Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta

Aktuelles

Montag der dritten Woche nach Ostern, 19. April 2021

19/04/2021 


Die Predigt zum Anhören

Montag der dritten Woche nach Ostern, 19. April 2021
(Lesungen vom Donnerstag derselben Woche)

Im Namen des Vaters + des Sohnes + des Heiligen Geistes

Wer hat die Initiative? Wer stößt etwas an? Wer bewirkt? Erwachsene fragen so. Kinder fragen eher: Wer darf etwas? Kinder freuen sich darauf, endlich was zu dürfen, lang aufbleiben z. B. Erwachsene werden traurig, wenn sie merken, dass sie nichts bewirkt haben im Leben. Also, wer hat die Initiative? Einer auf der Straße? Ein anderer auf der Straße? Ganz oft sieht es nach Zufall aus. Oder so, dass eben einer schneller war, mutiger. Oder danach, dass zwei zur selben Zeit am selben Platz waren. Nichts dahinter: So sieht es aus.

Die Straße, „die von Jerusalem nach Gaza hinabführt. Sie führt durch eine einsame Gegend.“ – Mir gefällt das Bild der einsamen Straße. Sie haben, ich weiß, genug von der Einsamkeit. Ich habe genug vom Gerede, von Meinungen und vor allem von Strategien, Maßnahmen, Prognosen, Aufgaben. Auf einer einsamen Straße wird das alles immer ruhiger, und irgendwann ist es weg und Du gehst allein mit Dir selbst auf das Ziel zu. Denn es gibt ein Ziel.

Dass zwei Menschen, die sich auf einer einsamen Straße begegnen, miteinander reden, ist ziemlich wahrscheinlich. Naheliegend. Tun Sie das Naheliegende nicht ab! Achten Sie das was harmlos scheint. Denn der Mann, der eine Straße entlang geht, kann einer sein, der eben noch einen Engel gehört hat. Oder einer, dem der Geist etwas eingibt, genau in diesem Moment.

Sie zweifeln? Sie halten die Liebe auf den ersten Blick für möglich oder das Begehren auf den ersten Blick, aber zweifeln daran, dass Menschen den Heiligen Geist hören und folgen und das Richtige tun? Wollen Sie wirklich behaupten, wir würden immer allein entscheiden? Immer wissen, was wir tun? Immer wissen, was das gerade bedeutet, dieser Wagen, der vor uns herfährt, der Mensch, der uns dort entgegenkommt? Rechnen Sie mit allem. Rechnen Sie mit Gott.

„Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater ihn zu mir führt.“ So im heutigen Evangelium. Da ist sie wieder, die Frage: Wer hat die Initiative? Wer handelt wirklich? Sind wir allein?

Ich kann es nicht leiden, wenn die Leute ganz genau wissen: Das war Gott! Oder: Jesus würde das tun und jenes nicht! Oder: Maria hat geholfen! Nicht, dass es all das nicht gäbe, – aber wer sind wir, dass wir immer so genau Bescheid wissen? Und mehr noch: Muss man immer davon reden? Sind das nicht Dinge, die das Schweigen hüten sollte? Warum sind fromme Leute immer so meinungsfreudig? Ich halte schon die kaum aus, die mir ungefragt ihre Meinung übers Impfen sagen, was soll ich da mit Leuten, die mir ständig Gott, Jesus und die Jungfrau Maria erklären. Woher haben die dieses muntere Selbstbewusstsein? Glauben Sie mir: Ich habe zu vielen Dingen eine Meinung und weil ich alt bin und konservativ und einen üblen Charakter habe, ist diese Meinung oft sehr klar. Aber ich äußere sie nicht. Vielleicht weil ich aus einer Generation stamme, wo Kinder nur dann reden durften, wenn sie gefragt wurden. Und es Eltern gab, die gefragt haben anstatt auf ihr Smartphone zu glotzen.

Natürlich glaube ich, dass Gott handelt. Das glaube ich fest. Wer hat die Initiative? Gott. Wer stößt etwas an im Leben? Gott. „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater ihn zu mir führt.“ Das Evangelium sagt uns heute, wie der Glaube geht, und die Lesung ist das Bilderbuch dazu.

Gott ist der Anfang. Jesus beginnt nicht in Nazareth, Jesus beginnt bei Gott. Die Sendung Jesu beginnt beim Vater. Und dort endet sie auch. Christi Himmelfahrt bedeutet genau dies. Der Sohn kehrt zurück zum Vater.

Nicht nur das Werk Jesu beginnt bei Gott, sondern auch unser Glaube. Ohne die Initiative Gottes kann keiner glauben. Ohne Gott können wir nur meinen und unsere Meinung auf Facebook posten. Kein Mensch kann glauben ohne Gott. Ohne die Initiative des Vaters geht es nicht. Warum? Jesus zu erkennen, bedeutet: in das innerste Geheimnis Gottes eintreten. Jesus erkennen ist etwas anderes als eine Meinung über Jesus haben. Die allermeisten Leute haben irgendeine Meinung zu Jesus. Aber haben sie Jesus erkannt? Erkennen, wer Jesus in Wahrheit ist, der Sohn nämlich, also Zugang zum Wesen Jesu finden, das geht nicht, ohne dass Gott diesen Zugang eröffnet. Wir Menschen haben nicht von uns aus Zugriff auf das Geheimnis Gottes. Wir verstehen kaum ein Kochrezept, wir bringen es nicht fertig, die Schöpfung zu schützen oder eine Gemeinsamkeit in den Corona-Maßnahmen zu finden, aber Gott, den wollen wir verstehen? Gott erkennen, das geht nur, wenn Gott sich erkennen lässt.

Jesus ist der, der sich den Willen des Vaters zu eigen macht. Jesus lebt völlig auf den Vater hin. Nur deswegen kann er neues Leben schenken. Ebenso können wir dieses neue Leben nur dann empfangen, wenn wir nach dem Willen Gottes fragen. Der Anfang ist immer Gott. Wir empfangen.

Wer? Nur manche? Nur ganz bestimmte? Manche behaupten das. Die Genfer Calvinisten und die evangelikalen Christen in Amerika sind sicher: Nur reiche Leute kommen zu Gott. Aber Jesus spricht von allen Menschen. Und von Liebe. Beides bedeutet: Gott führt jeden zu Christus, und Christus führt jeden zum Vater. Jeden, der sich danach sehnt. Jeden, der fragt wie der Kämmerer der äthiopischen Königin. Es geht dabei nicht reine Innerlichkeit, nicht um etwas ganz Privates. Nein: Zwei Menschen studieren zusammen die Hl. Schrift. Zwei Menschen hören gemeinsam den Geist Gottes. Und dann? „Der Kämmerer sah ihn nicht mehr, und er zog voll Freude weiter.“ Er ist nicht einsam. Einsam ist nur die Straße.

Zum mündlichen Vortrag bestimmt, verzichtet dieser Text auf Quellenangaben. Jede Vervielfältigung und Veröffentlichung bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

Die Predigt zum Download finden Sie hier!

Souveräner Malteser-Ritter-Orden

Johannesgasse 2 - 1010 Wien - Österreich | T: +43 1 512 72 44 | E: smom@malteser.at

X