstfest. Heiliger Geist. Das ist der Geist, der von Gott kommt. – Es gibt auch bösen Geist. Schlauheit, Berechnung, kalte Logik, Verachtung, Neid: böser Geist. Wir hier, das ist Heiliger Geist. „Empfangt den heiligen Geist!“ Das sagt Jesus ja nicht bloß den Aposteln. Das sagt er auch den Frauen, den ersten Christen und Christinnen. Und uns. „Empfangt den heiligen Geist!“ Das sagt er Ihnen. Taufe, Firmung, Ehe, Weihe bedeuten: Menschen empfangen den Heiligen Geist. Nicht alle so wie sie könnten, wahrscheinlich keiner so wie er könnte; da ist immer mehr Geist als wir aufnehmen. Wir sind Sparflamme, der Heilige Geist ist Feuer. Der Mensch aber, der sich verschlossen hat, empfängt den Geist nicht. „Da erhob sich plötzlich vom Himmel her ein Brausen.“ Heftig, wie Feuer. Aber auch dies: „Nachdem er diese Worte gesagt hatte, hauchte er sie an…“ Eine zärtliche Geste, wärmend; sie überträgt Leben. Haben Sie als Kind nie einen kleinen Vogel angehaucht, der aus dem Nest gefallen war und ganz steif von Kälte? Gott hat das Universum erschaffen allein durch den Hauch seines Geistes. Der Geist kommt auf verschiedene Weise. Der Heilige Geist kann einschlagen oder sanft berühren. Aber er trifft immer. Nur was ausweicht, sich verschließt, was nicht Feuer fängt, das bleibt ohne ihn. Der Heilige Geist kommt: jetzt. Hier. In die Herzen aller, die glauben. Überlegen Sie also: Was bewegt mich? was trifft mich? was rührt mich an? Das, was Sie anrührt, das sind die Tore, durch die der Heilige Geist in Ihr Leben tritt. Bilder, Worte, Erfindungen, Erinnerungen, Menschen, Ereignisse, die Natur oder die Kunst: Alles das trifft unser Inneres. Das ist der Punkt: Ohne das Innere geht es nicht. Und Sie, wir alle sind in der ständigen Versuchung, unser Inneres, uns selbst herauszuhalten. Pfingsten ist das Fest der Wahrnehmung. Wer wahrnehmen will, muss sich auf einen anderen einstellen. Er muss begegnen. Weil es nicht immer nur um uns geht. Das Leben ist nicht unser Ding. Der Heilige Geist selbst ist der Gesendete; der, der an einen anderen erinnert. Immer geht es um Beziehungen. Pfingsten ist das Fest der Beziehung. Der Heilige Geist bewirke etwas, behaupten die Priester. Behaupten kann man viel. Wenn der Mann der Frau sagt: Ich liebe dich, muss eine ganze Menge zusammenkommen, damit sie es glaubt und er es selbst glaubt und etwas geschieht. Wenn Sie nichts, nie etwas spüren von der Kraft des Heiligen Geistes, wird Ihnen Pfingsten egal sein, und es wird in der Pfarre nichts geschehen. Also: Wann haben Sie in Ihrem Leben den Heiligen Geist gespürt? Oder bei anderen? Es gibt Anzeichen. Hier meine persönliche Auswahl von Zeichen des Heiligen Geistes in einem Leben: Bewegung. Der Heilige Geist bringt Dinge in Bewegung. Er ist in den Brüchen, Revolutionen und Überraschungen. Er ist die kreative Kraft, die im Chaos einen neuen Anfang setzt. Kann in Mailberg etwas Überraschendes passieren? In der Kirche? Positiv überraschend? – Anderes Zeichen: Stimmigkeit. Merken, vielleicht erst nach langer Zeit: es hat gepasst, das ist ein Zeichen des Heiligen Geistes. Er führt in die Wahrheit. Wenn es immer wahrer wird und nicht immer falscher, immer verlogener, dann wirkt der Heilige Geist. Wenn es zu Christus hinführt. Denn der Heilige Geist erinnert. – Anderes Zeichen: die Verbindung zur Kirche. Was ganz außerhalb der Kirche geschieht, gegen sie, das kann nicht vom Heiligen Geist sein. Denn wem sagt Jesus „empfangt den Heiligen Geist“? Der Kirche! – Der Heilige Geist wirkt Liebe. Das Lieblose kann nicht vom Heiligen Geist sein. Der Heilige Geist bewirkt das Gute. Das Böse kann nicht vom Heiligen Geist sein. – Anderes Zeichen: Der Heilige Geist stürzt Mächtige vom Thron. Das kann ein Angeber sein, der gedemütigt wird vom Leben. Eine Chefin, die eine Niederlage kassiert. Aber er stärkt auch: im Glauben. Er heilt: die gebrochenen Herzen. – Der Heilige Geist vereint: „Sie alle verharrten. Einmütig. Im Gebet.“ Wenn wir hier wirklich zusammen beten, dann ist der Heilige Geist da. Er ist das Licht, das in eine Dunkelheit einbricht. Über wen er kommt, in dem bewirkt er neue Kraft. Sogar die Kraft, das Unverzeihliche zu Verzeihen. Darin kommt der Mensch der göttlichen Liebe am nächsten. Für mich persönlich sind die wichtigsten Zeichen des Heiligen Geistes: Fügsamkeit. Lebendigkeit. Mit der Kirche sein. Fragen und Staunen. Denn plötzlich ist der Geist da. Von niemandem geplant, absichtslos. Einfach da. Wie die ersten Schwalben im Frühjahr. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören