Fünfter Sonntag der Osterzeit, 2. Mai 2021
Fünfter Sonntag der Osterzeit, 2. Mai 2021 Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ Wie bitte? Wir können ein Haus bauen, ein Auto kaufen, ein Kind zeugen, die Pizza aufbacken und eine ganze Menge mehr. Alles ohne Jesus. In Wahrheit, recht besehen können wir tatsächlich gar nichts ohne Gott. Schon weil es uns ohne Gott gar nicht gäbe. Nur weil Gott will, dass es uns gibt, sitzen wir hier. Durch den Sohn – das Wort – Christus ist die gesamte Schöpfung geworden, und „ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist“ (Joh 1, 3). Gott erhält alles im Dasein. Also auch die Taten. Und die Werke. Und die, die sie tun. Das Gute kann ohne Gott überhaupt nicht getan werden. Die Erbsünde hat den Menschen so geschwächt, dass wir das Gute zwar tun können, frei, verantwortlich, – aber nur wenn Gott es vorbereitet, mitträgt und vollendet. Nicht allein. „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer.“ So beginnt das heutige Evangelium, und es ist gut, das einen Moment weiterzudenken. Wenn Jesus der wahre Weinstock ist, dann ist alles, was Sie da draußen sehen und erleben nicht wirklich wahr; es ist relativ. Indem man liest und hört und denkt, stößt man zur eigentlichen Wahrheit vor: Gott, ohne den wir nicht sein können und nicht handeln können. Es ist gut, darum zu wissen. Es ist der Raum, in dem das heutige Evangelium steht. Doch Jesus geht es heute um etwas anderes. Um das Frucht-bringen. Wenn Sie möchten, können Sie auch sagen: Es geht darum, etwas zu bewirken, etwas zu gestalten und zu verändern. Jesus ist ja nicht in die Welt gekommen, damit alles bleibt, wie es ist. Und heute ist es an Ihnen. Christ*innen haben den Auftrag, die Welt zu gestalten. – „Dein Reich komme…“, das meint genau dies. Die Leute bewirken alles Mögliche, sie gestalten ihre Küche, den Garten, eine Firma, ein ganzes Land. Manche Frauen versuchen, einen Mann zu gestalten. Das geht in der Regel schief. In dieser Welt geschieht viel. Aber das Richtige? Was ist das Richtige? Und auch das ist wichtig: Woher kommt die Kraft zum Gestalten? Nur aus dem Ehrgeiz und dem Fleiß? Oder aus dem Glauben? Kommt die Kraft aus uns allein oder aus Christus und uns? „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.“ Das ist die Antwort auf diese Fragen. „Bleiben“ ist ein Schlüsselwort dieses Evangeliums. Bleiben bedeutet: treu sein, anhängen. Bleiben ist mehr als nur örtliche Nähe und Beisammensein. „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch.“ Hier sind Sie nicht das Gegenüber Jesu; Sie sind organisch, innerlich mit Christus verbunden: Die Rebe ist Teil des Weinstocks. Und das bedeutet: Die Jüngerin, der Jünger wird von innen heraus geformt. Von Jesus kommt die Lebenskraft. „Der Gute Hirt gibt sein Leben…“ – den Gläubigen. Der Gläubige lebt von ihm. Von uns braucht es dazu nur Treue. Immer wieder erneuerte Treue, ständig neues Einwilligen: „Ja, ich bleibe.“ Das ist der Punkt. Die Botschaft dieses Evangeliums ist: Bleibt in mir. Bleibt mir treu. Entscheidet euch für mich. Dann werdet ihr Frucht bringen, von selbst. Die Rebe entscheidet sich ja nicht, Frucht zu bringen. Die Rebe ist am Weinstock, mehr nicht. Der Rest ist Sache des Winzers. Die Verbindung mit Jesus wird Sie fruchtbar sein lassen. Ohne Jesus können Sie nur weiter wursteln und irgendwann, irgendwo Ehrenmitglied werden. Also bleiben Sie nicht bloße Beobachterinnen, bleiben Sie nicht Zuschauer, nicht Analytiker und Kritiker. Bleiben Sie nicht neutral. Es geht nicht um große Gefühle oder große Taten, es geht einfach darum zu wollen, was Jesus will. Es geht darum, dass Sie Jesus anerkennen. Sich immer wieder an seinem Wort orientieren. Wer das tut, der wird „eins mit ihm und lebt mit ihm“. Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors. Die Predigt zum Download finden Sie hier!Die Predigt zum Anhören