Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

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6. Sonntag der Osterzeit, 9. Mai 2021

09/05/2021 


Die Predigt zum Anhören

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Sie hier: Knechte oder Freunde? Wie behandelt man Sie? – ÖVP und SPÖ: Feinde? Oder Freunde für Österreich? – Der Rechner, die Großstadt, die Ausländer, die Nachbarn, das Wetter: Feinde? Knechte oder Freunde?

Diese Fragen rühren an etwas Wichtiges: Ihre Grundeinstellung zum Leben. Wie gehen Sie ans Leben heran? Ist Ihnen alles zuerst einmal fremd und gegnerisch? Denken Sie nur in „nützlich“ oder „unnütz“? Oder sind Ihnen die Erde und das Leben zuerst Freunde? Ich glaube, jeder trifft diese Grundentscheidung: Vertrauen gegen Misstrauen, Wohlwollen oder Neid, Berechnung oder Begeisterung.

„Ich nenne euch nicht mehr Knechte; ich habe euch Freunde genannt“, sagt Jesus den Jüngern. – „Knecht“ sagt man ja nicht mehr. Man sagt auch nicht „Dienstmagd“. Heute sind Berufsbezeichnungen auf Englisch. Klingen toll, haben aber an der Sache nichts geändert. Eine Frau, die bei einer Reinigungsfirma angestellt ist oder bei H&M gegenüber, kann ihre Woche nicht planen. Sie bekommt einen Anruf und muss zur Stelle sein. Wie früher die Dienstmagd. Schwierig fürs Familienleben. Männer, die bei Amazon arbeiten, müssen in die Flasche pinkeln, weil ihre Pause zu kurz ist, um aufs Klo zu gehen. Hat man früher Knechte so behandelt? Es gibt sie noch, die Sklaven und die Knechte. Weil manche die Entscheidung getroffen haben: So ist die Welt eben, so muss die Welt sein, leider, leider, weil sie sonst halt nicht funktioniert. Ohne Knechte keine Kohle für den Chef.

Doch von solchen Knechten spricht Jesus gar nicht. Wenn es um die Beziehung zu Gott geht, ist „Knecht“ in der Bibel ein Ehrentitel. Die Propheten sind Gottesknechte, auch die Könige. Gott zu dienen, ist ja nicht etwas Niedriges.

„Freunde“ Gottes werden im ganzen Alten Testament nur zwei genannt: Abraham und Mose. Denen hat Gott nicht nur einen Auftrag gegeben, er hat sich ihnen sogar gezeigt, von Angesicht zu Angesicht. Und jetzt nennt Jesus viele seine Freunde! Von der Knechtschaft zur Freundschaft: Das ist die Message. Und damit ist die Frage: Können wir die Vereine, Gemeinden, Pfarren, die Parteien, das ganze Land auch so gestalten: von der Knechtschaft zur Freundschaft? Und mit „Freundschaft“ meine ich nicht etwas wie die Mafia-Familie („Bist eh Familie“, Sie erinnern sich…). Ich meine nicht das Treiben in den Hinterzimmern, wo die ganz dicken Dinger gedreht werden… Dazu gleich mehr.

„Der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut.“ Er macht einfach. Ist Ihnen dies das Wichtigste: dass die anderen einfach machen? Ihre Kinder, Ihre Angestellten, Ihre Nachbarn, die Politiker? Einfach machen? Glück ist etwas anderes. Glück ist: verstanden zu werden. Freundschaft bedeutet nicht, sich Posten zuschachern, sondern Vertrauen und Verständnis. Gegenseitigen (!) Austausch, Anteilnahme aneinander. Das meine ich mit Freundschaft.

„Nicht ihr habt mich erwählt. Ich habe euch erwählt.“ Die Initiative liegt bei Jesus. Dieser Mann bringt das Kunststück fertig, Herr zu sein und Freund zugleich. Jesus ist selbst gehorsam: Er tut den Willen des Vaters. Eine Mutter wird einfach nicht die beste Freundin ihrer Tochter, und welcher Sohn wünscht sich wirklich, dass der Vater mitkommt in den Club? Und nichts schlimmer, als Eltern, die vergessen, dass sie Kinder vor sich haben und sich beim Sohn oder der Tochter ausjammern. Autorität und Gehorsam lösen sich nicht einfach auf. Dennoch kann es eine Freundschaft zwischen allen in der Familie geben. Eine echte Gegenseitigkeit. Und natürlich Freude.

„Dies habe ich zu euch gesagt, damit eure Freude vollkommen ist.“ Der, der nur Knecht ist, wird nie echte Freude empfinden. Eine Welt, die nur über Herrschaft und Knechtschaft funktioniert, kann sich besaufen und amüsieren, aber echte Freude kennt sie nicht.

„Dies trage ich euch auf: dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt.“ Der Knecht erledigt einfach den Auftrag. Freundschaft aber macht kreativ und generös. Der Knecht schaut auf den Boden der Tatsachen und auf die Gebrauchsanweisung. Der Freund wird offen. Die Freude Jesu geht über auf die Gläubigen, und zusammen sind sie offen auf Gott hin. Nicht flüchtige Gefühle, sondern ein gemeinsames Wollen. So eine Freundschaft ist gemeint. Wohlwollen und Treue.

Eine Gemeinde muss nicht so sein, dass alle das Gleiche anhaben, alle ständig zusammen feiern, alle sich sympathisch finden. Aber statt Misstrauen und Missgunst Wohlwollen und Treue, das könnte es doch geben: in der Kirche, in einem Orden, im ganzen Land Österreich.

Treue. „Es gibt keine größere Liebe, als die, wenn einer sein Leben gibt für seine Freunde.“ Das beginnt in kleinen Schritten. Etwas von ihrem Leben geben schon die, die ihre Freizeit für das allgemeine Wohl geben. Solche Freundschaft formt echte Männer und echte Frauen. Wem Schminktipps aus dem Netz und Auto-Felgen aus Winterlingen reichen, der wird das freilich nie verstehen.

Sehen Sie, was Sie nicht für möglich gehalten hätten? Der echte katholische Glaube gestaltet die Welt. Er macht sie besser.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

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